Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
– sie hatte schon ein Drama von Ibsen aufführen lassen, dann ein Stück der allerneuesten Schule: alles Scheidung und Rauschgift, und eine poetische Fantasie mit kubistischer Szenerie. Die nun folgende Aufführung von Tosca hatte weitgespanntes Interesse geweckt. Lady Rustonbury hatte dazu eine sehr vornehme Hausparty arrangiert, und was in London Rang und Namen hatte, kam, um der Vorstellung beizuwohnen.
Madame Nazorkoff und ihre Gesellschaft waren kurz vor dem Mittagessen angekommen. Der junge amerikanische Tenor Hensdale sollte den Gavaradossi singen und Roscari, der berühmte italienische Bariton, den Scarpia. Die Kosten für diese Aufführung waren enorm gewesen, aber darum kümmerte sich niemand. Paula Nazorkoff war in bester Stimmung, sie war charmant, freundlich gelöst und auf angenehmste Art sie selbst. Cowan betete, daß alles sich so weiterentwickeln möge.
Nach dem Essen begab sich die Gesellschaft ins Theater und begutachtete die Bühnenbilder und die verschiedenen Requisiten. Das Orchester unterstand der Leitung von Mr. Samuel Ridge, einem der berühmtesten Dirigenten Englands. Alles schien ohne die geringsten Schwierigkeiten abzulaufen. Und merkwürdig genug, dieser Umstand beunruhigte Cowan. Er fühlte sich mehr zu Hause in einer Atmosphäre der Nervosität; dieser ungewöhnliche Friede störte ihn.
«Alles geht um eine Spur zu glatt», murmelte er zu sich selbst. «Madame ist wie eine Katze, die man mit Schlagsahne gefüttert hat. Es ist zu schön, um so weitergehen zu können. Es muß noch etwas geschehen.»
Vielleicht hatte Mr. Cowan als Ergebnis seines lange währenden Kontaktes mit der Opernwelt einen sechsten Sinn entwickelt; gewiß waren seine Befürchtungen gerechtfertigt. Es war gerade kurz vor sieben Uhr an diesem Abend, als das französische Mädchen, Elise, in größter Verwirrung zu ihm hereinstürzte.
«Ach, Mr. Cowan, kommen Sie, schnell, bitte, bitte, kommen Sie schnell.»
«Was ist denn passiert?» fragte Cowan neugierig. «Madame paßt wohl etwas nicht, wiede Krach, nicht wahr?»
«Nein, nein, es ist nicht Madame; es ist Signor Roscari. Er ist krank, erstirbt!»
«Stirbt? Kommen Sie!»
Cowan rannte hinter ihr her, als sie ihn zum Schlafzimmer des unglücklichen Italieners führte.
Der kleine Mann lag auf dem Bett, vielmehr krümmte er sich darauf, in Zuckungen, die komisch gewirkt hätten, wäre der Fall nicht so ernst gewesen. Paula Nazorkoff stand über ihn gebeugt; sie grüßte Cowan gebieterisch.
«Aha, da sind Sie ja. Unser armer Roscari, er leidet entsetzlich. Zweifellos hat er etwas Verkehrtes gegessen.»
«Ich sterbe», stöhnte der kleine Mann. «Diese Schmerzen, es ist schrecklich. Au, oh!»
Er wand sich wieder, preßte beide Hände gegen seinen Magen und rollte sich auf dem Bett herum.
«Wir müssen einen Arzt holen», sagte Cowan.
Paula hielt ihn zurück, als er gerade zur Tür gehen wollte. «Der Arzt ist schon unterwegs. Er wird alles tun, was möglich ist, um dem armen Leidenden hier zu helfen. Daüdr ist schon gesorgt. Aber Roscari wird keinesfalls heute abend singen können.»
«Ich werde nie mehr singen, ich sterbe», stöhnte der Italiener.»
«Nein, nein, Sie sterben nicht», sagte Paula. «Sie haben sich nur den Magen verdorben, aber das bleibt sich gleich, Sie können unmöglich heute singen.»
«Ich bin vergiftet worden.»
«Ja, es ist zweifellos Ptomaine», sagte Paula. «Elise, bleiben Sie bei ihm, bis der Arzt kommt.»
Die Sängerin winkte Cowan, ihr aus dem Zimmer zu folgen.
«Was wollen wir tun?» fragte sie.
Cowan schüttelte hoffnungslos den Kopf Es war schon zu spät, um aus London einen Ersatz für Roscari zu beschaffen. Lady Rustonbury, die man gerade von der Krankheit ihres Gastes in Kenntnis gesetzt hatte, stürzte durch den Korridor auf die beiden zu. Ihre Hauptsorge wie die Paula Nazorkoffs war das Gelingen der Aufführung von Tosca
«Wenn doch nur jemand hier in der Nähe wohnte», stöhnte die Primadonna.
«Ah!» Lady Rustonbury stieß einen Freudenschrei aus. «Natürlich, Bréon.»
«Bréon?»
«Ja, Edouard Bréon, Sie wissen doch, der berühmte französische Bariton. Er wohnt hier in der Nähe. Diese Woche war in der Zeitschrift Country Homes sein Haus abgebildet. Das ist unser Mann.»
«Welch eine Himmelsantwort!» schrie die Nazorkoff «Bréon als Scarpia, ich erinnere mich, das war eine seiner größten Partien. Aber er hat sich von der Bühne zurückgezogen, nicht wahr?»
«Ich bringe ihn schon hierher»,
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