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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das dritte Mal zwischenlanden mussten, und diesmal hatten sie weniger Glück. Der Flug durch die Nacht war ein Alptraum gewesen. Unter ihnen waren keine Lichter gewesen. Hier und da hatten sie ein Feuer gesehen, aber sie hatten sich gehütet, ihm nahe zukommen. Zumindest eines war kein Problem gewesen: Treibstoff. Mike war einfach nur dem Highway nach Westen gefolgt, und seine Rechnung war aufgegangen. Unter den Tausenden von Wagen, die auf dem grauen Betonband liegengeblieben waren, hatten sie zweimal Tanklaster voller Benzin entdeckt, so dass das Nachtanken weder gefährlich noch zeitraubend geworden war. Mike hatte den Helikopter einfach auf der Straße aufgesetzt und mit laufendem Motor aufgetankt, während Charity mit entsicherter Waffe Wache hielt. Sie hatten Stanleys Warnung nicht vergessen. Und sie hatten während der ganzen Nacht keinen einzigen Außerirdischen gesehen. Sie entdeckten auch jetzt keinen, aber auch keinen Tankwagen. Es war hell geworden, und vor fünf Minuten hatte Mike fluchend auf den Reservetank umgeschaltet, nachdem der Motor zu spucken begonnen hatte. Seitdem glitten sie in zwanzig Metern Höhe über den Highway hinweg. »Wie lange noch?« fragte Charity.  Mike zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht fünf Minuten. Aber ich will nichts riskieren. Schlimmstenfalls landen wir neben irgendeinem Wagen und zapfen den Tank an.« Sein Tonfall machte deutlich, dass ihm die Idee nicht gefiel. Sie waren beide müde. Sie hatten vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen. Und sie flogen über ein Land, das sich im Krieg befand, auch wenn sie davon bisher noch nichts gemerkt hatten. Es kam Charity fast absurd vor, dass sie den Gegner, der eine ganze Welt in die Knie gezwungen hatte, bisher kein einziges Mal zu Gesicht bekommen haben sollten. »Schau, da vorne.« Mike deutete auf einen kleinen, rechteckigen Umriss, der am Ende des monotonen Betonbandes aufgetaucht war und allmählich heranwuchs. Plötzlich atmete er erleichtert auf. »Das Glück ist mit den Dummen«, verkündete er. »Ein Drive-In. Komplett mit Tankstelle und Motel.« Er grinste. »Ich spendiere dir einen kalten Hamburger, sobald wir getankt haben, einverstanden?« Charity rang sich mühsam dazu durch, sein Lächeln wenigstens andeutungsweise zu erwidern, nahm den Feldstecher von den Knien und blickte aufmerksam zu der kleinen Ansammlung schäbiger Gebäude hinüber. Alles wirkte vollkommen normal: Vor dem Restaurant stand ein halbes Dutzend Autos, und ein Stück neben der Tankstelle lag ein riesiger, hellgrün gestrichener Tankwagen. »Bingo«, sagte sie. »Da steht ein Tanker. Die nächsten dreihundert Meilen sind uns sicher.« Und damit hätten sie dann die Hälfte geschafft. Viel mehr, als sie zu hoffen gewagt hatten... Mike nahm vorsichtig Gas weg, flog eine Schleife und näherte sich dem Motel von der der Straße abgewandten Seite, während Charitys Blick aufmerksam über die umliegende Landschaft glitt. Sie hatten abermals Glück - es gab im Umkreis von mehreren Meilen nichts als flache Steppe, auf der kaum ein Strauch wuchs. Keine Gefahr, von einem Angreifer aus dem Hinterhalt überrascht zu werden. »Okay«, sagte Mike. »Wir machen es wie beim letzten Mal - ich tanke, du stehst Schmiere.« Er grinste. »Pfeif dreimal, wenn die Bullen kommen.« Sie landeten fünf Meter neben dem Tanker. Mike ließ den Gashebel ganz vorsichtig los und wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass der Motor ausging, aber das tapfere Maschinchen lief  munter weiter. Charity fragte sich, wie lange der fünfundzwanzig Jahre alte Motorblock die Dauerbelastung noch aushaken würde, bevor er ihnen schlichtweg um die Ohren flog. Sie stieß die Tür auf, sprang mit einem federnden Satz aus dem Hubschrauber und hob sofort ihr Gewehr. Auf der anderen Seite kletterte Mike umständlich aus der Maschine heraus, reckte sich ausgiebig und strich sich müde über Gesicht und Augen, ehe er sich daran machte, den Hubschrauber zu umkreisen und auf den Tankwagen zuzugehen. Er erreichte ihn nie.
    Wahrscheinlich war es ihre Müdigkeit, die sie hatte leichtsinnig werden lassen. Es ging alles so schnell, dass Charity nicht einmal dazu kam, einen warnenden Ruf auszustoßen. Die Tür des Motels flog mit einem scheppernden Laut auf, und ein halbes Dutzend Bewaffneter stürmte ins Freie; im selben Moment tauchte ein Gewehrlauf im Fenster des Lastwagens auf. Charity erstarrte mitten in der Bewegung. »Gut so«, sagte eine Stimme. Sie kam irgendwo aus

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