Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen
Sponsoren erhielten, die unser Projekt für sinnvoll hielten. In der letzten Phase unserer Forschungstätigkeit beschlossen wir, unsere Perspektive zu erweitern und die Verbindung zwischen den Werten, die Frauen in die Unternehmen einbringen und der Vision, die die meisten Frauen von der bestmöglichen Kombination von Leben und Arbeit haben, näher zu betrachten.
Dieses Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten definieren wir die weibliche Vision. Wir zeigen, warum sie |16| wichtig ist und beschreiben, welche Konsequenzen es hat, wenn man sie unterschätzt. Im zweiten Abschnitt erforschen wir die drei Komponenten, die die weibliche Vision formen: die Fähigkeit, ein breites Spektrum wahrzunehmen, die Fähigkeit, Befriedigung im Arbeitsalltag zu erfahren und die Neigung, Arbeit in einem größeren sozialen Kontext zu betrachten. Im letzten Abschnitt zeigen wir, wie Frauen ihrer Vision folgen können und was Unternehmen tun können, um sie dabei zu unterstützen.
Dieses Buch richtet sich an ein breites Publikum. Wir wollen damit jede einzelne Frau erreichen, die ihre eigenen Stärken identifizieren und artikulieren will, um sich befriedigendere Möglichkeiten des Arbeitens und Lebens zu schaffen. Ferner wollen wir Unternehmen und Institutionen unterstützen, die weibliche Führungskräfte ausbilden und von ihren strategischen Stärken profitieren wollen. Außerdem soll dieses Buch eine Informationsquelle für Lehrer und Lernende darstellen – in Schulen und Universitäten – die die Welt verbessern wollen, indem sie es jungen Frauen ermöglichen, ihre Vision zu leben und jene Führungsqualitäten und -fertigkeiten zu entwickeln die in den kommenden Jahren von ihnen verlangt werden.
|17| Teil 1
Der Wert der weiblichen Vision
|19| 1
Was Frauen sehen
Unsere Wahrnehmungen, Überzeugungen und unsere Vorstellung davon, wie das Leben sein sollte, sind die wichtigsten Komponenten, die unsere Vision prägen. Je authentischer wir die unverwechselbaren Aspekte dessen, was wir wahrnehmen, verstehen, zum Ausdruck bringen und danach handeln, umso eher können wir einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten und unseren eigenen Lebenssinn herausarbeiten.
Für jeden Menschen ist es eine Herausforderung, die eigene Vision zur Handlungsgrundlage zu machen, doch besonders schwierig ist es für berufstätige Frauen. Die weibliche Wahrnehmung geht nämlich häufig nicht mit den Erwartungen einher, die im Erwerbsleben an sie gestellt werden. Erst seit etwa dreißig Jahren sind Frauen meist berufstätig und besetzen einflussreiche Führungspositionen, deshalb hatten sie bislang nur wenig Gelegenheit, die Arbeitskultur mitzuprägen – das heißt ihre Wertvorstellungen, Anschauungen und Erwartungen.
Die Diskrepanz zwischen dem, was Unternehmen erwarten und was Frauen bestenfalls zu bieten haben, ist mittlerweile zu einem brisanten Thema geworden, zumal |20| die Anforderungen am Arbeitsplatz immer größer werden. Unternehmen verlangen ihren Mitarbeitern heutzutage deutlich mehr ab als früher – mehr Zeit, mehr Engagement, kreativere Ideen und die ständige Bereitschaft, hinzuzulernen und sich fortzubilden. Wer in einem solchen Umfeld Erfolg haben will, der benötigt Leidenschaft und Engagement. Aber es fällt schwer, mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein, wenn die eigene Vision, die grundlegende Weltsicht, auf Unverständnis stößt oder nicht anerkannt wird. Und Leidenschaft stellt sich nur selten ein, wenn man seine positivsten Eigenschaften am Arbeitsplatz nicht einbringen kann.
Was Frauen sehen, wird oft nicht gewürdigt, wodurch sie um einen Großteil ihres potenziellen Erfolges gebracht werden. Man verlangt Höchstleistungen von ihnen, allerdings unter Ausblendung ihrer Wahrnehmungen. Wenn sie ihre Kapazität nicht voll ausschöpfen können, so unterminiert dies ihre Effektivität und ihre Fähigkeit, sich authentisch zu fühlen und wirklich und wahrhaftig im gegenwärtigen Augenblick zu leben. Die Frauen verlieren die Lust und den Spaß, der entsteht, wenn wir uns in dem Bereich engagieren, den wir am besten beherrschen und unsere Fähigkeiten für unsere Umgebung nutzen.
Durch diese Praxis der Unternehmen ziehen jedoch nicht nur die Frauen, sondern auch die Firmen selbst den Kürzeren: Immerhin schmälert dies die Fülle an Talenten und Ideen, von denen man profitieren könnte. In einer globalisierten Umgebung, die sich ständig verändert, müssen Unternehmen ebenso geschickt wie innovativ und klug sein.
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