Die Augen der Überwelt
in den Schmutz!«
Vorübergehend eingeschüchtert, wich Bubach Angh ein Stück zurück.
»Angesichts dieser Unterbrechung«, sagte Cugel, »ist es vermutlich besser, wenn ich die magischen Kuppen in Verwahrung nehme, bis diese unverschämten Störenfriede gebührend gezüchtigt sind.«
»Nein«, entgegnete der Älteste. »Ein solches Verfahren ist nicht zulässig.« Er tropfte ranziges Öl in Cugels rechtes Auge. Doch nun schrie der enthärtete Bauer: »Mein Hut! Mein Kittel! Gibt es denn keine Gerechtigkeit?«
»Ruhe!« zischte die Menge. »Es findet eine Zeremonie statt!«
»Aber ich bin Bu...«
Cugel rief: »Setzt die magischen Kuppen ein, hoher Lord. Achten wir nicht auf diese Lümmel.«
»Lümmel nennst du mich?« brüllte Bubach Angh. »Ich erkenne dich jetzt, Halunke. Macht Schluß mit dem Ritual, Lord!«
Unerschütterlich fuhr der Älteste fort: »Ich setze Euch nun die rechte Kuppe auf. Ihr müßt dieses Auge eine Zeitlang geschlossen halten, um eine Sinnverwirrung zu verhindern, die Euer Gehirn schädigen könnte. Nun das linke Auge.« Er hob das Öl, doch Bubach Angh und der Entbärtete ließen sich nicht länger zurückhalten.
»Nicht, Lord, nicht! Ihr adelt einen Betrüger! Ich bin Bubach Angh, der Junker, der sich die Erhebung getreu verdient hat. Der vor Euch ist ein Vagabund!«
Der Älteste betrachtete Bubach Angh erstaunt. »Wahrhaftig, Ihr seht dem Bauern ähnlich, der einunddreißig Jahre Nahrungsmittel zu uns gebracht hat. Aber wenn Ihr Bubach Angh seid, wer ist dies?«
Der enthärtete Bauer schlurfte herbei. »Der herzlose Schurke, der mir die Kleider vom Leib und den Bart vom Gesicht raubte!«
»Er ist ein Verbrecher, ein Bandit, ein Vagabund ...«
»Gemach!« rief der Älteste. »Eure Worte sind unüberlegt!
Bedenkt, daß er in den Rang eines Prinzen von Smolod erhoben wurde!«
»Nicht ganz!« entgegnete Bubach Angh. »Er hat eines meiner Augen. Ich verlange das andere!«
»Welch peinliche Lage«, murmelte der Dorfälteste. Er wandte sich an Cugel: »Auch wenn Ihr vorher Vagabund und Meuchler wart, seid Ihr nun doch ein Prinz und Mann von Verantwortung. Was sagt Ihr?«
»Ich schlage Hiebe für diese ungebärdigen Flegel vor und dann ...«
Wutbrüllend sprangen Bubach Angh und der bartlose Bauer Cugel an, der aber hastig zur Seite hüpfte. Dabei öffnete er allerdings unwillkürlich das rechte Auge. Die unbeschreiblichen Wunder, die ihn geradezu überschwemmten, raubten ihm den Atem und brachten schier sein Herz zum Stocken. Gleichzeitig jedoch zeigte sein linkes Auge Smolod in seiner Wirklichkeit. Die Unvereinbarkeit war unerträglich. Er stolperte und prallte gegen eine Hütte. Mit einer Haue, hoch erhoben, kam Bubach Angh auf ihn zu. Doch der Älteste stellte sich zwischen die beiden.
»Seid Ihr von Sinnen?« rief er empört. »Dieser Mann ist ein Prinz von Smolod!«
»Für mich ist er ein Betrüger, den ich umbringen werde, denn er hat sich mein Auge erschwindelt! Soll ich einunddreißig Jahre geschuftet haben, damit ein Schurke den Lohn davonträgt?«
»Beruhigt Euch, Bubach Angh, wenn das Euer Name ist, und bedenkt, daß der Fall noch nicht völlig geklärt ist. Möglicherweise kam es zu einem Irrtum – zweifellos ein unbeabsichtigter, denn dieser Mann ist nun ein Prinz von Smolod, was gleichbedeutend mit leibhaftiger Gerechtigkeit und Weisheit ist.«
»Was man von ihm nicht sagen konnte, ehe er die Kuppe erhielt«, protestierte Bubach Angh. »Und da beging er die schändliche Missetat!«
»Ich kann mich nicht mit Spitzfindigkeiten befassen«, entgegnete der Älteste. »Wie dem auch sei, Ihr steht zuoberst auf der Liste, und beim nächsten Todesfall ...«
»In zehn oder zwölf Jahren?« rief Bubach Angh aufgebracht. »Muß ich noch länger placken und bekomme meine mir schon jetzt zustehende Belohnung erst, wenn die Sonne dunkel wird? Nein, das kann nicht sein!«
Der enthärtete Bauer schlug vor: »Nimm die andere Kuppe, dann bekommst du wenigstens die Hälfte deines Rechtes und verhinderst so, daß der Schurke dich ganz betrügt.«
Bubach Angh sah die Weisheit dieser Worte ein. »Ich werde mit einer magischen Kuppe beginnen. Dann töte ich diesen Buben und hole mir die andere, so wird der Gerechtigkeit Genüge getan.«
»Das ist nun wahrlich nicht der richtige Ton, von einem Prinzen von Smolod zu sprechen!« rügte der Älteste ungehalten.
»Pah!« schnaubte Bubach Angh. »Ihr solltet daran denken, daß wir von Grodz es sind, die Euch ernähren. Und wir denken
Weitere Kostenlose Bücher