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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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liegen. Seine Augen waren glasig, die Zunge hing ihm aus dem Maul, und er blutete aus einem kleinen Riss.
    Marcus stand auf und strich sich die Tunika glatt. »Ein schlechter Geruchssinn«, sagte Marcus, als sei überhaupt nichts passiert, »unterscheidet sich eben doch stark von der Unterstellung, man habe einen schlechten Geruch. Möglicherweise würde das der eine oder andere für eine beabsichtigte Beleidigung halten. Ich persönlich bin ja nur ein alter Zenturio und nicht mehr schnell genug, um in einem Kampf eine wirkliche Gefahr darzustellen, und eigentlich empfinde ich beide Behauptungen nicht als Beleidigung. Ich bin nicht verärgert, und selbst wenn, könnte ich ja doch nichts daran ändern. Aber natürlich wäre mir der Gedanke unerträglich, dass jemand mit weniger Nachsicht und größerer Kraft dir etwas antun könnte, obwohl du doch nur versuchst, freundlich zu sein. Verstehst du?«
    Der junge Offizier starrte Marcus benommen an. Er blinzelte mehrmals und zuckte schließlich zustimmend mit den Ohren.
    »Gut«, meinte Marcus in seinem rauen Canisch und lächelte, ohne dabei auch nur einen Spaltbreit Zähne zu zeigen. »Du machst wirklich Fortschritte im Verständnis der Aleraner, was mich sehr freut.«
    »Eine gute Lektion«, knurrte Varg zustimmend. »Du darfst dich entfernen.«
    Der junge Cane erhob sich schwerfällig und zeigte die Kehle respektvoll in Richtung von Varg und Nasaug, ehe er wankend aus der Kabine trat.
    Marcus wandte sich Varg zu. Der Cane war selbst für seine Art ein Riese, denn aufgerichtet maß er beinahe neun Fuß Höhe, und die Treues Blut war so gebaut, dass er ausreichend Platz hatte. Die Kabine mochte einem Cane so eng wie jeder Raum auf einem Schiff erscheinen, doch für Marcus war sie groß wie eine Halle. Der große Cane mit dem schwarzen Fell und den vielen weißen Narben am Leib hockte auf den Hinterbeinen in der Ruhehaltung seiner Art und hielt in den pfotenartigen Händen eine Schriftrolle, in der er während des Sprachunterrichts gelesen hatte.
    »Marcus«, murmelte Varg, und seine Bassstimme klang so bedrohlich und vertraut wie stets. »Ich nehme an, du möchtest eine Erklärung für den Angriff.«
    »Du hast da einen jungen Offizier, den man viel versprechend nennen dürfte, wenn er nicht ein unerträglich überheblicher Narr wäre, der von der Unbesiegbarkeit eurer Art und darüber hinaus von seiner eigenen überzeugt ist.«
    Vargs Ohren zuckten belustigt vor und zurück. Sein Blick wanderte zu Nasaug – einem Cane, der eine kleinere, aber kräftigere Ausgabe seines Erzeugers darstellte. Nasaug hatte den Mund geöffnet, die weißen Fangzähne gefletscht, und seine Zunge hing heraus: ein Lächeln nach Art der Canim.
    »Habe ich es nicht gesagt«, meinte Varg auf Canisch. »Jagdmeister sind eben Jagdmeister.«
    »Herr?«, fragte Marcus. Er kannte zwar die einzelnen Wörter, verstand jedoch nicht ihren gemeinsamen Sinn.
    »Höherrangige Krieger«, erklärte Nasaug. »Sie führen den Befehl über eine Gruppe Neulinge. In alten Zeiten haben sie Rudel gebildet und den Jungen das Jagen beigebracht. Der Lehrer wurde Jagdmeister genannt.«
    »Heutzutage bezeichnet das Wort«, knurrte Varg, »einen, der eine Gruppe junger Soldaten ausbildet und auf ihren Platz in der Schlachtordnung vorbereitet. In euren Legionen gibt es doch so etwas Ähnliches.«
    »Zenturionen«, sagte Marcus und nickte. »Ich verstehe.«
    »Der Junghund hätte dich nicht getötet«, sagte Nasaug.
    Marcus wandte sich ruhig dem jüngeren Cane zu. »Nein«, erwiderte er entschieden. »Hätte er nicht. Und aus Respekt vor dem Princeps, der eine friedliche Überfahrt wünscht, habe ich ihn am Leben gelassen.«
    »Warum auch nicht, Jagdmeister?«, knurrte Varg, in dessen Stimme eine gewisse Drohung mitschwang.
    Marcus zuckte nicht mit der Wimper und wandte sich wieder ihm zu. »Weil ich lieber einen toten Narren hinter mir lasse als einen lebendigen Feind, der um einige Erfahrungen reicher geworden ist. In Zukunft würde ich es als Ausdruck der Höflichkeit betrachten, wenn man mich nicht als Unterrichtsgegenstand benutzt. Ich habe schließlich schon Grünlinge genug, die ich ausbilden soll.«
    Varg fletschte wieder die Zähne zum Canim-Lächeln. »Gut, dass wir einander verstehen. Mein Boot kann dich jetzt zu deinem Schiff zurückbringen, wenn du soweit bist, Valiar Marcus.«
    »Ich wäre soweit, ja.«
    Varg neigte den Kopf und Hals nach Art der Aleraner. »Dann gehe deiner Wege und habe eine gute

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