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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schmerzlich bewusst, wie dünn seine Tunika und seine Hose waren, und zum ersten Mal, seit die Schiffe vor über einem Monat ausgelaufen waren, vermisste er das gewohnte Gewicht seiner Rüstung. Er legte die Hand nicht auf den Knauf seines Schwertes – die Geste wäre zu eindeutig gewesen. Die Messer, die er am Körper versteckt bei sich trug, wären bei einem Kampf in der Dunkelheit wahrscheinlich nützlicher. Allerdings würden sich die Gegner dabei unangenehm nahe kommen.
    »Du bist kein Jagdmeister«, sagte der unsichtbare Cane im nächsten Moment. Er lachte knurrend. »Nein, nicht einmal ein Krieger.«
    »Ich bin Zenturio in der Ersten Aleranischen Legion«, erwiderte er. »Und mein Name lautet Valiar Marcus.«
    »Unwahrscheinlich«, erwiderte die Stimme. »Wahrscheinlicher ist es, dass man dich Valiar Marcus nennt , möchte ich meinen.«
    Marcus spürte, wie sich seine Schultern anspannten.
    »Wir haben eure Spione beobachtet, weißt du. Die sind nicht sonderlich gut ausgebildet. Aber wir hatten bis gestern keine Ahnung, dass du zu ihnen gehörst – und selbst da haben wir es nur durch Zufall erfahren. Der Wind hat einen Vorhang geteilt, und du wurdest dabei gesehen, wie du eine von Vargs Schriftrollen gelesen hast, als er die Kabine verlassen hatte.«
    Eine zweite Stimme, diesmal von rechts und weiter oben, mischte sich ein. »Nur der Zufall hat dich verraten.«
    Eine dritte Stimme von unten und links fügte hinzu: »Das zeichnet einen Meister seines Fachs aus.«
    Marcus kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Varg hat diesen dickköpfigen Burschen nicht geholt, damit ich ihm eine Lektion erteile«, sagte er, »sondern damit ich vor dem Sturm nicht mehr auf mein Schiff zurückkehren kann.«
    »Auf unsere Bitte hin«, bestätigte der erste Sprecher.
    Marcus grunzte. Aber Varg hatte die ganze Zeit so getan, als würde der geplante Ablauf durch Zufall unterbrochen. Demzufolge wollte der Cane dieses Gespräch sogar vor seinen eigenen Kriegern geheim halten, aus welchem Grund auch immer. Dies ließ auf Meinungsverschiedenheiten unter den Offizieren schließen. Gut zu wissen.
    Außerdem konnte es sich bei seinen gegenwärtigen Gastgebern nur um eins handeln. »Ihr seid Jäger«, sagte er leise. »Wie diejenigen, die den Princeps ermorden wollten.«
    Im Dunkeln war ein Rascheln zu hören, als einer der Canim ein schweres Tuch von einer Schale zog, die mit rot leuchtender Flüssigkeit gefüllt war. Marcus konnte die drei Canim jetzt sehen, schlanke Angehörige ihrer Art mit grauem Fell und etwas größeren und eher fuchsartigen Ohren als die Krieger. Sie trugen lockere Roben mit grau-schwarzem Muster, und genauso hatte man sie auch beschrieben, wann immer man sie im Amaranth-Tal gesehen hatte.
    Die Kabine war klein und beherbergte zwei Doppel-Kojen. Ein Cane hockte auf dem Boden über der Schale. Ein zweiter lag auf der oberen Koje an der Seite, während ein dritter in eigentümlicher Haltung auf der unteren Koje gegenüber hockte. Die drei Canim sahen fast gleich aus bis hin zum Farbton und dem Muster ihres Fells. Sie stammten also aus der gleichen Familie und waren vermutlich Brüder.
    »Jäger«, sagte der erste Cane. »Dein Volk hat uns einen Namen gegeben. Ich heiße Sha.«
    »Nef«, knurrte der zweite.
    »Koh«, sagte der dritte.
    Der Wind hatte aufgefrischt, und das Schiff schlingerte stärker. Donner hallte über das weite Meer.
    »Warum habt ihr mich hergeholt?«, fragte Marcus.
    »Um dich zu warnen«, antwortete Sha. »Du brauchst keinen Angriff von Narash zu befürchten. Die anderen Gebiete hingegen haben euch keine Sicherheit versprochen. Eure Art betrachten sie als Ungeziefer, das ausgemerzt werden muss. Varg kann euch nur bis zu einem gewissen Grad beschützen. Wenn ihr nach Canea weiterfahrt, so geschieht das auf eigene Gefahr. Varg ist der Meinung, euer Princeps sollte sich überlegen, ob er nicht doch lieber kehrt machen möchte.«
    »Der Princeps«, erwiderte Marcus, »wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht durch mögliche Gefahren von seinem Vorhaben abbringen lassen.«
    »Mag sein«, sagte Sha.
    »Warum erfahre ich das ausgerechnet hier?«, erkundigte sich Marcus. »Warum habt ihr keinen Boten zum Schiff geschickt?«
    Die drei Jäger starrten Marcus mit undurchdringlichen Mienen an. »Weil ihr Feinde seid, Valiar Marcus. Varg gehört der Kriegerkaste an. Seine Ehre gestattet es ihm nicht, dem Feind zu helfen und ihn zu warnen, genauso wenig, wie er sich neue Reißzähne wachsen lassen

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