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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Dunkel hinter dem Gewehr, und sie klang sehr entschlossen, aber auch voller Angst. »Mach jetzt lieber keine falsche Bewegung, Kleine. Leg dein Gewehr weg, aber hübsch langsam.« Charity gehorchte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie auch Mike behutsam die Arme hob und zu einer Stelle am hinteren Ende des zwölf Meter langen Trucks blickte. Hinter den Zwillingsreifen des Lasters war eine geduckte Gestalt aufgetaucht. Auch sie hielt ein Gewehr. »Hören Sie«, sagte sie vorsichtig. »Wir sind nicht Ihre Feinde.« Sie bekam keine Antwort und hob vorsichtshalber die Arme noch ein wenig höher. Zwei Sekunden später verschwand der Gewehrlauf aus dem Fenster der Fahrerkabine, und die Tür wurde aufgestoßen. Ein vielleicht zwanzigjähriger blonder Junge in einem zerschlissenen Overall sprang aus dem Wagen. Das Gewehr in seinen Händen war eine uralte Remington, die wahrscheinlich nicht einmal auf zwanzig Meter genau schoss. Aber das nutzte ihr verdammt wenig - der Junge war kaum drei Meter von ihr entfernt, und er sah ganz so aus, als wäre er zu allem entschlossen. Außerdem war er halb wahnsinnig vor Angst. »Wir sind auf eurer Seite«, sagte sie noch einmal. »Wirklich.« Der Junge antwortete nicht, aber in die Angst in seinem Blick mischte sich etwas wie vorsichtige Erleichterung. Trotzdem blieb er misstrauisch. Er wollte ihr gerne glauben, das spürte sie, aber er konnte es nicht. Sie versuchte die Hände herunterzunehmen und provozierte damit eine rasche, drohende Bewegung des Gewehres. »Tun Sie lieber nichts, wozu Sie keine Zeit mehr hätten, es zu bereuen«, sagte der Junge. Charity unterdrückte ein Seufzen. In welchem Film hatte er diesen Satz aufgeschnappt? dachte sie. Aber sie gehorchte trotzdem. Aus dem Motel näherte sich ihnen jetzt eine Gruppe von fünf oder sechs Männern. Zwei von ihnen gingen auf den Helikopter zu, während die anderen hinter dem Jungen stehen blieben. Zwei weitere Gewehre und der Lauf einer kleinen Damenpistole richteten sich auf Charity. »Hören Sie«, sagte sie, »wir sind amerikanische Soldaten, keine Marsmenschen. Ihre Vorsicht in allen Ehren, aber ich bin müde und mir tut jeder einzelne Knochen im Leib weh. Kann ich jetzt vielleicht endlich die Hände herunternehmen?« Sie hatte ziemlich scharf gesprochen, und der rüde Ton erzielte die Wirkung, die sie sich erhofft hatte. Der Junge wirkte plötzlich nicht mehr halb so sicher; schließlich nickte er. »Sagt Stan Bescheid«, sagte er, an einen der anderen Männer gewandt. »Wir haben sie. Ich glaube nicht, dass es Russen sind.« Russen? Charity riss die Augen auf und starrte den Jungen an. Was zum Teufel... Ihre Überraschung entging dem Jungen keineswegs, und natürlich deutete er es völlig falsch. Das misstrauische Funkeln in seinen Augen wurde wieder stärker. »Oder?« fragte er. »Natürlich nicht«, antwortete Charity hastig. »Verdammt, schauen Sie sich meine Uniform an - sehe ich aus wie ein russischer Soldat?« Der Junge kam tatsächlich einen Schritt näher und blickte misstrauisch auf das kleine Sternenemblem über ihrer Brust. »US Space Force?« Er starrte sie an, drehte den Kopf und blickte zum Helikopter hinüber. Plötzlich grinste er. »Komische Raumschiffe habt ihr neuerdings.« Seine Bemerkung brach den Bann. Charity konnte regelrecht sehen, wie die Spannung aus den Gesichtern der anderen wich, und auch der Junge atmete hörbar auf. Trotzdem zögerte sie noch einen Moment, die Hände herunterzunehmen. Diese Männer waren mehr als nur nervös. Eine einzige falsche Bewegung, und ihre Reise fände ein vorzeitiges Ende. Sie setzten sich in Bewegung und gingen zum Motel hinüber. Der Motor des Helikopters erstarb mit einem seufzenden Geräusch, als sie die halbe Strecke geschafft hatten, aber Charity sah sich nicht einmal um. Irgendwie würden sie das Ding schon wieder in Gang kriegen, dachte sie. Und wenn nicht... nun, sie waren ohnehin schon sehr viel weiter gekommen, als sie erwartet hatte. Im Moment interessierte sie sich sehr viel mehr für ein Bett. Mike und sie brauchten dringend Schlaf. Im Inneren des Motels hielten sich etwa zehn Menschen auf - ein paar Angestellte, ein ältliches Ehepaar, dem man seine Angst selbst auf zwanzig Meter Entfernung ansah, ein Mann in kariertem Hemd, den sie ganz instinktiv als den Fahrer des Tanklasters einschätzte, und ein junges Pärchen in Lederkleidung. Sie erinnerte sich flüchtig, eine Harley draußen auf dem Parkplatz gesehen zu

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