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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Zähne zusammengebissen und blickt starr vor sich hin. Ich spüre einen Anflug von Reue. Vielleicht hätte ich es ihm überlassen sollen, wie er mit seinem Vater umgeht.
    » Tut mir leid«, murmle ich leise.
    » Es gibt nichts, was dir leidtun müsste«, antwortet er und nimmt meine Hand. Seine Finger zittern noch.
    » Wenn wir den Zug in die entgegengesetzte Richtung nehmen, aus der Stadt hinaus und nicht hinein, dann kommen wir zum Hauptquartier der Amite«, schlage ich vor. » Dorthin sind auch die anderen unterwegs.«
    » Und was ist mit den Candor?«, fragt mein Bruder. » Was, glaubt ihr, werden sie tun?«
    Ich kann nicht abschätzen, wie die Candor auf diesen Angriff reagieren werden. Sie werden nicht mit den Ken gemeinsame Sache machen– sie würden niemals etwas so Hinterlistiges tun. Aber gegen die Ken kämpfen werden sie wohl auch nicht.
    Wir warten neben den Gleisen auf den Zug. Nach ein paar Minuten nimmt Tobias mich hoch, weil ich meine Füße nicht mehr spüre. Ich lehne den Kopf an seine Schulter und atme den Geruch seiner Haut ein. Seit er mich in der Grube vor meinen Angreifern gerettet hat, verbinde ich seinen Geruch mit Sicherheit; solange ich ihn rieche, so lange fühle ich mich sicher.
    Aber in Wahrheit werde ich mich nicht sicher fühlen, solange Peter und Marcus bei uns sind. Ich versuche, sie nicht zu beachten, aber ich spüre ihre Anwesenheit, so wie ich ein Tuch über meinem Kopf spüren würde. Das Grausame an meiner Lage ist, dass ich mit Menschen unterwegs bin, die ich hasse, während ich die Menschen, die ich liebe, tot zurücklassen muss.
    Tot, oder wach und als Mörder. Wo Christina und Tori jetzt wohl sind? Streifen sie durch die Straßen, niedergedrückt von Schuldgefühlen? Oder richten sie ihre Waffen auf die, die sie dazu gezwungen haben? Sind sie am Ende sogar tot? Ich wüsste es gerne.
    Gleichzeitig hoffe ich, dass ich es nie erfahre. Wenn Christina noch lebt, dann wird sie Wills Leiche finden. Und wenn sie mich wiedersieht, wird ihr von den Candor geschultes Auge sofort erkennen, dass ich es war, die ihn getötet hat. Ich weiß es und die Schuld schnürt mir die Luft ab. Wenn ich nicht daran ersticken will, dann muss ich mich zwingen, zu vergessen.
    Der Zug kommt, und Tobias lässt mich wieder los, damit ich aufspringen kann. Ich laufe ein paar Schritte neben dem Wagen her, dann werfe ich mich hinein. Ich lande auf meinem linken Arm, ziehe mich ganz in den Waggon und setze mich an die Wand. Caleb sitzt mir gegenüber, Tobias neben mir. Zusammen schirmen sie mich vor Marcus und Peter ab. Vor meinen Feinden. Vor Tobias’ Feinden.
    Der Zug fährt eine Kehre und ich sehe die Stadt hinter uns verschwinden. Sie wird immer kleiner und kleiner, bis irgendwann die Gleise enden und die Wälder und Felder vor uns liegen, die ich schon seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen und damals nicht zu schätzen gewusst habe. Die Freundlichkeit der Amite wird uns eine Zeit lang trösten, obwohl wir nicht für immer bei ihnen bleiben können. Bald werden die Ken und die gewissenlosen Anführer der Ferox nach uns suchen und dann müssen wir weiterziehen.
    Tobias drückt mich an sich. Wir winkeln die Knie an und schmiegen die Köpfe aneinander, sodass wir einen Raum ganz für uns alleine haben und die, die uns stören, außen vor lassen. Wir atmen dieselbe Luft ein und dieselbe Luft aus.
    » Meine Eltern sind heute gestorben«, sage ich.
    Obwohl ich es laut ausspreche und genau weiß, dass es so ist, kommt es mir ganz unwirklich vor.
    » Sie sind für mich gestorben«, sage ich, denn das ist sehr wichtig.
    Er nickt. » Weil sie dich geliebt haben. Es gibt keinen größeren Beweis für ihre Liebe.«
    Ich nicke und mit den Augen folge ich den Linien seines Kinns.
    » Du wärst heute auch um ein Haar gestorben«, sagt er. » Ich hätte dich fast getötet. Warum hast du nicht auf mich geschossen, Tris?«
    » Das konnte ich nicht. Das wäre so gewesen, als hätte ich mich selbst erschossen.«
    Seine Augen sind dunkel vor Schmerz, aber dann beugt er sich zu mir. Seine Lippen berühren meine, als er spricht.
    » Ich muss dir etwas sagen«, beginnt er.
    Ich fahre mit den Fingerspitzen über die Linien seiner Hand und warte darauf, dass er weiterredet.
    » Ich bin vielleicht in dich verliebt.« Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. » Aber ich sage es dir erst, wenn ich ganz sicher bin.«
    » Das ist sehr rücksichtsvoll von dir«, sage ich schmunzelnd. » Wir sollten uns sofort Stift und Papier suchen,

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