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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Anschauung«, gestand Casmyre, der Denker. »Meine Philosophie setzt eine Reihe von Schöpfern voraus, jeder in seiner eigenen Art absolut. In Beipflichtung des weisen Pralixus sage ich: Wenn eine Gottheit möglich ist, muß es sie geben. Nur unmögliche Gottheiten werden nie sein! Der achtköpfige Zo Zam, der sich die heilige Zehe abschlug, ist möglich und existiert deshalb, wie die gilfigitische Schrift beweist!«
    Subucule öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloß ihn jedoch wieder. Roremaund, der Zweifler, wandte sich ab und blickte ins träge Wasser des Scamander.
    Garstang, der ein wenig abseits saß, lächelte nachdenklich. »Und Ihr, Cugel, der Schlaue, seid so ungewohnt zurückhaltend. Wie sieht es mit Eurem Glauben aus?«
    »Ich muß gestehen, er ist etwas verworren. Ich habe mich mit einer Vielzahl von Ansichten befaßt, und jede war auf ihre Art zutreffend. Ich hörte sie von den Priestern des Tempels der Teleologen; von einem verhexten Vogel, der Nachrichten aus einem Kästchen zog; von einem fastenden Einsiedler, der eine Flasche rosa Elixier trank, die ich ihm im Spaß anbot. Seine daraufhin erfolgenden Visionen waren widersprüchlich, aber bemerkenswert. Ich würde deshalb sagen, daß mein Weltbild sehr gemischt ist.«
    »Interessant«, meinte Garstang. »Wie ist es mit Euch, Lodermulch?«
    »Ha!« grollte Lodermulch. »Seht Ihr diesen Riß in meinem Umhang? Ich kann ihn mir nicht erklären. Wie soll ich da die Existenz des Universums erklären?«
    Andere wußten etwas zu sagen. Voynod, der Zauberer, sah den Kosmos als den Schatten eines von Geistern regierten Reiches, und diese wiederum abhängig von der geistigen Kraft der Menschen. Der fromme Subucule verurteilte diese Vorstellung als der gilfigitischen Schrift widersprechend.
    Diese Streitgespräche zogen sich endlos dahin. Cugel und ein paar andere, unter ihnen Lodermulch, wurden ihrer leid und setzten sich zu einem Glücksspiel mit Würfeln, Karten und Spielmarken zusammen. Die zunächst niedrigen Einsätze wurden immer höher. Anfangs gewann Lodermulch geringfügig, doch dann verlor er immer mehr, während Cugel ein Spiel nach dem anderen gewann. Schließlich griff Lodermulch ergrimmt nach Cugels Arm und schütteltemehrere zusätzliche Würfel aus seinem Ärmel. »Ah, was haben wir denn hier!« donnerte Lodermulch. »Mir war doch, als ginge es nicht mit rechten Dingen zu! Und hier habe ich den Betrüger aufgedeckt! Gebt mir sofort mein Geld zurück!«
    »Was erlaubt Ihr Euch!« brauste Cugel auf. »Wie kommt Ihr auf Betrug? Ich trage immer Würfel bei mir – ist das verboten? Soll ich vielleicht mein Eigentum in den Scamander werfen, ehe ich mich auf ein Spiel einlasse? Ihr schädigt meinen Ruf!«
    »Das interessiert mich alles nicht«, entgegnete Lodermulch. »Ich will lediglich mein Geld zurückhaben!«
    »Keinesfalls!« weigerte sich Cugel. »Mit all Eurem Gebrüll könnt Ihr keinen Betrug beweisen!«
    »Beweisen?« schrie Lodermulch schrill. »Bedarf es weiterer Beweise? Seht Euch doch nur diese Würfel an! Einige haben die gleiche Punktzahl auf drei Seiten, andere sind einseitig beschwert, daß sie kaum rollen.«
    »Kuriositäten, weiter nichts«, erklärte Cugel. Er deutete auf Voynod, der ihnen zugesehen hatte. »Hier ist ein Mann mit wachen Augen und scharfem Verstand. Fragt ihn, ob ihm eine Unredlichkeit aufgefallen ist.«
    »Keine«, erklärte Voynod. »Meiner Meinung ist Lodermulch übereifrig in seiner Beschuldigung.«
    Garstang kam herbei. Mit wohlüberlegten Worten versuchte er zu schlichten. »Vertrauen in einer Gesellschaft wie unserer ist von größter Wichtigkeit. Wir sind gute Gefährten und Gilfigiten. Von Bosheit oder Betrug kann keine Rede sein! Gewiß schätzt Ihr unseren Freund Cugel falsch ein, Lodermulch!«
    Lodermulch lachte bitter. »Wenn dieses Benehmen das übliche bei den Frommen ist, kann ich nur froh sein, daß ich nicht unter gewöhnliche Menschen geraten bin!« Ergrimmt zog er sich auf eine Ecke des Floßes zurück und bedachte Cugel mit drohendem und gleichzeitig verächtlichem Blick.
    Bekümmert schüttelte Garstang den Kopf. »Ich fürchte, Lodermulch fühlt sich gekränkt. Vielleicht, Cugel, wenn Ihr ihm als Zeichen der Freundschaft sein Gold zurückgeben würdet …« Cugel wies dieses Ansinnen von sich. »Es ist eine Sache des Prinzips. Lodermulch hat das angegriffen, was mir am teuersten ist – meine Ehre!«
    »Eure Einstellung ist lobenswert, und Lodermulchs Benehmen war wahrhaftig kränkend.

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