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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Taxi, im Bus nach Modena führte und wieder in einem Taxi nach Mailand, wo er nach weiteren Fußmärschen und Taxifahrten den Zug nach Stuttgart bestieg, dann der nicht geplante Umweg über Zug, die Taxifahrt nach Zürich, die beiden Straßenbahnen, Franz und der grüne BMW, die ihn mit Höchstgeschwindigkeit nach München verfrachteten, wo ihn die Geborgenheit der Lufthansa-Maschine nach Hause erwartete – diese Reise konnte hier und jetzt ihr Ende finden.
    »Wer ist da?«, rief Joel, als er zur Tür ging.
    »Wes Roland.«
    Joel blickte durch den Spion, sah aber niemanden. Er holte tief Luft und öffnete die Tür. Diesmal trug der Major ein Sportsakko mit Krawatte. Er hatte nichts in den Händen und war allein. Zumindest war das Joels erster Eindruck. Als er einen Blick in den Gang warf, sah er, wie mehrere Beamte in Deckung gingen. Eilig schloss er die Tür und stellte Roland Neal vor.
    »Hier sind die Pässe.« Roland griff in die Jackentasche und zog zwei benutzt wirkende Pässe heraus. »AUSTRALIA« stand in goldenen Lettern auf dem dunkelblauen Einband des einen.
    Joel öffnete ihn und studierte das Foto. Die Fachleute hatten das Bild verwendet, das bei der Sicherheitskontrolle im Pentagon aufgenommen worden war, sein Haar stark aufgehellt, die Brille und ein paar Falten entfernt. Das Ergebnis war durchaus annehmbar. Sein Name war Simon Wilson McAvoy. »Nicht schlecht«, meinte er.
    Der zweite Pass hatte einen marineblauen Einband, auf dem in goldenen Buchstaben »CANADA« eingeprägt war. Das Foto war identisch, aber diesmal hieß er Ian Rex Hatteboro. Joel nickte zustimmend und gab beide Dokumente zur Prüfung an Neal weiter.
    »Gegenwärtig untersucht eine Anklagejury den Skandal um Ihre Begnadigung. Das bereitet uns einiges Kopfzerbrechen«, sagte Roland. »Darüber hatten wir noch nicht gesprochen.«
    »Major, wir wissen beide, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte. Ich erwarte, dass die CIA das FBI davon überzeugt, dass ich sauber bin. Ich hatte keine Ahnung, dass da etwas lief. An diesem Skandal bin ich absolut unbeteiligt.«
    »Möglicherweise müssen Sie vor der Anklagejury aussagen und werden vorgeladen.«
    »Mir recht. Ich werde freiwillig erscheinen, aber es wird ein kurzer Auftritt sein.«
    Roland schien zufrieden, schließlich war er nur der Überbringer der Nachricht. Er sah sich nach der Gegenleistung des Handels um. »Und jetzt zur Software«, sagte er.
    »Die ist nicht hier«, erklärte Joel ohne überflüssige Dramatik. Auf ein Nicken von ihm verließ Neal den Raum. »Einen Augenblick«, sagte er zu Roland, der die Brauen hochzog und die Augen zusammenkniff.
    »Gibt es Probleme?«
    »Nein. Der Umschlag ist nur in einem anderen Zimmer. Tut mir Leid, aber ich spiele schon zu lange den Spion.«
    »In Ihrer Situation vielleicht keine schlechte Angewohnheit.«
    »Vermutlich kann ich schon gar nicht mehr anders.«
    »Unsere Techniker arbeiten immer noch an den ersten beiden Disketten. Sie sind schwer beeindruckt.«
    »Meine Mandanten waren clevere Burschen. Nette Jungs, denen ihre Gier zum Verhängnis wurde. Wie anderen auch.«
    Es klopfte an der Tür. Neal war zurück. Er übergab den Umschlag Joel, der die beiden Disketten herausnahm und Roland reichte.
    »Danke. Sie sind ein mutiger Mann.«
    »Manche Menschen haben mehr Mut als Verstand.«
    Damit war das Gespräch beendet, es gab nichts mehr zu sagen. Roland ging zur Tür, doch als er nach der Klinke griff, fiel ihm noch etwas ein. »Nur damit Sie Bescheid wissen«, erklärte er mit ernster Miene, »die CIA ist relativ sicher, dass Sammy Tin heute Nachmittag in New York gelandet ist. Er war auf einem Flug aus Mailand.«
    »Danke«, sagte Joel.
    Während Roland mit dem Umschlag das Zimmer verließ, streckte Joel sich auf dem Bett aus und schloss die Augen. Neal holte zwei Bier aus der Minibar und ließ sich in einen Sessel in der Nähe des Bettes sinken.
    »Dad, wer ist Sammy Tin?«, fragte er, nachdem er ein paar Minuten schweigend an seinem Bier genippt hatte.
    »Das willst du lieber nicht wissen.«
    »O doch. Ich will alles wissen. Und du wirst es mir erzählen.«
    Um achtzehn Uhr hielt das Auto von Lisas Mutter vor einem Friseursalon in der Wisconsin Avenue in Georgetown. Joel stieg aus, verabschiedete und bedankte sich. Neal, den es nach Hause zog, brauste davon.
    Neal hatte den Termin wenige Stunden vorher telefonisch vereinbart und dabei mit fünfhundert Dollar in bar gewinkt, was den Eifer der Angestellten am Empfang deutlich

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