Die Augen Rasputins
ihren Rücken hinunter, legte sie auf ihre Hüften und zog sie noch ein wenig näher an sich. Preßte sein Becken gegen ihren Unterleib.
Er war sehr erregt. Sein Gesicht kam näher, so nahe, daß sie die Augen schließen mußte.
Und dann küßte er sie. So, wie er sie vor Jahren nur zwei- oder dreimal geküßt hatte. Zuerst war sie noch unsicher, glaubte auch, daß sie es nicht aushalten konnte. Da war noch der Geschmack seiner Zigarette. Aber das gab sich dann, es war auch nicht direkt ekelhaft gewesen. Und schließlich war es auch nur noch gut, fast so wie mit Eddi. Vielleicht war da auch gar kein Unterschied zwischen einem Mann und einem anderen.
Vielleicht war es wirklich nur die eigene Phantasie, die den Unterschied machte.
Er ließ ihre Hüften los, legte beide Hände um ihr Gesicht, als sie die Arme um seinen Nacken schlang. Mit den Lippen an ihrem Mund flüsterte er:
»Schmeiß mich raus, Püppi. Sag, ich muß vernünftig sein und ein bißchen was einkaufen. «
Das Murmeln verstummte, antworten konnte sie ihm nicht. Ihr wurde ganz weich. Mit Eddi war es auch oft so gewesen. Eine Hand strich an ihrem Hals hinunter, über die Schulter zur Taille, zerrte das Hemd aus dem Hosenbund.
»Zieh das Ding aus, Püppi, komm, zieh es aus. Ich will dich ansehen. Zuerst ansehen, weißt du noch? «
Sie hielt sich mit beiden Armen an ihm fest, noch ein bißchen weicher jetzt. Er begnügte sich damit, das Hemd
hochzuschieben. Seine Hände auf ihrer Haut, ganz leicht, nur die Fingerspitzen strichen über den Rücken unter den Achseln vorbei zu den Brüsten. Er schob sie zurück, bis sie mit der Hüfte gegen den Arbeitstisch stieß. Und plötzlich ließ er sie los.
Er strich sich mit gespreizten Fingern das Haar aus der Stirn und lächelte. Es war ein ganz neues Lächeln, sie kannte es noch gar nicht.
»Und jetzt sind wir vernünftig «, sagte er.
»Den großen Moment heben wir für später auf. «
Dann ging er zur Tür.
Dorothea erkannte nicht einmal, wie sehr sie seine Nerven kitzelte, ritt weiter auf dem Thema herum, bis sie gegen halb zehn durch das Telefon unterbrochen wurde.
Edmund ging in die Diele, nahm den Hörer ab. Für einen winzigen Moment von einer Mischung aus Hoffnung und
Widerwillen erfüllt. Darauf gefaßt, ihre Stimme zu hören. Es tut mir leid, Eddi. Oder auch Ed! Aber es war nicht ihre Stimme.
Gerda Winzen, längst nicht mehr so sicher wie in der Nacht.
Ziemlich kleinlaut. Dorothea kam ebenfalls in die Diele, blieb abwartend neben ihm stehen. Als er ihr ein Zeichen gab, nahm sie den Zweithörer und hielt ihn sich ans Ohr.
Gerda Winzen hatte Angst, Edmund könne tatsächlich zur Polizei gehen.
»Diese verfluchten alten Geschichten «, murmelte sie ins Telefon. Sie war sehr schlecht zu verstehen.
»Das muß man doch nicht alles wieder aufwärmen. Wenn ich Ihnen hätte helfen können, gestern abend, hätte ich’s getan. Ehrenwort! Ich hätte Sie in der Nacht noch angerufen, mein Mann hat einen festen Schlaf. Aber ich hab’ keine Ahnung, wo Schramm sich rumtreibt, was er vorhat und mit wem er jetzt zusammen ist. Bei mir war er nicht. Warum hätte er denn auch zu mir kommen sollen? «
»Immerhin waren Sie damals mit ihm liiert. «
Edmund wunderte sich ein wenig, wie ruhig seine Stimme klang, so beherrscht und gefaßt. Dorothea schien sich ebenfalls darüber zu wundern. Der Blick, mit dem sie ihn von der Seite betrachtete, bestand nur aus Unsicherheit. Anscheinend wußte sie nicht, was sie von der zur Schau getragenen Ruhe halten sollte.
Gerda Winzen lachte einmal auf. Sie rief von einer
Telefonzelle aus an. War unterwegs, um Einkäufe zu machen.
Von ihrer Wohnung aus anzurufen, hatte sie nicht gewagt, ihr Mann war daheim. Der wußte nicht, wie das damals gewesen war. Und er mußte es auch nicht erfahren.
»Liiert «, wiederholte Gerda Winzen,»wie sich das anhört!
Hören Sie, mit dem konnte man nicht liiert sein. In der Hinsicht brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Der wird Ihre Frau nicht anrühren, der nicht. Wenn er was mit ihr vorhat, dann braucht er sie für irgendein krummes Ding. Für was anderes hat er mich damals auch nicht gebraucht. «
»Sie hatten kein Verhältnis mit ihm? «
Edmund glaubte ihr nicht. Auch Dorothea schien skeptisch.
»Ich nicht «, antwortete Gerda Winzen,»und sonst auch keine, dafür leg’ ich meine Hand ins Feuer. Glauben Sie’s, oder glauben Sie’s nicht. «
»Ist er «, fragte Edmund ein wenig atemlos,»ist
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