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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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erst vor Kurzem eingetreten, der Geruch war noch blass, wie ein Hauch von Parfüm, den eine Frau im Zimmer hinterlassen hat. Der Fotograf hatte die Lippen zurückgezogen und die Zähne zusammengebissen.
    »Dauert nur ein paar Minuten, dann merken Sie nichts mehr«, sagte sie.
    »Ja.« Er wirkte nicht überzeugt.
    »Ich weiß - nach ein paar Minuten merkt man auch nichts mehr, wenn man einen Pfahl im Schädel hat. Aber ernsthaft, Sie riechen es einfach nicht mehr. Die olfaktorischen Nerven werden taub.«
    »Hoffentlich bin ich nicht lang genug da, um diese Theorie auszuprobieren.«
    Sie näherten sich dem Auto. Starr ragte der fahrbare Sarkophag vor ihnen auf. Völlig ohne Bewegung - im Gegensatz zum Tod, der zwar endgültig ist, aber nicht still. Verwesung ist ein reger organischer Vorgang, fast genauso chaotisch wie Trauer.
    Einen halben Meter vor dem Wagen blieb der Fotograf stehen. »Hier ist die beste Position.« Nachdem er Jo kurz gemustert hatte, fuhr er fort: »Sie müssen sich vielleicht auf die Zehenspitzen stellen.«
    Als sie seiner Anweisung folgte, fügten sich die Puzzleteile zusammen. Der sonnengebräunte, zertrümmerte Arm der Fahrerin in dem schlaffen Airbag. Der Rücken der Frau. Sie lag nach vorn über die Lenksäule gekrümmt, das blonde Haar fächerförmig ausgebreitet, das Gesicht verborgen. Ihre gesamte
Vorderseite war mit dem Gewirr aus Windschutzscheibe, Motorblock und Kleinbus verschmolzen. Sie war nicht angeschnallt.
    Jo betrachtete ihr Bein. Die Buchstaben. Sie machte sich lang, um besser sehen zu können. Sie waren mit einem fettigen roten Lippenstift auf den Oberschenkel der Leiche geschrieben.
    »Lesen Sie das Gleiche wie ich?«, fragte der Fotograf.
    »Ohne Zweifel.«
    In dem wabernden Licht hatte die Haut der Fahrerin einen wächsernen Schimmer, und von der massiven Hüftfraktur war der lange, muskulöse Oberschenkel völlig entstellt. Ihr Bein wirkte gestaucht und abgeflacht. Doch die Buchstaben waren unmissverständlich.
    Schmutzig.
    »Sagt Ihnen das was?«, fragte der Fotograf.
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Glauben Sie, sie hat das geschrieben? Was hat es zu bedeuten? Eine Art Abschiedsbrief?«
    »Bis jetzt habe ich keine Ahnung.«
    Sie trat zurück, um sich einen Gesamteindruck zu verschaffen. Aus diesem Blickwinkel bemerkte sie kein Blut an der Leiche. Da sich der Rock bis zu den Hüften hochgeschoben hatte, war die Rundung ihres Oberschenkels bis hinauf zum Hintern zu erkennen. Sie trug einen schwarzen Spitzenstring. Obwohl das grelle Licht und die Schatten ihre Sicht beeinträchtigten, entging ihr nicht, dass die Tote bereits bleich wurde. Das Blut der Fahrerin sammelte sich dank der Schwerkraft unten in einer Lache, und die grellroten Buchstaben stachen noch stärker von dem weißen Oberschenkel ab.

    »Machen Sie ein paar zusätzliche Aufnahmen.« Jo trat zurück, als er die Kamera hob. Der Blitz tauchte alles in grelles Licht.
    Sie erhaschte einen Blick auf die Beifahrerin, die wie eine Stoffpuppe gegen das Armaturenbrett geschleudert worden war. Sie war nicht so braun gebrannt wie die Lenkerin. Auch sie trug einen Rock, der aber so eng war, dass er nicht hochgerutscht war. An ihren Beinen war noch keine Leichenblässe zu erkennen. Sie sah verkrümmt aus. Das Gesicht war Jo zugewandt; die offenen Augen spiegelten das frostige Blau der Polizeilichter.
    Jo atmete aus und zählte bis fünf, als sie wieder zurück zu Tang schritt. »Ist das alles? Sind das die Hinweise, wegen denen Sie mich gerufen haben?«
    Das Gesicht der Polizistin war verkniffen. »Nein. Wir müssen die Ermittlungen mehrgleisig führen. Wir bieten alles auf, was wir haben.«
    »Warum?«
    »Das ist nicht der erste Suizidmord in dieser Woche.«
    Jo bemerkte die Erschöpfung der Frau. »Sie sind sich gar nicht sicher, dass das ein Suizidmord war. Wenn Sie sicher wären, würden Sie mich nicht brauchen. Die Todesursache ist zweifelhaft.«
    »Mehr als das. Deswegen haben wir Sie hergeholt.«
    Mehr als zweifelhaft? Was sollte das heißen? In Jos Arbeit ging es immer um ungeklärte Todesfälle. Damit befasste sich schließlich die psychologische Autopsie: mysteriöse, vage, schräge, zwielichtige Umstände, unter denen Menschen ihr Leben verloren hatten. Ihre Aufgabe war es, eine Erklärung dafür zu finden.

    Tang warf einen Blick in Richtung des Nachrichtenbusses außerhalb der Absperrung. Auf dem Dach war eine Satellitenschüssel ausgefahren worden. Das Licht der Fernsehkamera blitzte um die Umrisse des

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