Die Auserwahlte
entdeckt hatte, wußten, wonach sie suchten. Und sie wußten ebenso untrüglich, wo sie es finden würden.
Ihn ...
Die junge Nonne langte bei der Krippe an, beugte sich vor und bettete ihren Sohn auf Stroh.
Lächelnd trat sie zurück, sah noch sekundenlang auf das Kind hinab und wandte sich dann an ihre Schwestern, die mit dem gleichen Lächeln um die Krippe herumstanden und ebenfalls den Blick kaum von dem Kindlein lassen konnten.
»Laßt uns hinausgehen und den Besuchern den Weg weisen«, sagte Mariah.
Geschlossen verließen die Nonnen die entweihte Kapelle und traten hinaus auf den Klosterhof. Genau in dem Moment, da die ersten Gäste aus der Nacht stürzten.
* Brandon und Laura schrien.
Weil sie nicht wußten, welches Glück ihnen widerfuhr.
Das Glück nämlich, daß Lilith - und nur sie - es war, die auf sie aufmerksam geworden war. Sie verstand nicht, weshalb alle anderen Vampire - und es mußten Hunderte sein! - achtlos vorübergezogen waren, als würden sie von irgend etwas regelrecht angezogen. Aber letztlich zählte nur, daß es so war.
Lilith nutzte die Chance, das junge Pärchen, das nackt in dem Fahrzeug saß, zu retten vor dem, was vielleicht noch kommen konnte.
Unter ihrem zwingenden Blick verstummten die beiden Jugendlichen, und Sekunden später erinnerten sie sich nicht mehr daran, daß sie Lilith begegnet waren.
»Verschwindet!« befahl sie.
Der Junge startete den Motor, wendete den Pickup und fuhr mit seiner Freundin davon.
Erst als die Heckleuchten in der Dunkelheit zu winzigen roten Punkten zusammengeschmolzen und schließlich ganz verschwunden waren, fiel Lilith ein, daß sie den beiden vielleicht besser noch befohlen hätte, sich anzuziehen. Es mußte ihnen eine ganze Reihe von Peinlichkeiten einbringen, wenn sie jetzt etwa von einer Polizeistreife angehalten wurden.
Aber andererseits waren sie womöglich einem ungleich schlimmeren Schicksal entkommen ...
Lilith drehte sich um, verwandelte sich erneut und stieg wieder auf.
Wie sie schon zuvor beobachtet hatte, schien das Ziel des Schwarmes, zu dem sich im Laufe des Fluges übrigens weitere gesellt hatten und der damit zu einer regelrechten Wolke angewachsen war, groß genug, den Mond zu verdunkeln, ganz in der Nähe zu liegen. Die ersten der Vampire setzten bereits zur Landung an, und Lilith konnte in einiger Entfernung etwas wie einen großen schwarzen Flecken inmitten der blattlosen Wälder ausmachen.
Sie flog näher, vorsichtig, um nicht von möglichen Nachzüglern entdeckt zu werden, und erkannte, daß das Ziel der Vampire eine Ansammlung verschieden großer Steingebäude war, die von einer ringförmigen Mauer umschlossen wurden. Ein Turm ragte über die Dächer der Gebäude, und in ihm schimmerte etwas metallisch im Mondlicht.
Glocken.
Eine Kirche?
Ein ... Kloster!
Lilith ließ sich in sicherer Entfernung im kahlen Geäst eines Baumes nieder, der hoch genug war, daß sie hinter die Klostermauer sehen konnte.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu beobachten.
Doch auch dann erschloß sich ihr noch lange nicht, was da vor ihren Augen tatsächlich geschah.
Es begann damit, daß sie nicht verstand, weshalb die Vampire freiwillig den Fuß auf geweihten Boden setzten - wie sie es überhaupt tun konnten !
Und es setzte sich damit fort, daß die Ankömmlinge - und es waren tatsächlich Hunderte! -, kaum daß sie sich in menschliche Gestalt verwandelt hatten, von den Bewohnerinnen des Klosters richtiggehend willkommen geheißen wurden. Lilith verstand zwar über die Entfernung nicht, was gesprochen wurde, doch die Gesten der dunkelgekleideten Frauen dort redeten eine ganz eigene und sehr deutliche Sprache.
Die Vampire, allesamt mitleiderregende, ausgezehrte Gestalten, trotteten kraftlos und wie in Trance auf die breite Tür des Gebäudes zu, neben dem der Glockenturm in die Höhe ragte, und verschwanden darin. Immer mehr Blutsauger gingen in die kleine Kirche oder Kapelle hinein . und nicht ein einziger trat wieder heraus.
Bis schließlich auch der letzte Besucher das Gebäude betreten hatte. Die Nonnen folgten ihren sterbenskranken Gästen nach, und dann präsentierte sich der Klosterhof Liliths Blicken wieder so leer, wie er zu dieser Zeit wohl für gewöhnlich sein mußte.
Obwohl sie die Schritte und die Geräusche der Bewegungen der Vampire und Schwestern nicht wirklich gehört hatte, hielt jetzt doch etwas wie Totenstille Einzug.
Kein Vogel, der aus seinem Schlaf hochgeschreckt war, ließ sich vernehmen, und
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