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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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die Küche gestürzt.
    »Sie sind zurück, Mutter. Vater ist da!«, rief er, drehte auf dem Fuß um und rannte wieder hinaus. Emilia drückte sich in die Ecke. War das Feuer gelöscht? War sie brav genug gewesen?
    Johann Jörgensen taumelte in die Küche. Seine Haare waren angesengt, sein Gesicht schwarz vor Ruß, er roch nach Verbranntem.
    Emilia riss erschrocken die Augen auf. Wo war ihr Vater? Sie schlüpfte an dem Lotsen vorbei in den Hof. Dort stand das Gespann ihres Vaters. Mats, der Stallbursche, saß auf dem Kutschbock, fast hätte sie ihn nicht erkannt, er sah aus wie einer der Neger, die manchmal im Hafen waren. Neben ihm hing Ole, der Knecht, mehr, als dass er saß.
    »Wo ist Vater?«, fragte sie leise, doch Mats hatte sie gehört.
    »Fräulein Emma, was macht Ihr denn hier?« Er grinste breit und die weißen Zähne leuchteten in seinem schwarzen Gesicht.
    »Wir waren zum Kirchgang. Wo ist Vater?« Ängstlich spähte sie in die leere Kutsche.
    »Er ist schon daheim.« Mats lächelte schief.
    Plötzlich tauchte Ida hinter der Hecke auf. »Fräulein Emma bleibt noch ein wenig bei uns.« Sie sah Mats an. »Das ist besser so. Inken hat Suppe und Braten für euch vorbereitet. Sie wartet schon.«
    Mats nickte. Emilia schaute von ihm zu Ida. Ihr schien es, als hätten die beiden einander etwas gesagt, was sie nicht gehört hatte. Eine Botschaft, die sie nicht verstand. Erwachsene waren manchmal seltsam, dachte sie und ärgerte sich. Eigentlich wollte sie jetzt nach Hause und auf die Küchenbank kriechen. So sehr es ihr bei den Jörgensens gefiel, ihr Zuhause war dort oben auf dem Hügel.
    Ida zog sie in die Küche. »Komm, Emma, wir machen etwas zu essen. Inken hat mir ein schönes Stück Speck und etwas Schinken mitgegeben.«
    Sie legte beides auf den Tisch und sah Grete an. Wieder schienen die Erwachsenen sich durch Blicke zu verständigen. Das machten sie oft und Emilia verstand die Botschaften nicht, sie spürte nur, dass es um sie ging, irgendwie.
    »Hol Wasser«, wies Johann Kasper an. »Ich brauche ein Bad.«
    Kasper eilte in den Hof zum Brunnen. Die Jörgensens hatten keinen Knecht oder Burschen, alle harte Arbeit mussten sie selbst verrichten. Die Kinder mussten mithelfen, so gut sie konnten. Das war Emilia fremd, aber meist fand sie die Aufträge lustig. Die Gänse scheuchen, die Hühner füttern, Eier einsammeln, Ziegen melken. Meistens sah sie zu, manchmal half sie auch. Wasser holen hörte sich einfach an, aber Kasper stöhnte, als er einen Eimer nach dem anderen in die kleine Kammer neben der Küche schleppte, wo der Zuber stand.
    »Und?«, fragte Grete ihren Mann.
    Johann schüttelte nur den Kopf. »Du kannst es dir in deinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen. Es ist ein Grauen. Kein Ende in Sicht. Wir wollen uns ein wenig ausruhen und dann wieder in die Stadt fahren.«
    »Aber es gibt doch die Spritzleute und Mannschaften in der Stadt, was brauchen sie euch vom Land, Johann?«
    »Nein, das Feuer ist zu mächtig, als dass die Spritzleute allein damit fertig würden. Es brennt und brennt und brennt. Wir waren am anderen Ufer der Alster, der Wind weht Funken und Flammen und er dreht ständig. Wir mussten an jeder Ecke Brandherde löschen. Es ist eine Qual. Die meisten Siele sind ausgetrocknet oder voller Schlamm durch die Trockenheit, es gibt noch nicht mal genügend Wasser im Nikolaiviertel. Sie wollen Gebäude sprengen, wenn es nicht besser wird.«
    »Sprengen?« Grete sah ihn entsetzt an. »Sie wollen die Stadt sprengen?«
    »Nicht doch, du Dummchen.« Lachend hob er die Hand, wollte ihr über die Wange streichen, hielt dann aber inne und ballte die dreckigen Finger zur Faust. »Nicht die Stadt, nur einzelne Gebäude, um eine Brandschneise zu schaffen. Einen Graben, der das Feuer aufhält. Das Haus der Bregartners ist jedoch verloren, so wie viele andere.« Er seufzte. »Junge, ist das Bad bereit?«
    »Sogleich, Vater!«
    Das Haus der Bregartners ist verloren, hallte es in Emilias Ohren. Sie huschte hinaus, packte den Rock mit beiden Händen, hob ihn an und lief, so schnell sie konnte, den Hügel hinauf. Das Haus, unser Haus. Doch dann sah sie erleichtert die weiß verputzten Wände und das Schieferdach durch die Bäume auftauchen.
    In der Einfahrt stolperte sie über eine Wurzel und stürzte in den Kies. Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie und trieb ihr Tränen in die Augen. Sie richtete sich auf und bemerkte voller Schrecken, dass der gute Leinenrock zerrissen war. Ihre Wäschehose färbte

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