Die besten Stories
zu werden. Olham überlegte nervös. Was konnte er tun? Gab es eine Möglichkeit? Er blickte sich verzweifelt um.
»Komm«, sagte Nelson.
»Sie haben recht«, erklärte Olham. Der Klang seiner eigenen Stimme überraschte ihn. Es war der Mut der Verzweiflung. »Ich brauche keine Luft. Öffnen Sie die Luke.«
Sie erstarrten, blickten ihn verblüft, erregt an.
»Machen Sie schon. Öffnen Sie die Luke. Es spielt keine Rolle.« Olhams Hand verschwand unter seinem Jacket. »Ich bin neugierig, wie weit Sie beide laufen können.«
»Laufen?«
»Sie haben noch fünfzehn Sekunden zu leben.« Unter seiner Jacke bewegten sich seine Finger, und sein Arm wurde plötzlich steif. Er entspannte sich, lächelte knapp. »Sie haben sich geirrt, was den Kode-Satz betrifft. In dieser Hinsicht haben Sie unrecht gehabt. Jetzt noch vierzehn Sekunden.«
Zwei entsetzte Gesichter starrten ihn hinter den Helmscheiben der Druckanzüge an. Dann stolperten, rannten sie auf die Luke zu, rissen sie auf. Pfeifend entwich die Luft in das Vakuum. Peters und Nelson drängten sich aus dem Schiff. Olham setzte sich in Bewegung. Er griff nach dem Schott und drückte es zu. Der automatische Druckausgleicher setzte laut zischend ein und erneuerte die Atmosphäre. Olham entließ schaudernd die Luft aus der Lunge.
Noch eine Sekunde länger und…
Draußen vor dem Fenster hatten die beiden Männer die Mannschaft erreicht. Die Gruppe verteilte sich, und die Männer rannten in alle Richtungen davon. Einer nach dem anderen warfen sie sich auf den Boden, suchten Deckung. Olham setzte sich an das Steuerpult. Er aktivierte die Kontrollen. Als sich das Schiff in den Himmel schraubte, kamen die Männer wieder auf die Beine und blickten ihm mit offenen Mündern nach.
»Tut mir leid«, murmelte Olham, »aber ich muß zurück zur Erde.«
Er steuerte das Schiff auf dem gleichen Kurs zurück, den sie gekommen waren.
Es war Nacht. Rings um das Schiff zirpten Grillen, erfüllten die frostige Dunkelheit mit ihren Lauten. Olham beugte sich über den Bildsprecher. Langsam formten sich die Umrisse; der Anruf war ohne Schwierigkeiten durchgekommen. Erleichtert atmete er auf.
»Mary«, stieß er hervor. Die Frau starrte ihn an. Sie keuchte.
»Spence! Wo bist du? Was ist geschehen?«
»Das kann ich dir jetzt nicht sagen. Hör zu, ich muß schnell sprechen. Sie können die Verbindung jeden Augenblick unterbrechen. Du mußt zum Projekt fahren und Dr. Chamberlain suchen. Wenn er dort nicht ist, dann nimm irgendeinen anderen Arzt. Bring ihn zum Haus und sorge dafür, daß er dort bleibt. Er soll seine Apparate mitbringen, Röntgengerat, Fluoroskop, alles.«
»Aber…«
»Tu, was ich dir sage. Beeile dich. Er soll sich in einer Stunde bereithalten.« Olham schob sich näher an den Bildschirm heran. »Ist alles in Ordnung? Bist du allein?«
»Allein?«
»Ist jemand bei dir? Hat… hat Nelson oder sont jemand mit dir gesprochen?«
»Nein, Spence. Ich verstehe das alles nicht.«
»In Ordnung. Ich werde in einer Stunde bei dir im Haus sein. Und sprich mit niemand darüber. Sorge unter irgendeinem Vorwand dafür, daß Chamberlain kommt. Gib an, daß du schwerkrank bist.«
Er unterbrach die Verbindung und blickte auf seine Uhr. Einen Moment später verließ er das Schiff, schritt in die Dunkelheit hinein. Vor ihm lag ein knapper Kilometer.
Er begann schneller zu gehen.
Licht schimmerte durch das Fenster – die Stehlampe. Er kauerte am Zaun und beobachtete das Haus. Kein Laut ertönte, keine Bewegung war zu entdecken. Er hob seine Uhr und las bei Sternenlicht die Zeit ab. Fast eine Stunde war inzwischen vergangen.
Ein Flitzerkäfer huschte die Straße entlang und verschwand wieder.
Olham sah zum Haus hinüber. Der Arzt mußte bereits eingetroffen sein. Vermutlich befand er sich zusammen mit Mary im Wohnzimmer und wartete auf ihn. Olham kam ein Gedanke. Hatte sie das Haus überhaupt verlassen können? Vielleicht hatte man sie daran gehindert. Vielleicht tappte er geradewegs in eine Falle.
Aber was blieb ihm anders übrig?
Mit den Untersuchungen, Aufnahmen und Berichten des Arztes hatte er eine Chance, eine Chance zu beweisen, daß er noch immer Olham war. Wenn er erreichte, daß man ihn untersuchte, daß er lang genug lebte, um von ihm getestet zu werden…
Auf diese Weise konnte er es beweisen. Vermutlich war dies auch die einzige Möglichkeit. Seine einzige Hoffnung befand sich im Innern des Hauses. Dr. Chamberlain war ein geachteter Mann. Er war ein Stabsarzt des
Weitere Kostenlose Bücher