Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Leben gerettet, sondern ich. Und dafür muß ich ins Gefängnis wandern .. .» Sie schloß die Augen. «Aber am Ende werden wir wieder vereint und glücklich sein.»
Sir Wilfrid war sichtlich gerührt. «Aber meine liebe Mrs. Vole, warum hatten Sie denn so wenig Vertrauen zu mir? Wir glauben nämlich, daß unsere britische Justiz auf seiten der Wahrheit steht. Wir hätten ihn auch so freibekommen.»
«Das konnte ich nicht riskleren.» Nach einer kleinen Pause setzte sie langsam hinzu: «Sie dachten nämlich, Leonard sei unschuldig...»
Sir Wilfrid unterbrach sie rasch: «Und Sie wußten, daß er unschuldig war. Ich verstehe schon.»
«Aber Sie verstehen mich ganz und gar nicht, Sir Wilfrid. Ich wußte, daß er schuldig war...»
Sir Wilfrid verstummte bestürzt. Erst nach einer geraumen Weile fand er die Sprache wieder.
«Aber haben Sie denn keine Angst?»
«Angst? Wovor?»
«Mit einem Mörder zusammenzuleben?»
«Sie verstehen wieder nicht, Sir Wilfrid – wir lieben uns doch!»
«Mrs. Vole, bei unserer ersten Begegnung sagte ich Ihnen,Sie seien eine außergewöhnliche Frau ich sehe keinen Grund, meine Meinung zu ändern.»
Damit verließ Sir Wilfrid den Saal. In der gleichen Minute stürzte zu einer anderen Tür ein junges Mädchen mit rötlichblondem Haar und von einigermaßen aufdringlichem Benehmen herein. Es war die «Erdbeerblonde», von der der Staatsanwalt gesprochen hatte. Sie lief direkt auf Vole zu: «O Len, Darling, ist es nicht wunderbar? Du bist frei! Man hat mich nicht hineinlassen wollen. Oh, es war schrecklich! Ich bin fast verrückt geworden!»
«Leonard wer ist – dieses Mädchen?» fragte Romaine heftig.
Statt Leonard antwortete das Mädchen mit einem gewissen Trotz: «Ich bin Leonards Freundin. Über Sie bin ich orientiert. Sie sind gar nicht seine Frau. Nie gewesen. Sie haben Ihr möglichstes getan, um ihn an den Galgen zu bringen. Aber das ist jetzt vorbei.» Sie wandte sich wieder Leonard Vole zu, «Wir werden jetzt ins Ausland reisen, wie du es mir versprochen hast, und alle die herrlichen Gegenden besuchen. Wir werden eine wunderschöne Zeit verleben und dies alles hier schnell vergessen.»
«Ist – das – wahr? Ist die wirklich deine Freundin, Leonard?» fragte Romaine mit gequältem Ausdruck.
Leonard zögerte zunächst mit der Antwort, sah dann aber ein, daß er Farbe bekennen mußte.
Er ging ein paar Schritte auf Romaine zu und gestand: «Ja, sie ist meine Freundin.»
«Nach allem, was ich für dich getan habe... was kann sie dir da noch bedeuten?»
Leonard Vole ließ jetzt die Maske fallen, die er so lange getragen hatte, und zeigte sich in seiner ganzen Brutalität
«Sie ist fünfzehn Jahre jünger als du», erwiderte er lachend.
Romaine zuckte zusammen wie vom Blitz getroffen.
Leonard stellte sich dicht vor sie hin und sagte in drohendem Ton: «Ich bin freigesprochen und bekomme das Geld. Nach unseren Gesetzen kann ich desselben Verbrechens nicht noch einmal angeklagt werden. Also würde ich dir raten, deinen Mund zu halten. Sonst kann es sein, daß du selbst noch wegen Beihilfe gehängt wirst.»
Romaine warf den Kopf zurück und nahm eine sehr würdevolle Haltung an. «Nein», rief sie,
«Das wird nicht geschehen. Ich werde nicht wegen Beihilfe angeklagt. Auch nicht wegen Meineides. Ich werde des Mordes angeklagt...»
Noch ehe irgend jemand erfassen konnte, was geschah, hatte sie blitzschnell das Messer ergriffen, das immer noch als Beweisstück hinter ihr auf dem Tisch lag, und es Leonard in den Leib gestoßen.
«... des Mordes an dem einzigen Mann, den ich je geliebt habe.»
Als Leonard, tödlich getroffen, zu Boden sank, blickte sie zum Richterstuhl empor und sagte mit feierlicher Stimme: «Schuldig, Mylord.»
Haus Nachtigall
«Auf Wiedersehen, Liebling!»
«Auf Wiedersehen, mein Schatz!»
Alix Martin lehnte sich über das schmale Gartentor und sah ihrem Mann nach, der den Weg zum Dorf hinunterging. Kleiner und kleiner wurde die Gestalt, jetzt war sie in einer Kurve verschwunden, aber Alix verharrte immer noch in der gleichen Stellung. In Gedanken versunken, strich sie eine Locke ihres dichten braunen Haares aus ihrem Gesicht .Ihre Augen blickten träumerisch in die Ferne.
Alix Martin war nicht schön, strenggenommen nicht einmal hübsch. Ihr Gesicht war das einer Frau, die nicht mehr in den besten Jahren ist .Trotzdem war es strahlend und weich, und ihre früheren Kollegen aus dem Büro hätten sie wahrscheinlich kaum wiedererkannt.
Miss
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