Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
sorgen, wenn sie auch im Augenblick nicht wusste, wie sie das anstellen sollte. Erst jetzt bemerkte sie die Spritze in seiner Hand. Nur eine, das würde nicht für drei reichen. Simeon wandte sich Cara zu. Sie war bis zur Wand gewichen und starrte ihren Vater an.
„Cara, mein Liebes, du weißt doch, was du dem Höchsten schuldig bist. Du musst gehorchen, wie du es einst geschworen hast. Er wartet auf dein Opfer.“
Cara begann zu weinen. Ungerührt setzte Simeon die Spritze an. Anke verharrte einen Moment fassungslos. In der nächsten Sekunde wollte sie Cara zur Hilfe eilen, warf einen Blick zu Wolf und sah ihn auf die offene Tür starren. Anke folgte seinem Blick. Dort erkannte sie den Mann mit den asiatischen Gesichtszügen. In der Hand hielt er einen Revolver, der auf sie gerichtet war. Sie kam Cara nicht mehr zu Hilfe. Simeon wandte wieder das Wort an sie.
„Für Sie beide gibt es nicht die Linderung der Droge. Sie sollen es bis in die tiefste Faser ihres Körpers spüren. Erleben, leiden und dann Abschied von dieser Welt nehmen.“
Summend schloss sich die Tür. Wolf nahm sie in die Arme. Für einen Moment glaubte Anke, ihre Beine würden wegknicken. Wie hatte sie nur glauben könne, hier wieder lebend raus zu kommen? Und sie hatte Wolf mit hineingezogen. Das Gute war, dass sie zusammen sterben würden. Keiner blieb übrig und litt. Anke kämpfte gegen die Tränen. Schon viele gefährliche Situationen hatten sie gemeinsam durch ihren Job erlebt und durchgestanden, aber noch niemals waren sie dem Tod ausgeliefert gewesen. Als sie das erkannte, spürte sie all ihre gewonnene Kraft dahin schwinden. Wieso wurde das Haus nicht gestürmt? So blind konnten die Bullen doch gar nicht sein? Gab es da vielleicht noch etwas, was sie allesamt nicht wussten? Das Haus wurde doch observiert. Trotzdem waren die drei Männer drin einschließlich Cara, Wolf und sie selbst. Es war nicht zufassen. Die Beobachter draußen bekamen nichts von all dem mit. Sie konnte es nicht glauben.
„Wie spät ist es eigentlich?“ fiel es ihr laut ein. Sie löste sich aus Wolfs Armen.
„ Gleich zwanzig Uhr.“
Anke stöhnte innerlich. Ihre Nerven waren papierdünn. Sie schaute zu Cara. Sie saß wieder zusammengekauert auf der Matratze und lächelte vor sich hin. Was sie ihr wohl gespritzt hatten?, überlegte Anke. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Cara schien allem gegenüber gleichgültig zu werden. Anke dachte an das Baby, und die Situation wurde ihr mit einem Mal unerträglich. Sie glaubte, es keine Sekunde länger auszuhalten. Und schon brach es aus ihr heraus.
„Verdammt noch mal, warum tun die Bullen da draußen nichts! Wir können doch hier nicht einfach sitzen und auf unser Ende warten!“
Wolf sah sie ruhig an. Was spiegelte sich in seinen Augen? Hatte er aufgegeben oder konnte er noch kämpfen?
„Du kannst versuchen, mit deinen Fäusten die Betonwände einzuschlagen. Vielleicht findest du eine schwache Stelle“, sagte er emotionslos.
Anke starrte ihn entgeistert an. Dass er in dieser Situation noch sarkastisch sein konnte, war für sie eine neue Erfahrung. Hinter sich hörte sie ein bekanntes Geräusch. Cara entleerte im grünen Eimer ihre Blase. Wolf drehte sich ab. Anke fuhr sich durch die Haare. Wie demütigend das alles hier war.
„Uns bleibt nichts, als zu warten“, sagte Wolf bedrückt.
„ Warten!“, schrie sie zurück, „worauf!? Dass sie uns umbringen!“
„ Auf ein Wunder.“
Eine Stunde später öffnete sich erneut die Tür. Wieder war der Revolver des asiatisch aussehenden Mannes auf sie gerichtet, während Cara von Simeon ihre zweite Dosis verabreicht bekam. Schweigend sahen Anke und Wolf zu. Es dauerte nicht lange, und sie mussten mit ansehen, wie Cara dem Grauen entschwebte. Sie befand sich nun in einer anderen Welt. Nach einer weiteren Stunde öffnete sich die Tür wiederum.
„ Sie beide“, ertönte Simeons sonore Stimme, „kommen Sie!“
Wortlos folgten sie seiner Anweisung. Anke warf einen kurzen Blick auf Cara. Sie schien es überhaupt nicht mitzubekommen. Simeon war ohne Revolverbegleitung und leitete sie einen schwach beleuchteten Gang entlang. Anke staunte nicht schlecht, als er sie in einen Raum führte, der im Gegensatz zu ihrem Gefängnis den reinsten Luxus bot. Sicher gab es auch ein Bad mit fließend kaltem und warmem Wasser, sogar eine Dusche.
„Darf ich vorstellen“, begann Simeon, „das ist Swami.“
Er zeigte auf den Mann mit den asiatischen
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