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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einer Sängerin, sondern auch einer Schauspielerin», warf Lady Rustonbury ein.
    «Das ist wahr», stimmte Bréon zu. «Ich erinnere mich noch, als ich damals als junger Mann in Italien war, besuchte ich ein etwas abseits gelegenes Theater in Mailand. Der Platz kostete mich nur ein paar Lire, aber ich habe da ebenso gute Sänger gehört wie später in der Metropolitan Opera in New York. Ein ganz junges Mädchen sang damals die Tosca. Sie sang das wie ein Engel. Ich werde niemals ihre Stimme in vissi d'arie vergessen, diese Klarheit, diese Reinheit Aber die dramatische Kraft fehlte ihr.» Die Nazorkoff nickte.
    «Das kommt erst später», sagte sie ruhig.
    «Richtig. Dieses junge Mädchen – Bianca Capelli hieß sie - ich interessierte mich für ihre Karriere. Durch mich hätte sie die Chance zu einem großen Engagement gehabt, aber sie war dumm – hoffnungslos dumm.»
    Er zuckte die Achseln.
    «Wieso dumm?»
    Es war Lady Rustonburys vierundzwanzigjährige Tochter, Blanche Amery, die sich mit dieser Frage am Gespräch beteiligte. Ein schlankes Mädchen mit großen blauen Augen. Der Franzose wandte sich ihr sofort höflich zu.
    «Leider, Mademoiselle, sie war wegen irgendeines gemeinen Burschen da in eine Sache verwickelt. Er war ein Schurke, ein Mitglied der Camorra, dieser Verschwörerbande in Neapel. Er geriet in Schwierigkeiten mit der Polizei, wurde zum Tode verurteilt. Sie kam zu mir und bat mich, etwas zu unternehmen, damit ihr Geliebter gerettet würde.»
    Blanche Amery starrte ihn an.
    «Und Sie taten es?» fragte sie atemlos.
    «Ich Mademoiselle, was konnte ich tun? Ein Fremder im Land.»
    «Hatten Sie nicht doch damals einigen Einfluß?» fragte die Nazorkoff mit ihrer tiefen, bebenden Stimme.
    «Wenn ich ihn hatte, bezweifle ich, ob ich ihn ausgenützt hätte. Der Mann war es nicht wert. Ich tat für das Mädchen, was ich konnte»
    Er lächelte ein wenig, und das Lächeln mißfiel plötzlich dem englischen Mädchen, denn etwas an dem Ausdruck dieses Lächelns war unangenehm. Sie spürte, daß das, was er sagte, in dem Moment nicht mit dem übereinstimmte, was er dachte.
    «Sie taten, was Sie konnten», sagte die Nazorkoff «Das war sehr freundlich von Ihnen, und war das Mädchen auch dankbar?»
    Der Franzose zuckte die Achseln.
    «Der Mann wurde hingerichtet», sagte er, «und das Mädchen ging in ein Kloster. Et voiIá.
    Die Welt hat eine Sängerin verloren.»
    Die Nazorkoff lachte leise.
    «Wir Russen sind nicht so standhaft», sagte sie leichthin.
    Blanche Amery, die zufällig Cowan ansah, während die Sängerin sprach, bemerkte, wie er erstaunt zu ihr hinübersah. Er öffnete die Lippen halb, schloß sie dann aber wieder gehorsam, als Paula ihm einen warnenden Blick zugeworfen hatte.
    Der Butler erschien in der Tür.
    «Dinner», sagte Lady Rustonbury und erhob sich «Ihr armen Künstler, ihr tut mir leid. Es muß doch schrecklich sein, vor dem Singen immer so hungern zu müssen. Aber nachher wird es ein köstliches Essen geben»
    «Wir werden uns darauf freuen», sagte Paula Nazorkoff.
    Sie lachte leise. «Nachher!»

3

    Im Theater war soeben nach dem ersten Akt der Tosca der Vorhang gefallen. Die Zuschauer bewegten sich und sprachen leise miteinander. Die Königlichen Hoheiten, charmant und leutselig, saßen in den drei Samtstühlen vor der ersten Reihe. Jeder flüsterte und tuschelte mit seinem Nachbarn. Allgemein herrschte die Meinung, die Nazorkoff habe im ersten Akt nicht ihren großen Ruf bestätigt. Die meisten Anwesenden wußten nicht, daß gerade darin die Kunst der Nazorkoff bestand, im ersten Akt ihre Stimme und sich selbst zu schonen. Sie machte aus Tosca eine leichte, frivole Figur, tändelnd mit Liebe, kokett-eifersüchtig und anspruchsvoll. Bréon überzeugte noch als herrlich zynischer Scarpia, obgleich der Schmelz seiner Stimme den Höhepunkt bereits überschritten hatte. Nichts während seines Spiels deutete auf den alternden Wüstling hin. Er machte aus Scarpia eine schöne, fast gütige Gestalt, nur mit einem Schuß subtiler Gemeinheit, die aber unter dem äußeren Schein fast verborgen blieb. Im letzten Teil, als Scarpia in Gedanken verloren dasteht und über seinen Plan, Tosca zu retten, nachsinnt, hatte Bréon sein unvergleichliches Können gezeigt. Jetzt hob sich der Vorhang wieder für den zweiten Akt, die Szene in Scarpias Zimmer.
    Diesmal wurde beim Auftritt der Tosca die Kunst der Nazorkoff mit einem Schlage offenbar.
    Hier war sie eine Frau in Todesangst, und sie

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