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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dem Führer eingeladen wird – Sie verstehen?« Ihre Stimme zitterte; sie sah auf ihre Uhr, ängstlich darauf bedacht, rechtzeitig wieder fortzugehen; die fünfzehn Minuten waren fast vorbei. »Wie Sie wissen, treffen nur sehr wenige Menschen persönlich mit dem Führer zusammen. Ich meine, nicht nur über den Bildschirm.«
    »Er lebt zurückgezogen«, bemerkte er. »Aufgrund seines hohen Alters.«
    »Wir haben die Hoffnung«, sprach Miss Lee weiter, »daß Sie – wenn Sie den Test mit diesen angeblichen Prüfungsarbeiten bestehen, die man ihnen vorgelegt hat, und mit meiner Hilfe müßte alles funktionieren –, daß Sie dann zu einer der Herrengesellschaften eingeladen werden, die der Führer von Zeit zu Zeit gibt und von denen man im Fernsehen natürlich nichts erfährt. Verstehen Sie jetzt?« Immer schriller wurde ihr Tonfall, fast grell vor Verzweiflung. »Dann würden wir Bescheid wissen; wenn Sie dorthin unter dem Einfluß einer antihalluzinogenen Droge hingehen, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen…«
    »Und meine Karriere im öffentlichen Dienst dürfte damit beendet sein. Von meinem Leben ganz zu schweigen.« Er hatte laut gedacht und blickte sie jetzt forschend an.
    »Sie schulden uns etwas«, schnappte Tanya Lee mit bleichem Gesicht. »Wenn ich Ihnen nicht verraten hätte, welche Prüfungsarbeit Sie auswählen müssen, dann hätten Sie die falsche genommen und auch so Ihre Karriere beendet. Und Sie hätten versagt – versagt bei einem Test, von dem Sie nicht einmal wußten, daß Sie ihm unterzogen wurden!«
    »Ich hatte eine Chance von fünfzig zu fünfzig«, erinnerte er sanft.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Der häretische Text ist mit einem Haufen Parteijargon versehen; sie haben die Arbeiten absichtlich so konstruiert, daß Sie der Falle nicht entgehen konnten. Sie wollten, daß Sie den falschen nehmen.«
    Erneut überflog er die beiden Arbeiten, und erneut war er verwirrt. Hatte sie recht? Möglich. Wahrscheinlich. Was sie sagte, klang wahr, vor allem, da er die Parteifunktionäre und insbesondere Tso-pin, seinen Vorgesetzten, nur zu gut kannte. Er fühlte sich erschöpft. Betäubt. Nach einer Weile sagte er zu dem Mädchen: »Sie verlangen also von mir eine Gegenleistung. Sie haben etwas für mich getan – haben oder geben es zumindest vor, mir die richtige Antwort für diese Parteiprüfung gegeben. Aber damit liegen jetzt alle Vorteile bei mir. Was hindert mich also daran, Sie am Kragen zu packen und hinauszuwerfen? Ich denke überhaupt nicht daran, irgendeinen gottverdammten Auftrag für Sie zu erfüllen.« Seine Stimme, stellte er fest, klang tonlos, bar jeder emotionalen Anteilnahme, genau wie alle anderen Stimmen, die in den Parteizirkeln Geltung besaßen.
    »Es wird weitere Prüfungen geben«, eröffnete ihm Miss Lee, »vor jeder Beförderung erwartet Sie ein neuer Test. Und auch diese werden wir für Sie ausspionieren.« Mit einem Mal war sie vollkommen ruhig; offensichtlich hatte sie seine Reaktion erwartet.
    »Wie lange geben Sie mir Zeit, darüber nachzudenken?« fragte er.
    »Ich muß jetzt gehen. Aber übereilen Sie nichts; Sie werden mit Sicherheit nicht schon in der nächsten Woche oder im nächsten Monat zu der Villa des Führers am Gelben Fluß eingeladen werden.« Sie näherte sich der Tür, öffnete sie und verharrte. »Sobald man Ihnen neue getarnte Prüfungen auferlegt, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen. Und die Antworten liefern – bei diesen Gelegenheiten werden Sie dann einige andere von uns zu sehen bekommen. Vermutlich sehen wir uns so bald nicht wieder; ich schätze, dieser kriegsversehrte Veteran wird Ihnen die richtigen Antworten verkaufen, wenn Sie das Ministeriumsgebäude verlassen.« Sie lächelte kurz. »Aber irgendwann in nächster Zeit, und da gibt es keinen Zweifel, erhalten Sie eine prächtige, offizielle, sehr formelle Einladung in die Villa, und wenn Sie dorthin gehen, werden Sie bis zum Kragen mit Stelazin präpariert sein… vermutlich mit der letzten Dosis unseres schwindenden Vorrats. Gute Nacht.« Sie schloß hinter sich die Tür und war fort.
    Mein Gott, dachte er. Jetzt können sie mich erpressen. Wegen dem, was ich getan habe. Und sie hat es nicht einmal für wert gefunden, das zu erwähnen; angesichts der Absichten, die sie verfolgten, war es auch völlig unnötig, dies besonders zu erwähnen.
    Aber womit konnten sie ihn erpressen? Er hatte den beiden Gepol-Beamten doch bereits mitgeteilt, daß man ihm eine Droge

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