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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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befanden sich ein Becher, ein Krug, der Stummel einer Kerze auf einem Teller, eine zusammengeknüllte Decke
     und eine Bibel.
    Die Gestalt auf der Matratze hatte ihr den Rücken zugedreht und rührte sich nicht. Marie-Provence beugte sich über sie, bis
     sie die unregelmäßigen Atemzüge des Mannes vernahm. Sie stellte ihre Lampe ab und griff nach der Decke, um sie über den Schlafenden
     zu legen.
    Erst da entdeckte sie das Seil, das sich eng um die Knöchel des Ruhenden wand. Sie zog scharf die Luft ein. Hastig griff sie
     zu ihrer Lampe und hielt sie hoch – tatsächlich: auch die Hände waren gefesselt. Der Schlafende gab einen erstickten |16| Laut von sich, warf sich von einer Seite auf die andere, ohne die Augen zu öffnen, und die Decke glitt erneut zu Boden.
    «Geknebelt und gefesselt wie ein Schwerverbrecher», flüsterte Marie-Provence ungläubig. Erneut griff sie zur Decke und breitete
     sie liebevoll über den Schlafenden aus. Dann entzündete sie noch den Docht des Kerzenstummels und stellte den Teller etwas
     abseits, ehe sie den Raum verließ.
    Über eine kleine spiralförmige Treppe, die eigentlich den Dienstboten reserviert war, erreichte sie das Erdgeschoss. Hier
     waberten bereits die schwachen Düfte, die verrieten, dass ein Stockwerk tiefer das Abendessen vorbereitet wurde.
    In Gedanken lief Marie-Provence den Weg zurück, den sie gerade gegangen war, hinab in das Kellergeschoss, in den Raum mit
     den gebrannten Fliesen, zu der kleinen Tür. Sie überprüfte jedes Detail in ihrer Erinnerung, jeden Riegel und jeden ihrer
     Schritte, bis sie wusste, dass ihr kein Fehler unterlaufen war. Nein, sie hatte alles getan, um sich und die anderen davor
     zu bewahren, entdeckt zu werden. Wenn das Schicksal es weiterhin gut mit ihnen meinte, würde das Schloss von Maisons, geplündert
     und vergessen von den revolutionären Horden, auch heute wieder die Menschen schützen, die dem nahen Paris und der Guillotine
     entflohen waren und in ihm verborgen lebten. Beruhigt verließ sie das Treppenhaus.
    Kurz darauf betrat sie die Kapelle.
    Der Raum war von einem einzigen Öllämpchen erhellt. Die feingliedrige Gestalt des abbé d’If wartete bereits auf der einen
     Seite des improvisierten Beichtstuhls auf sie. Selbst bei der dürftigen Beleuchtung wirkte die Soutane des Geistlichen abgeschabt.
     Marie-Provence bedeckte den Ausschnitt ihres schimmernden Seidenkleides mit einem Spitzentuch. Sie kniete auf der anderen
     Seite des groben Holzgitters auf einer Kiste nieder.
    «Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und Seiner Barmherzigkeit», empfing sie der Priester.
    «Amen», murmelte Marie-Provence.
    |17| «Schön, dass du gekommen bist, ma fille. Liegt dir etwas auf dem Herzen, Tochter?»
    «Vater, ich habe gesündigt, denn mein Herz findet keine Ruhe.»
    Der Pfarrer atmete hörbar ein und aus. «Du warst wieder dort?», fragte er.
    «Ja, mon père. Ich habe am Tor gestanden, und kaum fuhr er an mir vorbei, fühlte ich mich erfüllt von Stärke und Entschlossenheit.»
    Der abbé d’If schüttelte den Kopf. «Gib acht, ma fille. Du bist auf dem besten Wege, dich selber zu täuschen. Rache gebärt
     weder Stärke noch Entschlossenheit, sondern Missgunst und Gewalt.»
    «Und das Kind?», fragte Marie-Provence. «Zeugt es etwa von christlicher Menschenliebe, es einfach zu vergessen?»
    Ein Geräusch draußen im Park ließ sie kurz innehalten und lauschen. Auch der abbé d’If drehte den Kopf in dieselbe Richtung.
     Sie schwiegen angespannt. Nach ein paar Sekunden nahm der Priester das Gespräch wieder auf.
    «Der Junge ist nicht vergessen. Ich bete täglich für ihn.»
    «Mir genügt Beten nicht», entgegnete Marie-Provence.
    «Ich möchte, dass du in dich gehst. Bist du dir im tiefsten Grunde deines Selbst ganz sicher, dass es nicht Stolz und Vermessenheit
     sind, die dich lenken? Würdest du dem Jungen auch helfen wollen, wenn seine Eltern Bauern gewesen wären?»
    Marie-Provence schloss die Augen und legte die gefalteten Hände an die Stirn.
    Blondes Haar, das immer etwas unordentlich war. Blaue Augen und eine klebrige kleine Hand, die sich vertrauensvoll in die
     ihre schob. Eine klare hohe Jungenstimme.
Marie, ich habe Maman gesagt, dass ich dich später zum Kommandanten meiner Leibgarde machen werde!
    Ihr Lachen, das ihr sofort eine Zurechtweisung eingebracht hatte.
    Lach nicht! Knie dich hin!
    Aber warum denn?
    |18|
Ich muss dir mein Schwert umbinden.
    Sie hatte

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