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Die Auserwahlte

Die Auserwahlte

Titel: Die Auserwahlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Kreuz auf den Türhälften.
    Das Schweigen gewann in endlosen Minuten eine regelrecht bedrückende Qualität. Rebecca hatte den Eindruck, die Luft würde so schwer, daß sie kaum noch zu atmen war. Das Blut rauschte Sturzbächen gleich durch ihre Adern, und ihr Puls dröhnte wie dumpfer Trommelschlag in ihren Ohren.
    »Möchtest du mir etwas berichten?«
    Endlich - endlich! - brach die Ehrwürdige Mutter das Schweigen, und obwohl die Situation an sich dadurch um keinen Deut leichter wurde, fühlte Rebecca sich plötzlich wie befreit. Fast so schwerelos, daß sie meinte, wenigstens ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben.
    »Nun?«
    Das Hochgefühl in Rebecca währte nicht lange. Dieses eine Wörtchen genügte, es zu zerstören. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß die Wortwahl der Mutter Oberin zwar den Gedanken nahelegte, es könnte sich um eine Frage gehandelt haben, doch ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, daß es ein Befehl zum Reden gewesen war.
    »Was sollte ich Euch erzählen, Ehrwürdige Mutter? Ich weiß nicht, wie es dazu kam«, sagte Rebecca leise und ohne auch nur in die Richtung der Älteren zu sehen. Die Hände gefaltet, wies sie mit dem Kinn auf Mariah.
    »Schwester Mariah hat dir nie etwas davon erzählt?« hakte die Mutter Oberin nach.
    »Nein, nie.«
    »Auch nicht bei euren - kleinen Zusammenkünften?«
    Die Spitze der Worte traf Schwester Rebecca mitten ins Herz. So schmerzhaft, daß sie tatsächlich zusammenzuckte, sich beinahe krümmte.
    Sie wollte die Ehrwürdige Mutter ansehen, weil sie mit einem einzigen Blick wohl hundertfach leichter um Vergebung hätte bitten können als mit Worten, doch sie schaffte es nicht, den Kopf auch nur um eine Winzigkeit zu drehen.
    »Ihr wißt ...?«
    »Saint Catherine's ist nicht groß genug, als daß mir irgend etwas entgehen könnte.«
    »Und Ihr habt ...?«
    »Es ist nicht an mir und es steht mir auch nicht zu, euch zu richten oder zu strafen. Ein anderer wird dereinst über euch urteilen. Wenn körperliches Verlangen euch längst nicht mehr interessiert, werdet ihr euch für den Bruch eurer Treue zu Ihm zu verantworten haben«, erklärte die Ehrwürdige Mutter mit unverändert tonloser Stimme. Es klang, als würde sie einen Psalm herunterbeten, ohne wirklich zu verstehen, was er bedeutete.
    Wieder wurde es still, und diesmal war Rebecca fast dankbar dafür. In den Jahren in Saint Catherine's hatte sie gelernt, stumm und ohne Tränen zu weinen, und so tat sie es auch jetzt. Dann, als sie sich ein wenig gefangen hatte, war sie selbst es, die das Schweigen brach.
    »Ist Schwester Mariah denn tatsächlich ...?« setzte sie an und brachte dieses eine Wort dann doch nicht über die Lippen. Wieder konnte sie nur zu der Schlafenden hindeuten. Doch ihre Geste meinte weniger Mariah als vielmehr das, was sich unter dem Laken abzeichnete.
    »Es ist nicht zu übersehen, oder?« erwiderte die Mutter Oberin.
    »Aber ... es geschah auf eine so seltsame Weise. Das ist nicht - natürlich«, sagte Rebecca in fast verzweifeltem Tonfall.
    »Die Wege des Herrn sind oft unergründlich«, meinte die Ehrwürdige Mutter.
    Wieder sahen die beiden Frauen auf die junge Schwester. Mariahs Gesicht wirkte noch immer erschöpft, ihre Züge eingefallen. Aber zugleich war da etwas, das zumindest Rebecca überraschte und trotz seiner Unauffälligkeit davon überzeugte, daß alles so war, wie es den Anschein hatte: Ein glückliches Lächeln umspielte die Lippen der Schlafenden.
    Das Lächeln einer werdenden Mutter .
    »Und du weißt wirklich nichts darüber?« stellte die Oberin ihre Frage noch einmal mit anderen Worten.
    »Nein«, sagte Rebecca lahm. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Schwester Mariah je ... so etwas getan haben könnte.«
    »Nun, du mußt es ja wissen«, entgegnete die Ehrwürdige Mutter, und wenngleich der Spott in ihrer Stimme kaum zum Ausdruck kam, verletzte er Rebecca doch zutiefst. Dieser Ton, er besudelte das Wunderbare, das zwischen ihr und Mariah gewesen war .
    Doch der Schmerz darüber verging in der Erinnerung an das, was sie vorhin - vor wenigen Minuten eigentlich erst - im Duschraum hatte mitansehen müssen, bevor sie Hilfe herbeigeholt hatte .
    . .. Mariah hatte sich weiter wie in Krämpfen hin und hergeworfen. Doch zugleich war dieses Andere, dieses Unfaßbare mit ihr geschehen. Ihr Leib hatte sich verändert. Ihr Bauch hatte sich verformt, sich gebläht, als würde er aufgeblasen. In einer Geschwindigkeit, deren bloßer Anblick schon mörderischen

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