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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Kugel hervor, die aussah, als wäre sie aus schwarzem Glas gemacht. Er sagte etwas zu ihr, drehte sich im Sattel um und schrie: »Runter!«, ehe er sie genau auf Kestus’ Gesicht warf.
    Kestus duckte sich. Die Kugel zischte knapp über seinen Scheitel hinweg in die Dunkelheit hinter ihnen.
    Plötzlich blitzte es, und Flammen loderten auf. Kestus wagte einen Blick über die Schulter und sah, wie sich im Dickicht ein Feuer ausbreitete, das aufgrund seiner immensen Heftigkeit nur elementargewirkt sein konnte. Es wallte wie eine Woge in alle Richtungen und verbrannte das trockene Gestrüpp des Dickichts wie eine Feuersbrunst – und bewegte sich schnell. Schneller als die Pferde.
    Sie stürmten nur einen Herzschlag vor den brüllenden Flammen aus dem Dickicht, doch nicht, bevor zwei dieser Wesen in Katzengröße brennend aus dem Feuer flogen wie vorbeizischende Kometen. Kestus erhaschte einen Blick auf ein spinnenartiges Geschöpf, das aber zu groß wirkte. Es landete, immer noch brennend, auf dem Hinterteil von Ivarus’ Pferd.
    Das Pferd wieherte und geriet mit dem Huf an einen Baumstumpf oder in eine kleine Senke. Es stürzte Hals über Kopf und riss Ivarus mit sich.
    Kestus war sicher, der Mann müsste so gut wie tot sein, genau wie Tonnar. Doch Ivarus sprang von dem fallenden Pferd, vollführte eine Rolle in der Luft und landete einige Schritte entfernt auf den Füßen. Ohne auch nur im Mindesten zu zögern, zog er den kurzen Gladius aus dem Gurt und spießte das Untier auf, das weiterhin an den Hinterbeinen seines Pferdes hing, dann zerhackte er das zweite brennende Spinnenwesen in der Luft, bevor es ihn anrühren konnte.
    Ehe der Kadaver auf dem Boden gelandet war, hatte Ivarus bereits zwei weitere schwarze Kugeln in die Nacht geworfen, eine nach rechts hinten und eine nach links. Binnen Sekunden hatte sich eine Wand aus Flammen erhoben und vereinte sich mit dem Inferno des brennenden Dickichts.
    Kestus konnte sein panisches Pferd nur mit Mühe zum Halt bringen, er zwang es zu wenden und ritt zu Ivarus zurück, wo das verwundete andere Tier im Todeskampf wieherte. Er streckte ihm die Hand entgegen: »Komm!«
    Ivarus drehte sich um und beendete das Leid des Pferdes mit einem sauberen Stich. »Zu zweit in einem Sattel kommen wir nicht weit«, sagte er.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Bei den Krähen, wir haben keine Zeit! Die umgehen das Feuer und sind binnen Sekunden hier. Verschwinde, Kestus! Du musst das melden!«
    » Was melden?« Kestus brüllte fast. »Verfluchte Krähen und …«
    Die Nacht wurde weiß, und heiß-roter Schmerz erfüllte Kestus’ Welt. Benommen spürte er, wie er vom Pferd fiel. Er konnte nicht atmen. Konnte nicht schreien. Es gab nur noch den Schmerz.
    Immerhin schaffte er es, an sich herabzusehen.
    In seiner Brust prangte ein schwarzes Loch. Es ging durch das Kettenhemd genau über dem Solar Plexus in der Mitte seines Körpers. Das Metall am Rand war zusammengeschmolzen. Feuerwirken. Er war von einem Feuerwirker getroffen worden.
    Er konnte nicht atmen.
    Er spürte seine Beine nicht.
    Ivarus beugte sich über ihn und untersuchte die Wunde.
    Sein nüchternes Gesicht wurde grimmig. »Kestus«, sagte er leise, »es tut mir sehr leid. Aber ich kann nichts für dich tun.«
    Kestus musste sich anstrengen, um den Blick auf Ivarus zu richten. »Nimm das Pferd«, stieß er hervor. »Los.«
    Der andere legte ihm die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid«, wiederholte er.
    Kestus nickte. Das Bild des Wesens, das Tonnar und sein Pferd zerstückelt hatte, erschien vor seinem inneren Auge. Er schauderte, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sagte: »Ich will nicht von diesen Ungeheuern getötet werden.«
    Ivarus presste die Lippen zusammen und nickte.
    »Danke«, sagte Kestus und schloss die Augen.
    Ritter Ehren ex Kursori ritt auf Kestus’ Pferd weiter, bis das arme Tier halb tot war, und er setzte jeden Kniff ein, den er gesehen, von dem er gehört oder über den er gelesen hatte, um die Ungeheuer abzuschütteln und seine Fährte zu verwischen.
    Bei Sonnenaufgang fühlte er sich so erschöpft und müde wie sein Pferd – aber es gab keine Hinweise mehr auf Verfolger. Er hielt an einem Bach an, lehnte sich an einen Baum und schloss für einen Moment die Augen.
    Der Kursor war nicht sicher, ob er Alera Imperia von solch einem kleinen Seitenfluss aus erreichen könnte, allerdings hatte er kaum eine andere Wahl. Der Erste Fürst musste gewarnt werden. Er zog die Kette um seinen Hals

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