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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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kann ich nur einmal. Wie heißt er denn?«
    Die Magd lachte laut auf. »Das muss dein Vater entscheiden. Komm, lass uns hochgehen.«
    »Bin ich sauber genug?« Emilia zeigte ihre Hände vor.
    »Ich denke, zum Schauen reicht es, Liebchen.«

4. K APITEL
    Hamburg brannte bis zum 8. Mai. Das Feuer hatte in der Nacht des 5. Mai in der Deichstraße am Nikolaifleet begonnen, sich in alle Richtungen bis zum Gänsemarkt, zur Petrikirche und Gertrudenkapelle und bis zur Binnenalster hin ausgedehnt. Mehr als ein Viertel der Stadt war zerstört. Einundfünfzig Menschen starben, fast zweitausend Häuser brannten nieder und zwanzigtausend Menschen wurden obdachlos. Einhundertzwei Speicher gingen mitsamt ihrem Inhalt in Flammen auf, drei Kirchen, das Rathaus, das Archiv und die alte Börse wurden vollständig zerstört.
    Unter den Obdachlosen waren nun auch Onkel Hinrich, seine Frau Wilhelmina und die vier Bediensteten Gregor, Dörte, Inge und Heinz. Heinz hatte so schwere Brandwunden erlitten, dass er ins Hospital gebracht werden musste. Die anderen zogen zu Bregartners auf den Familiensitz.
    Es war eine große Umstellung für alle. Sie mussten zusammenrücken und Platz schaffen.
    Emilia konnte kaum fassen, dass sie ihr Zimmer räumen und in die Mansarde ziehen sollte.
    »Du bist doch schon ein großes Mädchen«, versuchte Inken dasaufgebrachte Kind zu beschwichtigen. »Wir machen die Kammer schön für dich, ja? Mats wird uns helfen.«
    »Schön? Dort oben?« Emilia zog eine Schnute. »Warum kann ich nicht in meinem Zimmer bleiben?«
    »Du weißt, dass deine Tante ein eigenes Zimmer haben möchte. Schau, sie hat alles verloren. Wir müssen ein wenig Verständnis für sie zeigen.« Inken seufzte. »Immerhin bekommst du eine eigene Kammer, ich muss mein Zimmer mit Dörte teilen.« Sie beugte sich zu Emilia und flüsterte: »Dörte schnarcht.«
    »Oh nein.« Emilia schluckte, biss sich dann auf die Lippe. »Magst du mit mir in die Mansarde ziehen? Ich schnarche nicht.«
    Inken lachte, aber sie klang nicht fröhlich. »Das geziemt sich nicht, Kind. Und nun lauf, Mette wartet bestimmt schon auf dich.«
    Obwohl Dörte und Inge schon in der Woche nach dem Brand zu ihnen gebracht worden waren, halfen die beiden Frauen vom Gutshof noch einige Zeit weiter mit. Der Schreiner zimmerte in aller Eile einige neue Möbel, die Mägde nähten und säumten wochenlang die Kleidung, die die Schneiderin zurechtschnitt. Aber nicht nur Kleidung und Möbel wurden gebraucht, es fehlte an allen Ecken und Enden.
    Eilig wurde der Stall erweitert, in der Remise musste Platz für die beiden Kutschen geschaffen werden. Die Wand der Bade- und Waschstube wurde eingerissen und ein Anbau gemauert. Der Küfer fertigte Zuber und Waschbottiche an.
    Tante Minna war mit der geschneiderten Kleidung nicht zufrieden, sie bestand darauf, dass Hinrich mit ihr nach Lübeck und Kiel fuhr, damit sie sich dort neu einkleiden und das ein oder andere kaufen konnte.
    Anna, Emilias Mutter, war durch die Geburt sehr geschwächt, sie blieb lange bettlägerig. Die Familie sorgte sich und die Angst vor dem Kindbettfieber schlich wie ein Gespenst durch das Haus. Tante Minna schien das gerade recht zu sein, sie übernahm den Haushaltsvorstand.
    »Es ist ja nicht zu glauben, wie mittelmäßig und spartanisch deinBruder und seine Familie hier leben«, sagte sie zu Hinrich. Sie hatte wohl nicht bemerkt, dass Emilia in der Ecke der Stube saß und an einem Kleid für ihre Puppe nähte.
    »Wir sind hier auf dem Land, Minna«, sagte Onkel Hinrich und zündete sich eine Zigarette an.
    »Aber so kann man doch nicht leben, nicht in den heutigen Zeiten. Sie kochen ihre Seife selbst, ist das zu fassen?« Minna seufzte auf. »Und Anna besteht darauf, ihr Kind zu stillen, das ist doch nicht die Möglichkeit. Auch hier wird es doch wohl Ammen geben.«
    »Das ist doch nicht dein Problem.« Er schlug die Zeitung auf.
    »Natürlich ist es mein Problem, wie wir hier leben.«
    »Wir sollten froh sein, dass wir überhaupt hier sein dürfen, Minna. Genieß doch einfach die Ruhe und die gute Luft hier. In der Stadt hast du dich oft genug über den Lärm und Gestank beschwert.«
    »Nun ja, ich möchte trotzdem einiges ändern. Dörte soll die Küche übernehmen. Inken kocht ja wie eine Bäuerin. Sie weiß noch nicht einmal, wie man eine Consommé macht.«
    »Herrgott, Minna, Inken kann eine kräftige Brühe kochen, auch wenn du das anders nennst. Ihr Essen ist einfach, aber gehaltvoll und bekömmlich. Misch

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