Die Baumgartners
die Tür und öffnete sie einen kleinen Spalt. „Was kann ich für dich tun, James?“
„Sag ihr, sie soll rauskommen“, war alles, was er mit versteinertem Gesicht sagte, wobei er kaum seine Lippen bewegte.
„Geht klar, gib ihr fünf Minuten.“ Carrie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und wartete darauf, dass er gleich wieder dagegen hämmerte, aber er tat es nicht. Aus dem Badezimmer drangen jetzt diverse Aktivitätsgeräusche, die hin und wieder von einem leichten schmerzlichen Aufstöhnen unterbrochen wurden. Maureen war von der letzten Nacht auf jeden Fall extrem verkatert wenn nicht sogar noch ein wenig betrunken.
„Ist bei dir alles in Ordnung?“ Carrie klopfte kurz gegen die Badezimmertür.
„Ja, mir geht´s gut, danke!“, rief Maureen ein wenig zu aufgedreht und fröhlich zurück. Als sie die Badezimmertür öffnete, lief sie nicht nur vollkommen aufrecht, sondern sah außerdem für jemanden, der erst vor wenigen Minuten buchstäblich aus dem Bett gefallen und auf allen Vieren quer durchs Zimmer gekrochen war, verblüffend gut aus. Das Jovan Musk, mit dem sie sich regelrecht eingedieselt hatte, verdeckte ganz gut den Tequiladunst, der ihr trotz ihrer nächtlichen Dusche immer noch ziemlich stark anhaftete.
„Willst du wirklich zu ihm rausgehen?“ Carrie suchte den Blick ihrer Freundin und versuchte, sie zu umarmen, aber Maureen drängte sie von sich weg.
„Ich muss es tun.“ Sie fand ihre Schuhe neben ihrem Bett und schlüpfte hinein. „Ich schreib dir nachher ne SMS.“
Carrie nickte und setzte sich neben Doc auf die Bettkante, der seinen Oberkörper auf den Ellenbogen aufgerichtet hatte und der Szene wortlos folgte.
„Maureen!“, dröhnte James´ Stimme durch die Tür.
„Ich muss los!“, flüsterte Maureen, beugte sich vor und gab Carrie zum Abschied einen dicken Schmatzer auf die Wange. „Ich hab dich lieb!“
„Ich dich auch“, murmelte Carrie, während sie zusah, wie ihre Freundin durch die Tür nach draußen entschwand.
„Ist schon gut...“, sagte Doc und bewegte sich von hinten auf Carrie zu, die traurig ihre Schultern hängen ließ. Sie kämpfte bereits mit den Tränen, wollte aber nicht, dass Doc sie weinen sah. Niemand auf der Welt sollte sie so sehen. „Ist alles okay?“
„Ich werde sie verlieren“, erwiderte sie mit gequälter und von den Gefühlen erstickter Stimme, die sie eigentlich unterdrücken wollte.
Er schlang ihre Arme um ihre Hüfte. „Was für eine Freundin ist das, die zulässt, dass sich so ein komischer Typ zwischen euch stellen kann?“
„Sie ist...“, seufzte Carrie und lehnte sich rückwärts an ihn. „Sie ist für mich mehr als nur eine Freundin.“
„Ja, ich weiß.“ Er küsste sie sanft auf den Nacken. „Und James hat offenbar kein besonders gutes Verhältnis zu eurer... Beziehung.“
Sie sah ihn mit einem schiefen Lächeln über die Schulter an. „Er teilt einfach nicht gern mit anderen.“
„Na komm schon.“ Doc stellte sich neben sie und streckte seine Hand aus. „Ich weiß etwas, das dich aufheitern und auf andere Gedanken bringen wird.“
„Das bezweifle ich.“
„Vertrau mir.“ Er ergriff ihre Hand und zog sie zu sich heran. „Was hast du schon zu verlieren?“
Alles , dachte sie, und folgte ihm trotzdem.
* * * *
Da sie in der letzten Nacht nur wenige Stunden geschlafen hatten, ging draußen gerade die Sonne auf. Sie ließ den Horizont in einem satten Orange erstrahlen, der sich in einer Sinfonie aus verschiedensten Kupfer- und Messingtönen im Wasser widerspiegelte.
Doc hielt Carries Hand fest umklammert, während sie barfuß direkt am Wasser den Strand entlang liefen. Carrie hatte sich eine kurze Jeans und ein T-Shirt übergezogen und schlenkerte ihre Sandalen in der anderen Hand herum, während die hereinlaufenden Wellen auf dem Sand nach ihren nackten Füßen haschten. Doc trug noch immer die Klamotten, mit denen er letzte Nacht in der Kneipe aufgekreuzt war. Sie hätten jetzt beide gut eine heiße Dusche und dann noch ein paar Stunden Schlaf gebrauchen können, aber es kümmerte sie nicht.
„Du hattest recht.“ Carrie warf Doc einen kurzen Seitenblick zu und lächelte, als sie die ersten Sonnenstrahlen in seinem niedlich verwuschelten Haar bemerkte.
Doc lachte. „Wow, das hat bis jetzt noch nie eine Frau zu mir gesagt.“
Sie steckte ihm die Zunge raus. „Das hier hat mich wirklich auf andere Gedanken gebracht.“
„Okay, aber das mit dem Aufheitern ist mir bis jetzt offenbar noch nicht so
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