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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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absorbiert und gelangt in den Blutkreislauf. Ich sage Ihnen gleich, von wem und wo ich es gekauft habe.« Er holte tief Atem; die Anwesenheit der beiden Polizisten übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus.
    Mit gezückten Kugelschreibern warteten die beiden Beamten.
    Und die ganze Zeit über murmelte der Führer im Hintergrund seine Rede. So wie er es an Tausenden Abenden zuvor in Tung Chiens Leben getan hatte. Aber, dachte er, ich werde ihn niemals wieder wie früher sehen. Nicht mehr, seitdem ich dieses giftige Zeug inhaliert habe.
    Ist es das, was sie beabsichtigt haben? fragte er sich.
    Es erschien ihm merkwürdig, daß er sofort an sie als eine Gruppe dachte. Eigenartig – aber auf irgendeine Weise erschien ihm dieser Gedanke zutreffend zu sein. Einen Moment lang zögerte er, Einzelheiten zu nennen und den Polizisten alles zu erzählen, damit sie den Mann finden konnten. Ein Hausierer, wollte er sagen. Ich weiß nicht mehr, wo ich ihn traf, kann mich nicht mehr erinnern. Aber er erinnerte sich, kannte noch die Straßenkreuzung. Und so, trotz seines rätselhaften Widerwillens, erzählte er es ihnen.
    »Danke, Genosse Chien.« Vorsichtig griff der ranghöchste der beiden Beamten nach dem restlichen schnupftabakähnlichen Mittel – Chien hatte nicht viel davon genommen – und schob das Päckchen in eine Uniformtasche. Die Uniform wirkte stattlich, ordentlich. »Wir werden das Zeug so rasch wie möglich analysieren«, erklärte der Polizist, »und Sie umgehend informieren, welches Gegenmittel in Ihrem Falle angebracht ist. Wie Sie zweifelsohne gelesen haben, haben einige dieser im Krieg eingesetzten psychedelischen Drogen eine ausgesprochen fatale Wirkung.«
    »Ich bin darüber informiert«, versicherte er. Genau das hatte er auch vermutet.
    »Viel Glück und danke, daß Sie uns sofort angerufen haben«, erklärten beide Polizisten und wandten sich ab. Trotz ihrer Beflissenheit schien der Fall sie nicht sehr zu berühren; offensichtlich gehörten derartige Dinge zur Routine.
    Der Laborbefund wurde ihm sehr schnell mitgeteilt – das war vor allem überraschend aufgrund der Tatsache, daß die staatliche Bürokratie normalerweise sehr schwerfällig arbeitete. Der Befund wurde ihm per Videofon mitgeteilt, noch ehe der Führer seine Fernsehrede beendet hatte.
    »Es handelt sich dabei nicht um ein Halluzinogen«, informierte ihn der Labortechniker der Gepol.
    »Nein?« fragte er verwirrt und keineswegs erleichtert.
    »Im Gegenteil. Es ist ein Phenothiazin, das, wie Sie zweifellos wissen, ein Anti-Halluzinogen ist. Eine ziemlich große toxische Konzentration pro Gramm ist zwar vorhanden, doch dürfte das Präparat keinen großen Schaden anrichten. Vermutlich senkt es Ihren Blutdruck oder macht Sie müde. Es wurde wahrscheinlich während des Krieges aus einem medizinischen Vorratslager gestohlen, das die Barbaren bei ihrem Rückzug aufgegeben haben. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen.«
    Nachdenklich legte Chien mit bedächtigen Bewegungen den Hörer des Videofons auf. Und dann trat er an das Fenster seines Konap – an jenes Fenster, das ihm eine hübsche Aussicht auf die anderen hoch emporragenden Konaps von Hanoi bot –, um nachzudenken.
    Die Türglocke läutete. Wie in Trance schritt er durch das teppichausgelegte Wohnzimmer, um zu öffnen.
    Vor ihm stand ein Mädchen in einem hellen Regenmantel, und sie hatte ihre dunklen, glänzenden langen Haare unter einer Babuschka verborgen. »Ah, Genosse Chien?« fragte sie im schüchternen, leisen Tonfall. »Tung Chien? Vom Ministerium für…«
    Er ließ sie wie automatisch herein und schloß die Wohnungstür. »Sie haben mein Videofon abgehört«, erklärte er; es war ein Schuß ins Blaue, aber eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, daß er recht hatte mit seiner Vermutung.
    »Haben sie… haben sie den Rest des Schnupftabaks mitgenommen?« Sie blickte zu ihm auf. »Oh. hoffentlich nicht; heutzutage ist so schwer daranzukommen.«
    »Schnupftabak«, erwiderte er, »ist leicht erhältlich. Im Gegensatz zu Phenothiazin. Das meinen Sie doch, oder?«
    Das Mädchen hob den Kopf, musterte ihn mit ihren großen, dunklen Augen. »Ja, Mr. Chien…« Sie zögerte und wirkte so unsicher wie die Polizisten selbstbewußt gewesen waren. »Sagen Sie mir, was Sie gesehen haben; es ist für uns von höchster Wichtigkeit, dies zu wissen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß ich eine Wahl gehabt habe?« fragte er scharf.
    »J-ja, gewiß. Das hat uns auch so sehr verwirrt; wir

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