Die Ausgesetzten
alles
ihre
Schuld«, sagte er und zeigte anklagend auf Andrea. »Sie hat den Definator herausgenommen und weggeworfen. Mit Absicht!«
Andrea wurde kreidebleich und schüttelte wild den Kopf.
»Nein«, heulte sie auf. »Das hab ich nicht!«
»Für wen arbeitest du?«, fragte Jonas. »Gary? Hodge?«
Das waren HKs Feinde, die Andrea, Jonas und all die anderen verschollenen Kinder aus der Geschichte entführt hatten. Diejenigen,
die versucht hatten, Profit versprechende berühmte Kinder an Adoptiveltern in der Zukunft zu verschachern. Mit Jonas’ Hilfe
hatte HK die beiden Entführer ins Zeitgefängnis gebracht. War das Zeitgefängnis ein Ort, von dem man entkommen konnte?
»Ich arbeite für niemanden!«, rief Andrea. »Ich habe nur …« Ihre restlichen Worte konnte Jonas nicht mehr verstehen, weil sie in Schluchzen untergingen.
»Jonas!«, schimpfte Katherine und boxte ihm gegen die Schulter. »Ich hoffe, du hast einen guten Grund dafür, sie derart zu
beschuldigen und zum Weinen zu bringen!«
Einen Moment lang klang Katherine wie ihre Mutter und Jonas wurde ein bisschen weh ums Herz. Es war absolut möglich, dass
er und Katherine ihre Eltern niemals wiedersehen würden – wegen Andrea. Gleichzeitig beschämte ihn der mütterliche Ton seiner
Schwester. Er war normalerweise niemand, der andere zum Weinen brachte. Und er hatte Andrea, die so zerbrechlich und traurig
ausgesehen hatte, so gerne helfen wollen – wofür er sich jetzt, da er wusste, dass sie von ihr hereingelegt worden waren,
noch dümmer vorkam.
Wie konnte er so viele verschiedene Dinge gleichzeitig empfinden?
Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Sieh mal«, sagte er zu Katherine und deutete auf die kleine Tasche an Dares Halsband. »Sie sitzt hundertprozentigfest. Es gab überhaupt keinen Grund für Andrea, den Definator herauszuholen. Sie muss von Anfang an geplant haben ihn loszuwerden.
Deshalb hat sie sich so komisch benommen, seit wir hier angekommen sind.« Er dachte an ihr lautloses Weinen, daran, wie sie
gezögert hatte HK die Hand zu schütteln, und an ihr Beharren, sich in die Vergangenheit zurückschicken zu lassen, ohne zuerst
in Kenntnis gesetzt zu werden. »Besser gesagt, seit wir ihr wiederbegegnet sind.«
Katherine bückte sich, um die Tasche mit eigenen Augen zu betrachten. Sie zog in alle Richtungen und zerrte ebenso fest daran
wie Jonas. Dare winselte leise – vermutlich war das Gezerre für ihn nicht sehr angenehm – und Katherine ließ los.
»Also, Andrea?«, sagte sie misstrauisch.
Diese tat einen tiefen Atemzug, der drohte, sich wieder in ein Schluchzen zu verwandeln. Doch dann verzog sie das Gesicht
und bemühte sich offensichtlich die Tränen zurückzuhalten.
»Ich wollte den Definator nicht verlieren«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ehrlich. Das war ein Fehler. Aber …«
»Aber was?«, fragte Jonas. Er gab sich Mühe, kalt, hart und selbstgerecht zu klingen, wie die Staatsanwälte im Fernsehen.
Stattdessen waren ihm auch seine anderen, eher verwirrten Empfindungen anzuhören.
Er klang vor allem mitfühlend.
Andrea schniefte. Sie lehnte sich an den umgefallenen Zaun, zog die Beine an die Brust und schlang die Arme darum.
»Der Mann ist gestern Abend zu mir nach Hause gekommen«, berichtete sie. »Also am Abend bevor wir aufgebrochen sind. Ich weiß
nicht, wie er heißt oder für wen er arbeitet. Vermutlich hätte er mir auch nicht die Wahrheit gesagt, wenn ich ihn danach
gefragt hätte. Ich wusste, dass er aus der Zukunft kommt. Es sah aus, als würde er einfach aus der Wand heraustreten. Und
er wusste … zu viel. Über mich.«
»Ja und? Hat er dich erpresst?«, fragte Katherine. »Was hast du angestellt? Jemanden umgebracht?«
Jonas war klar, dass Katherine nur einen Witz hatte machen wollen, um die Stimmung aufzuhellen. Doch wie es schien, hatte
sie genau das Falsche gesagt. Kummer verdüsterte Andreas Gesicht und Jonas fürchtete schon, sie würde wieder die Fassung verlieren.
Dann legte sich, wie zuvor, eine Art Maske über ihr Gesicht, die alle Gefühle verbarg. Nur dass es diesmal nicht ganz so plötzlich
geschah oder nicht ganz so vollständig. Jonas hatte das Gefühl, immer noch Risse sehen zu können, kaputte Stellen, die sich
nicht schließen wollten.
»Niemand hat mich erpresst«, sagte Andrea. »Zumindest war es keine Erpressung wie im Fernsehen, wo es immer nur um Geld geht.
Er hat nicht einmal eine Gegenleistung verlangt.«
»Eine
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