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sein, daß er nicht der echte Spence Olham ist. Er würde sowohl geistig als auch körperlich Olham sein. Man stattete ihn mit einem künstlichen Gedächtnis aus, mit falschen Erinnerungen. Er würde aussehen wie er, seine Erinnerungen, seine Gedanken und Interessen besitzen, seine Arbeit fortführen.
Aber ein Unterschied besteht. Im Innern des Roboters befindet sich eine U-Bombe, die bereit ist, auf den auslösenden Satz hin zu explodieren. Deshalb bringen wir Sie zum Mond. Man wird Sie zerlegen und die Bombe entfernen. Vielleicht wird sie explodieren, doch das spielt keine große Rolle dort oben.«
Olham setzte sich langsam.
»Wir werden bald da sein«, bemerkte Nelson.
Er lehnte sich zurück und dachte fieberhaft nach, während sich das Schiff langsam senkte. Unter ihnen lag die zerklüftete Oberfläche des Mondes, dieses endlose Kraterfeld. Was konnte er nur tun? Was konnte ihn noch retten?
»Machen Sie sich fertig«, forderte ihn Peters auf.
In ein paar Minuten würde er tot sein. Tief unter sich konnte er einen winzigen Punkt erkennen, vermutlich irgendein Gebäude. In dem Gebäude hielten sich Männer auf, das Verschrottungsteam, das darauf wartete, ihn in Stücke zu zerlegen. Sie würden ihn aufschneiden, seine Arme und Beine abreißen, ihn auseinandernehmen. Wenn sie keine Bombe entdeckten, würden sie überrascht sein; dann würden sie wissen, daß er kein Roboter war, doch für ihn kam dieses Wissen dann zu spät.
Olham blickte sich in der kleinen Kabine um. Nelson umklammerte noch immer seine Waffe. Er hatte keine Chance. Wenn er doch nur einen Arzt erreichen könnte, der ihn einer Untersuchung unterzog – das war die einzige Möglichkeit . Mary konnte ihm helfen. Fieberhaft überlegte er, und seine Gedanken überschlugen sich. Nur ein paar Minuten blieben ihm noch. Wenn er doch nur mit ihr in Verbindung treten könnte.
»Also«, sagte Peters. Das Schiff schwebte langsam nach unten, hüpfte auf dem rauhen Boden. Dann herrschte Stille.
»Hören Sie«, begann Olham heiser. »Ich kann beweisen, daß ich Spence Olham bin. Holen Sie einen Arzt. Schaffen Sie ihn…«
»Dort kommt die Mannschaft«, erklärte Nelson. »Sie werden gleich hier sein.« Er blickte Olham nervös an. »Ich hoffe, daß nichts schiefgeht.«
»Wir werden fort sein, bevor sie mit der Arbeit beginnen«, sagte Peters. »In ein paar Minuten haben wir alles hinter uns.« Er legte seinen Druckanzug an. Als er fertig war, ließ er sich von Nelson die Pistole geben. »Ich kümmere mich um ihn.«
Nelson stieg ebenfalls in seinen Druckanzug und arretierte hastig die Verschlüsse. »Was ist mit ihm?« Er deutete auf Olham. »Braucht er auch einen?«
»Nein.« Peters schüttelte den Kopf. »Roboter benötigen keinen Sauerstoff.«
Die Mannschaft hatte das Schiff fast erreicht. Sie verharrten, warteten. Peters gab ihnen ein Zeichen.
»Kommen Sie!« Er bewegte den Arm, und die Männer kamen vorsichtig näher; steife, groteske Gestalten in plumpen Raumanzügen.
»Wenn Sie die Luke öffnen«, sagte Olham, »wird das meinen Tod bedeuten. Das ist Mord.«
»Öffnen Sie die Luke«, sagte Nelson. Er griff nach dem Schalter.
Olham beobachtete ihn. Er sah, wie sich die Hand des Mannes um das Metallrad legte. Im nächsten Moment würde die Luke aufgleiten und die Innenatmosphäre des Schiffes nach draußen entweichen. Er würde sterben, und schließlich würden sie erkennen, daß sie einen Fehler begangen hatten. Vielleicht würden zu einer anderen Zeit, wenn kein Krieg herrschte, die Menschen nicht auf diese Weise handeln, nicht einen anderen in den Tod hetzen, nur weil sie Angst hatten. Jeder empfand Furcht, jeder war bereit, den Einzelnen um der Gemeinschaft willen zu opfern.
Man wollte ihn töten, weil man nicht Zeit genug hatte, sich von seiner Unschuld zu überzeugen. Man durfte einfach nicht länger warten.
Er sah Nelson an. Nelson war seit Jahren sein Freund gewesen. Sie waren zusammen zur Schule gegangen. Er war Trauzeuge bei seiner Hochzeit gewesen. Nun war Nelson dabei, ihn zu töten. Aber Nelson war nicht schlecht; es war nicht seine Schuld. So waren die Zeiten. Vielleicht hatte sich ähnliches während der Pestepidemien ereignet. Sobald jemand einen Flecken aufwies, hatte man ihn vermutlich auch getötet, ohne einen Moment zu zögern, ohne Überprüfung, allein auf den Verdacht hin. In Zeiten der Gefahr gab es keine andere Möglichkeit.
Er nahm es ihnen nicht übel. Aber er wollte leben. Sein Leben war zu wertvoll, um geopfert
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