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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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entzückende Enkeltochter in den Armen hielt.
    Der Zimmerservice brachte ein spätes Mittagessen, das aus Suppe und Salat bestand. Sie genossen das ruhige Mahl im Familienkreis, für Joel das erste seit vielen, vielen Jahren. Er aß mit einer Hand, weil er mit der anderen Carrie hielt, die er ununterbrochen auf seinem Knie wippte.
    Dann bereitete er sie auf den Artikel vor, der am nächsten Tag in der Washington Post erscheinen würde, und erklärte ihnen seine Beweggründe. Es war wichtig, dass man ihn in Washington zur Kenntnis nahm und dass er Aufmerksamkeit erregte. Damit gewann er Zeit und verwirrte eventuelle Verfolger. Die Story würde für Aufsehen sorgen und noch lange, nachdem er verschwunden war, Tagesgespräch sein.
    Lisa wollte wissen, ob er in großer Gefahr schwebe, aber das wusste er nicht. Er würde für eine Weile verschwinden, immer in Bewegung bleiben, auf der Hut sein. In den vergangenen beiden Monaten hatte er viel gelernt.
    »In ein paar Wochen bin ich wieder da«, sagte er.
    »Und von Zeit zu Zeit werde ich bei euch vorbeikommen. In ein paar Jahren ist es hoffentlich nicht mehr so gefährlich.«
    »Wohin willst du jetzt?«, fragte Neal.
    »Ich fahre mit dem Zug nach Philadelphia, von dort aus fliege ich nach Oakland. Ich möchte meine Mutter besuchen. Es wäre schön, wenn ihr ihr eine Karte schreiben könntet. Ich werde mir Zeit lassen. Wahrscheinlich lande ich irgendwo in Europa.«
    »Welchen Pass benutzt du?«
    »Jedenfalls keinen von den beiden, die ich gestern bekommen habe.«
    »Was?«
    »Ich will nicht, dass mich die CIA kontrolliert. Die beiden Pässe werde ich nur im äußersten Notfall benutzen.«
    »Und wie willst du reisen?«
    »Ich habe noch einen anderen Pass. Eine Freundin hat ihn mir geliehen.«
    Neal warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Er konnte sich ziemlich genau vorstellen, was sich hinter dieser Bezeichnung verbarg. Lisa merkte jedoch nichts, und Carrie wählte genau diesen Augenblick, um sich zu erleichtern. Joel reichte sie rasch ihrer Mutter.
    »Drei Dinge«, sagte er mit gesenkter Stimme, während Lisa die Kleine im Bad wickelte. »Lass euer Haus, dein Büro und das Auto von einer Sicherheitsfirma überprüfen. Du wirst dich wahrscheinlich wundern. Es kostet etwa zehntausend Dollar, aber es ist unbedingt notwendig. Zweitens möchte ich, dass du hier in der Nähe einen Pflegeplatz findest. Meine Mutter, deine Großmutter, sitzt da drüben in Oakland, wo sich niemand um sie kümmern kann. Ein guter Platz dürfte drei- bis viertausend pro Monat kosten.«
    »Ich gehe davon aus, dass du das Geld hast.«
    »Drittens, ja, ich habe das Geld. Es liegt auf einem Konto bei der Maryland Trust. Du bist einer der Kontoinhaber. Heb fünfundzwanzigtausend für deine bisherigen Ausgaben ab und sorg dafür, dass der Rest verfügbar ist.«
    »So viel brauche ich nicht.«
    »Dann gib was davon aus, okay? Gönnt euch etwas. Bringt die Kleine nach Disney World.«
    »Wie bleiben wir in Verbindung?«
    »Im Moment über E-Mail, über mein Grinch-Konto. Ich bin inzwischen ein richtiger Computerfreak geworden.«
    »Wie sicher bist du, Dad?«
    »Das Schlimmste ist vorbei.«
    Lisa kam mit Carrie zurück, die wieder auf Joels Knie reiten wollte. Er hielt sie, so lange er konnte.
    Vater und Sohn betraten gemeinsam die Union Station, während Lisa und Carrie im Auto warteten. Die hektische Aktivität machte Joel nervös, alte Gewohnheiten ließen sich nicht so schnell ablegen. Er trug eine kleine Schultertasche bei sich, die seinen gesamten Besitz enthielt.
    Nachdem er eine Fahrkarte nach Philadelphia erstanden hatte, gingen sie langsam zu den Bahnsteigen.
    »Ich wüsste wirklich gern, wo du hin willst«, meinte Neal.
    Joel blieb stehen und sah ihn an. »Zurück nach Bologna.«
    »Du hast da eine Freundin, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Hätte ich mir denken können.«
    »Ich kann nicht anders, mein Junge. Das war schon immer meine Schwäche.«
    »Ist sie Italienerin?«
    »Und wie. Sie ist etwas ganz Besonderes.«
    »Das waren sie alle.«
    »Aber sie hat mir das Leben gerettet.«
    »Weiß sie, dass du zurückkommst?«
    »Ich glaube schon.«
    »Bitte sei vorsichtig, Dad.«
    »Wir sehen uns in einem Monat oder so.«
    Sie umarmten sich. Dann war es Zeit für den Abschied.
Ende

Anmerkung des Autors
    I ch bin Jurist, kein Experte für Satelliten oder Spionage. Mein Respekt vor elektronischen Hightech-Spielereien wächst von Jahr zu Jahr. (Diese Bücher schreibe ich immer noch auf einem dreizehn Jahre

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