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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mich.
    Herzlichen Dank für diesen Mist, dachte er säuerlich.
    An diesem Abend nahm er in seinem kleinen, aber gemütlich eingerichteten Kondominium-Apartment den zweiten Aufsatz zur Hand, der von einer Marion Culper verfaßt worden war, und er entdeckte, daß auch darin Gedichte zitiert wurden. Offensichtlich war dies eine sehr poesiebegeisterte Klasse, und er fühlte sich mit einem Mal sehr krank. Er war schon immer dagegen gewesen, poetische Werke – gleichgültig, von welcher Art – für gesellschaftliche Zwecke zu verwenden. Nun, er mußte sich wohl damit abfinden, und dann machte er es sich bequem in seinem körperfreundlich geformten, kunstlederbespannten Sessel, setzte eine mit einer riesigen Bauchbinde versehene Zigarre der Marke Cuesta Rey Nummer Eins in Brand und begann zu lesen.
    Die Verfasserin dieses Aufsatzes, Miss Culper, hatte für ihren Text ein Gedicht von John Dryden gewählt, einem englischen Poeten aus dem siebzehnten Jahrhundert, und zwar handelte es sich dabei um die letzten Zeilen aus dem bekannten Gedicht »Ein Lied zum St.-Cäcilien-Tag«.
    … Und in der letzten und schrecklichen Stunde
Geht diese faule Pracht endgültig zugrunde,
Und Posaunen werden ihre Stimme erheben,
Die Lebenden sterben, die Toten leben,
Und Musik wird dann zum Himmel streben.
    Bei allen Teufeln, dachte Chien bei sich. Will sie etwa damit andeuten, daß Dryden bereits den Untergang des Kapitalismus vorausgesehen hat? Und das nur wegen dieser Stelle mit der »faulen Pracht«? Großer Gott! Er beugte sich nach vorn, um seine Zigarre aus dem Aschenbecher zu nehmen, und stellte fest, daß sie erloschen war. Während er in seinen Taschen nach dem japanischen Feuerzeug suchte, richtete er sich halb auf…
    … und das Fernsehgerät an der gegenüberliegenden Wand des Wohnzimmers gab einen schrillen Pfiff von sich.
    Aha, dachte Chien. Der Führer steigt herab, um mit uns zu reden. Dieser Absolute Wohltäter des Volkes, der oben in Peking residiert, und das nun schon seit neunzig Jahren. Oder sind es bereits hundert? Oder ist dieser Arsch, wie wir ihn manchmal zu bezeichnen geruhen…
    »Mögen die zehntausend Blüten freiwillig auferlegter Armut im Garten eures Geistes blühen«, erklärte der Fernsehansager. Ächzend erhob sich Chien, vollführte die vorgeschriebene Verbeugung, um seinen Herrn zu begrüßen; jeder Fernseher war mit Beobachtungsgeräten ausgerüstet, die der Gepol – der Geheimpolizei -verrieten, ob sich der Besitzer auch tatsächlich verbeugte und/oder zusah.
    Auf dem Bildschirm erschienen die wohlgeformten Gesichtszüge, das breite, faltenlose, gesunde Antlitz des einhundertundzwanzig Jahre alten Vorsitzenden der KP Ost, dem Herrscher über Millionen Menschen – zu vielen Menschen, dachte Chien. Leck mich doch, fluchte er lautlos, und setzte sich wieder auf seinen Kunstledersessel und beobachtete den Bildschirm.
    »Meine Gedanken«, begann der Absolute Wohltäter mit seiner volltönenden, behäbigen Stimme, »sind bei euch, meine Kinder. Und vor allem bei Mr. Tung Chien in Hanoi, der einer schwierigen Aufgabe entgegensieht, einer Aufgabe, die die Menschen des demokratischen Osten und die Menschen der amerikanischen Westküste bereichern wird. Wir müssen alle gemeinsam an diesen edlen, aufopferungswilligen Mann und an die Arbeit denken, die auf ihn wartet, und ich habe beschlossen, ihm einige Sekunden meiner Zeit zu opfern, um ihn zu ehren und ihn zu ermutigen. Hören Sie mir zu, Mr. Chien?«
    »Ja, Eure Hoheit«, sagte Chien, und fragte sich gleichzeitig, wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit sein mochte, daß der Parteiführer sich an diesem Abend ausgerechnet ihm zuwendete. Die Wahrscheinlichkeit war so gering, daß er mit einem Mal einen Zynismus verspürte, der einem Genossen nicht gut anstand. Vielleicht wurde diese Sendung allein auf seinen Apparat überspielt – oder zumindest nur auf die TV-Geräte dieser Stadt. Ebensogut konnte es sich auch um eine geschickte Lippensynchronisation handeln, die von dem Hanoier TV-Sender vorgenommen wurde. Auf jeden Fall war er gezwungen, zuzuhören und die Sendung zu verfolgen – und sich die Worte zu merken. Seine lebenslängliche Erfahrung in diesen Dingen machte es ihm leicht. Äußerlich schien er völlig aufmerksam zu sein. Innerlich grübelte er noch immer über die beiden Prüfungsunterlagen und fragte sich, welcher Aufsatz von wem stammte; wo endete die ergebene Treue zur Partei und wo begann der sarkastische Spott? Es war schwer zu sagen… und das

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