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Die Auserwahlte

Die Auserwahlte

Titel: Die Auserwahlte
Autoren: Vampira VA
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leichtes Spiel haben würde. Die Blutsauger waren gewarnt, und sie würden sich nicht von ihr täuschen lassen.
    Aber die ganze Aktion hatte ihr auch deutlich gemacht, daß sie es sich nicht erlauben konnte, ihr Bedürfnis nach Nähe, nach Schutz und Geborgenheit und nach Liebe auf Dauer zu stillen. Sie durfte niemanden dieser Gefahr aussetzen, in der sie fortan immer schweben würde.
    Wer immer auch an ihrer Seite wäre, er würde zum bevorzugten Opfer der noch verbliebenen Vampire werden. Denn irgendwann würden die Blutsauger wohl zur gemeinsamen Jagd auf sie blasen. Spätestens dann, wenn sie begriffen, weshalb es Lilith überhaupt gab.
    Ein schluchzender Laut tropfte wie eine Träne von ihren vollen Lippen.
    Alle Überlegungen brachten keine wirkliche Lösung. Egal, wie Li-lith sie ordnete und miteinander verknüpfte, sie führten nur immer wieder zu einem Ergebnis: daß sie nichts, gar nichts tun konnte außer ihrer Bestimmung zu gehorchen.
    Daß sie das Leben führen mußte, zu dem ihre Mission sie zwang. Ein Leben, das nicht lebenswert sein sollte, sondern nur Strafe. Strafe für all das, was sie in ihrem vorherigen Leben angerichtet hatte und an Schuld auf sich geladen hatte.
    Eine Schuld, die sie nur vielleicht und mit sehr viel Glück abtragen konnte.
    Und mit etwas Gottvertrauen vielleicht .
    Ein kleines Lächeln huschte bei dem Gedanken, der nicht einer gewissen Ironie entbehrte, über ihr Gesicht.
    Aber es gefror in ihren Zügen zu einer Grimasse, als sie den Blick hob, um sich der geradezu riesigen Silberscheibe des Mondes zuzuwenden, in dessen milchigem Licht sie ein kleines bißchen Trost und Kraft zu finden hoffte.
    Vielleicht hätte sie es nicht einmal bemerkt, wenn sie auch nur ein paar Minuten später hingesehen hätte.
    Vielleicht hätte sie die dunklen Punkte dort auch nur für einen gewaltigen Vogelschwarm gehalten.
    Aber sie sah jetzt hin, genau in dem Moment, da die schwarzen und sich bewegenden Tupfen am Rund des Mondes vorüberzogen.
    Und sie erkannte sie als das, was sie waren.
    Fledermäuse!
    Eine fast unzählbare Schar, die keinen Anfang zu haben und kein Ende zu nehmen schien. Beides verschmolz mit dem dunklen Firmament. Nur im Gegenlicht des Erdtrabanten waren sie zu sehen.
    Obwohl sie die Fähigkeit, Vampire zu erspüren, eingebüßt hatte, wußte Lilith, daß es sich bei den Fledermäusen dort nicht um gewöhnliche Tiere handelte.
    Es waren ohne jeden Zweifel Vampire, die dort als gewaltiger Schwarm über den Himmel zogen, alle in nordwestlicher Richtung.
    Wohin?
    Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Sie kostete Lilith nicht mehr als ein Quentchen Konzentration.
    Und wenig später war sie Teil des flatternden Schwarmes.
    Wenn sie sich auch ganz an seinem Ende hielt.
    * »Er ist schon gewachsen, nicht?«
    Die Ehrwürdige Mutter saß auf der Bettkante und streichelte das dunkle, flaumige Haar des Kindes, das sich davon jedoch nicht beirren ließ und weiter an der Brust seiner Mutter saugte.
    Rebecca sah kurz in Mariahs Gesicht und entdeckte darin auch jetzt jene seltsame Mischung aus Glückseligkeit und süßem Schmerz, und inzwischen wußte sie auch, was der Freundin wehtat.
    Dutzende kleiner Grinde waren mittlerweile auf den Höfen ihrer Brustwarzen zu sehen, und mit jedem Mal, daß sie ihr Kind stillte, kam eine neue kleine Wunde hinzu.
    »Ja, er ist schon richtig groß geworden, unser Kleiner«, sagte Rebecca nach einer Weile und faßte spielerisch nach einem der beiden Füßchen, die wohlig strampelten.
    »Er wächst schnell«, stellte die Ehrwürdige Mutter fest.
    Viel zu schnell, wollte Rebecca automatisch sagen, doch die Worte verwehten in ihr, lange bevor sie ihren Lippen auch nur nahegekommen waren.
    Mariah nahm den Jungen von der linken Brust, drehte ihn in ihrem Arm und setzte ihn an die rechte. Im Moment, da er sich festsaugte, verzog sie wieder das Gesicht, doch schon im nächsten Moment übertünchten ihr Lächeln und das Strahlen ihrer Augen allen Schmerz.
    »Er muß ein großer Junge werden«, sagte sie nach einer Weile. »Schließlich erwartet ihn eine große Aufgabe.«
    »Möchtest du uns von dieser Aufgabe erzählen?« fragte die Ehrwürdige Mutter.
    »Ja, bitte, tu's doch«, fiel Rebecca mit ein.
    Mariah lächelte hintergründig.
    »Ich würde es gern. Doch die wahre Größe dieser Aufgabe ist auch mir nicht bekannt.«
    Einen Augenblick lang schien es, als lauschte sie einer Stimme, die nur sie hören konnte. Und dann fuhr sie in verändertem und
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