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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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auf und strich die strähnigen Haare zurück. »Na, das werden wir ja sehen.« Sie öffnete und ließ Mathias eintreten. »Warte!«, sie verriegelte die Tür wieder. Es war dunkel im Flur. Mathias roch den säuerlichen Atem der Frau. »Warte!« Er spürte ihre Hände, die schnell unter seinen Mantel griffen, seine Brust berührten und abwärts tasteten. »Du bist noch jung, mein Kleiner.« Mathias riss sich los. »Reg dich nicht auf! Ich durchsuch jeden«, beruhigte sie ihn. »Geh hinter mir her.«
    Im Schankraum brannten zwei trübe Öllampen. Aus dem Kamin kam beißender Rauch, und die dicken, durchgebogenen Deckenbalken waren schwarz. Mathias tränten sofort die Augen. Er sah sich um. An rohen Tischen saßen einige Frauen und gut ein Dutzend Männer auf Hockern und Bänken ohne Lehne. Auf den Tischen lagen zwischen Branntweinflaschen und Bechern abgenagte Knochen.
    »Das ist Mathias Weber«, rief die Wirtin. »Er sagt, er sei besser als ihr alle!«
    Brüllendes Gelächter. Die Männer trampelten mit ihren Stiefeln auf den Boden und schlugen sich gegenseitig auf die Schenkel. Mathias zitterte vor Wut. Die Adern an seinen Schläfen traten hervor, und mit beiden Händen umklammerte er den Säbelgriff.
    Das Gelächter ebbte ab. »Mit dir habe ich noch abzurechnen, du verdammter Zwerg!« Adolph Weyers stand lauernd neben Mathias, das schwere Jagdmesser in der Hand. Mathias riss mit einer halben Körperdrehung den Säbel aus der Scheide. »Hier wird nicht gekämpft, ihr verdammten Böcke!«, schrie die Wirtin. Alle waren aufgesprungen und drängten näher. »Ich reiß dir dein widerliches, dickes Maul bis zu den Ohren auf!« Mathias sagte nichts. Er hielt den Säbel quer vor seiner Brust und starrte auf das Messer. Weyers spannte sich und griff die Waffe fester, sein Arm schnellte vor. Mathias schlug zu. Das Messer flog klirrend durch den Raum. Ehe Adolph Weyers begriff knallte Mathias ihm die flache Seite des Säbels im Rückschwung an die Schläfe. Weyers sackte auf den gestampften Lehmboden. Mathias drückte einen Fuß auf seinen Kopf und hielt ihm die Säbelspitze an den Hals.
    Die Suff-Anne stieß ihn zur Seite. »Jetzt ist Schluss!« Sie ließ einen Krug mit Wasser holen und schüttete es dem Bewusstlosen über den Kopf Adolph Weyers kam langsam wieder zu sich und setzte sich auf.
    »Besser als du ist er«, sagte die Wirtin.
    Mathias steckte den Säbel zurück und entspannte sich langsam.
    Einer der umstehenden Männer schlug Mathias auf die Schulter. »Ich bin Karl Heckmann«. Er war ein breitschultriger, bärtiger Mann mit einer tiefen und dröhnenden Stimme. »Los, Adolph, gib dem Jungen die Hand! Ich dulde keinen Streit.« Weyers stand mühsam auf. Mathias nahm seine Hand und versuchte zu grinsen. Das Mädchen, das den Wasserkrug geholt hatte, spielte mit ihrem Brusttuch und drehte sich träge vor Mathias. Ihr weiter Rock streifte seine Hose. Heckmann stieß sie weg. »Lass das. Wir knacken heute Nacht die Kirche in Arcen. Wir müssen um die Sümpfe rum. Wenn wir jetzt nicht losgehen, schaffen wir es nicht vor morgen Früh.«
    Mathias sagte: »Ich geh mit. Ich kenn den Weg durch die Sümpfe.«
    »Im Dunkeln etwa auch?« Mathias nickte nur. Nach kurzem Überlegen rief Heckmann entschlossen: »Fertigmachen! Der Weber führt uns durch den Sumpf!« Dann sagte er leise und drohend: »Wenn du den Weg nicht findest, lebst du morgen Früh nicht mehr.«
    Die Suff-Anne gab ihm einen Schnaps. »Bezahlen kannst du morgen, wenn du noch lebst.« Sie lachte, bis sie husten musste. Sie kannte den Hauptmann.
    Mathias ging an der Spitze, gefolgt von Karl Heckmann. Hinter den beiden marschierten noch sechs Bandenmitglieder. Der Pfad war schmal. Mathias trug ein Windlicht. Der Sumpf roch modrig und war still. Plötzlich blieb er stehen und hob das Licht. Rechts oder links? Hinter sich hörte er Heckmanns tiefe Stimme: »Na, Kleiner, was jetzt?«
    »Wir gehen rechts!« Wasser quatschte unter ihren Stiefeln. Nach zwei Stunden erreichten sie die Kirche. Mathias war erleichtert.
    Drei Räuber stemmten sich mit den Schultern gegen die Portaltür. Das Schloss war zu schwach und brach. In der Sakristei befahl Heckmann: »Schlagt die Kästen auf!« Die Bretter zersplitterten. Doch es waren nur feine Messtücher drin.
    »Sucht! Hier muss irgendwo das Kirchensilber versteckt sein!« Sie fanden einen Schrank, der in eine Mauernische eingelassen war. Die Tür war mit acht Riegeln und Schlössern gesichert. Die Banditen versuchten, mit dem

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