Die Auswanderinnen (German Edition)
furchtbar heiß geworden und ihr Busen presste sich gegen den Stoff ihrer Schwesterntracht, als ob er ihn sprengen wolle. Sie fächelte sich Luft in den Ausschnitt und tupfte mit dem umgeschlagenen Kragen schnell ein paar Schweißtropfen auf, die zwischen ihren Brüsten perlten.
Als sie am nächsten Abend ihre Schicht beendet hatte, stand er wieder auf dem Parkplatz, diesmal in Jeans und Hemd gekleidet, und wartete auf sie. Seine braunen Haare waren extrem kurz geschnitten und sie vermutete, dass er direkt vom Friseur kam. Ihr fiel auch auf, dass er eine sehr hohe Stirn hatte und dass seine Haut den gleichen rötlich-braunen Schimmer besaß wie sein Haar. Und dass er wache Augen hatte, die flink hin und her huschten und sie aufmerksam begutachteten, während sie auf ihn zuging. Wieder wurde ihr schlagartig und unangenehm bewusst, wie eng ihre Dienstkleidung war. Wie selbstverständlich begrüßte er sie, öffnete ihr die Fahrertür, ging dann um ihren Wagen herum und stieg auf der Beifahrerseite ein. „Ich habe kein Auto“, erklärte er ihr. „Bin mit dem Bus gekommen.“
„Woher wussten Sie, wann ich freihabe?“, fragte sie ihn mit belegter Stimme und räusperte sich verlegen.
„Ich warte schon seit drei Stunden auf Sie. Irgendwann mussten Sie ja rauskommen.“
Das hatte ihr so imponiert, dass sie ihm noch am selben Abend ihre Jungfernschaft schenkte, ohne Bedauern und ohne großes Getue, denn sie war sich bereits sicher, dass er der Richtige war. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis er ihre Eltern kennen lernte.
Johanna hatte den Fehler gemacht, ihren Eltern Kurt zu Beginn buchstäblich aufzudrängen, und sie konnte einfach nicht verstehen, warum diese ihren Auserwählten nicht genauso sahen, wie sie. Kurt war ein Mann ohne Fehl und Tadel. Er war kräftig, mutig, bestimmend – und männlich. Ausgesprochen männlich! Er liebte ihre üppige Figur, knetete und wälzte ihre Brüste mit seinen harten Händen, bis ihre Haut brannte und sie vor lauter Schmerzen und Lust aufschrie. Wenn er in sie eindrang, glaubte sie seine Gier kaum ertragen zu können. So sehr liebte er ihren Körper. Er war das Aufregendste, Schönste, Beste, das sie je erlebt hatte, und sie war stolz auf seine zügellose Leidenschaft. Natürlich konnte sie ihren Eltern kein Wort von den glühenden Liebesnächten erzählen, nach denen sie sich schon lange vor Feierabend verzehrte. Manchmal war die Sehnsucht nach seinen Händen so stark, dass sie sich nachmittags sogar auf der Toilette in der Klinik einschloss und mit geschlossenen Augen und geübten Fingern seine männliche Nähe herbeizauberte, um dann das Ziel zu erreichen, das seine Hände ihr verwehrten. Denn jedes Mal wenn er in sie eindrang, verlor sich ihr zehrendes, feuchtes Verlangen nach sexueller Erfüllung sofort. Er war einfach zu wuchtig und konnte nichts dafür, dass seine fordernden Stöße für sie zu grob und heftig waren und der Schmerz sie jedes Mal dazu brachte, ihn anzufeuern, damit es schneller vorbei war. Danach lag sie dann mit einem unerfüllten Ziehen in der unteren Bauchgegend neben ihm und versuchte manchmal zaghaft, seine Hände in die richtige Position zu manövrieren, damit er sie im Nachhinein befriedigte. Doch nie deutete er ihre subtilen Gesten richtig und sie wagte nicht, direkter zu werden. Nur beim Vorspiel fand sie manchmal, wenn er nicht zu hastig vorging, ihre Befriedigung, und obwohl er ihr Unvermögen diesbezüglich ziemlich schnell bemerkt hatte, störte es ihn nicht weiter. Im Gegenteil, er betrachtete den Grund für ihr Orgasmusproblem als eindeutigen Verdienst seinerseits. „Ist doch klar“, erklärte er ihr wiederholt und nicht ohne Genugtuung, „so wie ich gebaut bin! Da kannst du froh sein, dass ich vorsichtig bin und dich nicht in Stücke reiße! Andere Männer sind nicht so rücksichtsvoll. Wenn ein Mann erst mal in Fahrt ist, dann kann er einfach nicht anders. Dann muss es raus. Da kann man nicht mit Samthandschuhen ran. Frauen sind da anders. Anständige Frauen meine ich. Bei denen läuft alles im Kopf ab. Die brauchen es auch nicht so oft. Wenn sie es zu oft kriegen, haben sie bald keinen Spaß mehr daran, und dann lassen sie den Mann nicht mehr ran, und schon geht die Beziehung schief. Das kannst du mir glauben.“
Oh ja, sie glaubte ihm. Was er sagte, war bestimmt richtig, er war sehr erfahren in solchen Dingen. Es war eindeutig ihre eigene Schuld. Also machte sie es sich heimlich mit den Fingern und mit dem
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