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Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Titel: Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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noch nicht? Sie haben mir damals die beste aller Busverbindungen durch die dunkeldunkle Via Mala hinauf in die glatzköpfigen Höhen des San Bernardino gesucht, wofür ich Ihnen heute noch dankbar bin, Frau Robatscher. Ja, Ihnen ganz persönlich. Denn es ist doch gut, wenn man jemanden hat, an den man seinen Dank richten kann, eine Person, meine ich. Denn soll ich etwa dem Toband sagen: Tausend Dank? Sehen Sie, so wichtig ist es, dass es noch Personen gibt hinter den Ziffern eins bis fünf bei der Zugauskunft, meine ich.
    Herr Faustini!, rief Frau Robatscher am anderen Ende der Leitung. Sie sind es wirklich, der einzige Anrufer in meiner gesamten Auskunftskarriere, der nicht nach der schnellsten Verbindung gefragt hat, und das auch nicht schnellstmöglich! Herr Faustini persönlich!
    Ich wollte mich von Person zu Person ganz herzlich persönlich bei Ihnen für die wunderbare Busverbindung bedanken, die Sie für mich ausgekundschaftet haben, liebe Frau Robatscher. Aber inzwischen ist viel geschehen, und weil man es bei der Zugauskunft immer zuerst mit einem Tonband und einer eingeschränkten Zahlenwahl zu tun hat ...
    Es war eine Freude, Sie als Kunden zu haben, Herr Faustini! Wie ist es Ihnen in Ascona ergangen? Haben Sie auf der Fahrt genügend Zeit für Ihre Gedanken gehabt?
    Mehr als genügend, liebe Frau Robatscher. Im Bus durch die Via Mala, wo man so richtig das Frösteln bekommen könnte, wenn man nicht hinter der Fensterscheibe säße, wo man aber leider keinen Augenblick aussteigen kann, um zu sehen, wie es vor der Fensterscheibe in der Via Mala wirklich ist. Dort im Bus und dann oben auf der Glatze vom San Bernardino, da ist mir so mancher Gedanke gekommen, weil da bleibt so viel Zeit, und Platz gibt es da oben genug, und was soll das Denken dann noch aufhalten, liebe Frau Robatscher. Darum wollte ich ja mit dem Bus über den Berg hinunter ins Tessin und nicht mit dem Schnellzug durch den Gotthard jagen. Ein ganz anderes Licht ist das im Tessin, das kann man nicht gut beschreiben, dafür müsste man schon ein Dichter sein, aber was will unsereins da anfangen herumzustottern. Waren Sie schon im Tessin, Frau Robatscher? Was frage ich auch, Sie waren bestimmt schon überall, bei Ihrem Auskunftsberuf, wo Sie doch alle Orte kennen müssen. Diesmal soll die Reise nach Edenkoben gehen, denn Frau Nussbächle hat gemeint, ich soll mich noch einmal aufmachen, um meinen Riss loszuwerden. Aber damit will ich Sie nicht langweilen, mit meinem Riss meine ich. Entschuldigen Sie, ich bin ganz durcheinander, weil Sie es sind, Frau Robatscher, ich hatte nicht geglaubt, im Leben noch einmal mit Ihnen persönlich sprechen zu dürfen, nur als Bild habe ich Sie da auf dem Rheindamm gesehen, als Bild, verstehen Sie? Aber das würde zu weit führen, zu weit weg auch von Edenkoben, seltsamer Name, finden Sie nicht auch, Frau Robatscher, hallo, sind Sie noch da, Frau Robatscher?, ich muss mich wirklich entschuldigen, ich rede sonst nicht so viel, aber weil Sie gleich hinter dem Tonband aufgetaucht sind, und weil Sie es sind, Frau Robatscher, das hat mich ganz durcheinander gebracht. Soll ich weiterbuchstabieren?
    Nicht nötig, Herr Faustini. Ich habe Ihr Edenkoben gefunden. Zweimal umsteigen. In Ulm. Dann mit dem ICE bis Mannheim. Dann mit der Regionalbahn nach Edenkoben. Edenkoben in der Pfalz. Es soll schön sein dort. Da wird es Ihnen bestimmt gefallen, Herr Faustini. Sie haben einen Riss, sagen Sie? Hoffentlich nichts Ernstes? Fahren Sie auf Kur?
    So kann man es sagen, liebe Frau Robatscher, auf Kur, aber anders, weil ich weiß noch nicht, wie die Kur aussehen wird.
    Lassen Sie sich überraschen, Herr Faustini, bestimmt haben Sie gute Ärzte dort und alles verheilt rasch.
    Ärzte habe ich nicht direkt dort, es ist mehr eine Suche, liebe Frau Robatscher.
    Sie suchen jemanden in Edenkoben, lieber Herr Faustini?
    Ja, das heißt, nicht direkt suchen, zumindest nicht jemanden, verstehen Sie?
    Äh ... ja ...
    Es ist wie damals mit der Busfahrt, zu der Sie mir so glänzend verholfen haben, Frau Robatscher. Zuerst waren da nur der Ort und die Auskunft. Dann war die Busfahrt und während der Busfahrt entstand der große Raum und im Raum die Überfülle an Zeit. Das alles unbeachtet und ungenützt, als würde es kein Mensch sehen. So fing es an, ganz unscheinbar. Und ein bisschen ist es auch mit der Suche und dem Riss und dem Namen Edenkoben so. Edenkoben in der Pfalz. Denn mehr als ein Name ist Edenkoben nicht für mich. Aber dabei wird

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