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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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man mich zwingt, derartige Lügen anzuhören – Lügen, die von einer eifersüchtigen Frau erfunden worden sind.»
    «Ich glaube, Sie sind es, die hier lügt Sie haben vor Gericht unter Eid dauernd in der unverschämtesten Weise gelogen. Und der Grund, warum Sie gelogen haben, geht deutlich aus diesem Brief hervor.»
    «Sie sind ja total verrückt. Warum sollte ich wohl einen solchen Unsinn schreiben?»
    «Weil sich ein Weg in die Freiheit für Sie aufgetan hatte. Die Tatsache, daß ein unschuldiger Mann mit dem Tode bestraft werden würde, machte Ihnen beim Schmieden Ihrer Pläne nicht das geringste aus. Sie haben sogar in Ihrem Brief erwähnt, wie geschickt Sie es angefangen haben, Leonard Vole wie durch Zufall mit einem Schinkenmesser zu verwunden.»
    Außer sich vor Wut fiel ihm die Zeugin ins Wort: «Das stimmt schon mal nicht Ich habe geschrieben, daß es ihm selbst beim Schinkenschneiden...» Sie preßte die Hand auf den Mund; denn in diesem Augenblick kam ihr zum Bewußtsein, daß man sie in eine Falle gelockt hatte.
    «Ach, Sie wissen also, was in diesem Brief steht – noch ehe ich ihn vorgelesen habe», triumphierte Sir Wilfrid.
    Die Zeugin warf nun jegliche Selbstbeherrschung über Bord: «Verdammt noch mal! Der Teufel soll Sie holen! Ich hasse Sie!» Sie blickte wild umher. «Lassen Sie mich hier heraus! Lassen Sie mich gehen!»
    Mit diesen Worten verließ sie den Zeugenstand, aber der Gerichtsdiener vertrat ihr den Weg.
    Der Richter befahl ihm, der Zeugin einen Stuhl zu geben, und forderte Sir Wilfrid auf, den Geschworenen den ganzen Brief vorzulesen. Sir Wilfrid las: «Mein geliebter Max! Es ist etwas ganz Unwahrscheinliches passiert Ich glaube, alle unsere Schwierigkeiten werden jetzt zu Ende sein. Ich kann zu Dir kommen, ohne befürchten zu müssen, daß die wertvolle Arbeit, die Du in diesem Lande leistest, gefährdet wird. Die alte Dame, von der ich Dir erzählte, ist ermordet worden, und ich glaube, man hat Leonard in Verdacht. Er ist an jenem Abend bei ihr gewesen, und seine Fingerabdrücke werden überall zu finden sein. Es soll um halb zehn passiert sein. Um diese Zeit war Leonard schon zu Hause, aber sein Alibi hängt von mir ab – von mir ganz allein. Ich kann ja sagen, er sei erst viel später nach Hause gekommen und habe Blut an seiner Kleidung gehabt . Er hatte auch tatsächlich Blut am Ärmel, da er sich beim Abendessen geschnitten hatte. Das würde ganz schön passen. Ich könnte sogar aussagen, er habe mir erzählt, daß er sie getötet habe. O Max, Geliebter, sag mir, ob ich es so machen soll – es wäre wunderbar, frei zu sein und nicht mehr die liebende, dankbare Gattin spielen zu müssen. Ich weiß, daß die Bewegung und die Partei an erster Stelle stehen, aber wenn Leonard wegen Mordes verurteilt würde, könnte ich ohne Gefahr zu Dir kommen, und wir könnten immer zusammen sein. Deine Dich anbetende Romaine.»
    Es herrschte tiefe Stille im Saal. Die Geschworenen hatten sich wie gebannt nach vorn gebeugt Der Richter forderte nun Mrs. Heilger auf, wieder in den Zeugenstand zu treten, und fragte, was sie zu diesem Brief zu sagen habe.
    Die Zeugin war wie versteinert und antwortete resigniert.
    «Nichts.»
    Der Angeklagte sprang auf und rief leidenschaftlich: «Romaine, sag ihnen doch, daß du das nicht geschrieben hast .Ich weiß, daß du es nicht getan hast.»
    Mrs. Heilger drehte sich um und zischte zwischen den Zähnen hervor: «Natürlich habe ich es geschrieben.»
    «Das», erklärte Sir Wilfrid, «dürfte für die Verteidigung genügen, Mylord.»
    Der Richter fragte den Staatsanwalt, ob er ein Kreuzverhör anzustellen wünschte. Von dieser Aufgabe nicht sonderlich begeistert, erhob sich Myers und fragte die Zeugin, ob man einen Zwang auf sie ausgeübt habe und ob sie sich darüber klar sei, was ein Eid vor einem englischen Gerichtshof bedeute.
    «Müssen Sie mich immer noch mehr quälen?» lautete die verzweifelte Antwort. «Ich habe den Brief geschrieben. Nun lassen Sie mich endlich gehen.»
    Der Richter erinnerte den Staatsanwalt daran, daß Sir Wilfrid die Zeugin bei der früheren Vernehmung auf die Heiligkeit des Eides hingewiesen habe, und Mrs. Heilger machte er darauf aufmerksam, daß sie sich demnächst wegen Meineides zu verantworten habe. Damit entließ er die Zeugin und forderte Sir Wilfrid auf, sein Plädoyer zu beginnen.
    Als Sir Wilfrid mit seinem sehr eindrucksvollen Plädoyer zu Ende war, zogen sich die Geschworenen für knapp fünf Minuten zurück. Sobald

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