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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Luft streicht kalt über meine Wangen. Ich strecke die Hand aus und lege sie auf seine Brust, damit ich seinen Herzschlag spüre. Wenigstens sein Herz schlägt noch so wie früher.
    Er spannt den Abzug. Vielleicht macht es mir ja nichts aus, wenn er mich erschießt, so wie in meiner Angstlandschaft, wie in meinen Träumen. Vielleicht gibt es nur einen lauten Knall, dann gehen die Lichter aus und ich finde mich in einer anderen Welt wieder. Ich stehe still und warte ab.
    Kann ich Vergebung erhoffen für das, was ich alles getan habe?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
    Bitte.

39 . Kapitel
    Der Schuss kommt nicht. Tobias starrt mich mit dem gleichen wilden Blick an wie zuvor, aber er rührt sich nicht. Warum erschießt er mich nicht? Ich spüre, wie sein Herz an meiner Hand pocht, und mein eigenes Herz macht einen Satz. Er ist ein Unbestimmter. Er kann gegen die Simulation ankämpfen. Gegen jede Simulation.
    » Tobias«, sage ich. » Ich bin es.«
    Ich wage einen Schritt auf ihn zu und umarme ihn. Sein ganzer Körper ist verkrampft. Sein Herz schlägt schneller. Ich spüre es an meiner Wange. Es pocht. Und dann höre ich ein Scheppern– das der Waffe, die auf den Boden fällt. Er packt mich an der Schulter, viel zu fest, seine Finger graben sich in meine Haut, dort, wo die Kugel gesteckt hat. Ich schreie auf, als er mich an sich zieht. Vielleicht will er mich auf noch grausamere Art und Weise töten.
    » Tris…«
    Als er den Mund auf meinen presst, ist er wieder ganz er selbst. Er schlingt seine Arme um mich, hebt mich hoch, drückt mich fest an sich, streichelt meinen Rücken. Sein Gesicht und sein Nacken sind schweißnass und er zittert am ganzen Leib. Meine Schulter brennt höllisch, aber es ist mir gleich, es ist mir gleich, es ist mir gleich.
    Er lässt mich los und schaut mich an. Mit den Fingern liebkost er meine Stirn, die Augenbrauen, die Wangen, die Lippen.
    Ein Laut entfährt ihm, es ist ein Schluchzen, Seufzen, Stöhnen, alles in einem. Und dann küsst er mich erneut. Seine Augen sind voller Tränen. Ich hätte nie gedacht, dass ich Tobias einmal weinen sehen würde. Das tut mir weh.
    Ich drücke mich an seine Brust und weine auch. Das Dröhnen in meinem Kopf ist wieder da und ebenso der Schmerz in meiner Schulter, ich fühle mich bleischwer. Ich lehne mich an ihn und er hält mich fest.
    » Wie hast du das gemacht?«, frage ich ihn.
    » Ich weiß es nicht«, sagt er. » Ich habe nur deine Stimme gehört.«
    Nach ein paar Sekunden fällt mir wieder ein, weshalb ich hierhergekommen bin. Ich reiße mich von ihm los und wische mir mit dem Handrücken die Wangen trocken. Dann schaue ich auf die Monitore. Einer von ihnen zeigt den Trinkbrunnen. Jetzt weiß ich, weshalb Tobias damals, als ich ihm so deutlich zu verstehen gab, was ich von den Ferox halte, ständig auf eine bestimmte Stelle an der Wand geschaut hat.
    Tobias und ich bleiben eine Weile stehen, ich glaube, ich weiß, was er denkt, denn ich denke das Gleiche: Wie kann man mit etwas so Kleinem wie einem Computer so viele Menschen kontrollieren?
    » Habe ich die Simulation gesteuert?«, fragt er.
    » Vielleicht hast du sie gesteuert, vielleicht hast du sie auch nur überwacht«, sage ich. » Einmal in Gang gesetzt, läuft sie vermutlich von alleine ab. Keine Ahnung, wie Jeanine das bewerkstelligt hat.«
    Er schüttelt den Kopf. » Das ist… unglaublich. Entsetzlich und heimtückisch… aber auch unglaublich.«
    Auf einem der Monitore sehe ich eine Bewegung. Das Bild zeigt meinen Bruder, Marcus und Peter im Erdgeschoss, sie sind umringt von Ferox, alle schwarz gekleidet, alle bewaffnet.
    » Tobias«, sage ich knapp. » Schnell!«
    Er läuft zu dem Bildschirm und tippt auf die Tasten. Ich kann nicht sehen, was er macht. Ich sehe nur meinen Bruder. Er hat die Waffe, die ich ihm gegeben habe; er hält sie vor sich, als wolle er damit schießen. Ich beiße mir auf die Lippen. Schieß nicht! T obias drückt noch ein paarmal auf den Bildschirm und tippt irgendwelche Buchstabenfolgen ein. Schieß nicht!
    Ein heller Blitz ist zu sehen, er kommt aus dem Lauf einer Waffe. Ich halte den Atem an. Alle drei, mein Bruder, Marcus und Peter, liegen auf dem Boden und halten sich die Arme schützend über den Kopf. Sie bewegen sich, also leben sie noch. Die Soldaten umringen sie, mein Bruder ist ein grauer Fleck inmitten von Schwarz.
    » Tobias«, sage ich drängend.
    Er drückt ein weiteres Mal auf die Tasten und im Erdgeschoss erstarrt alles.
    Nach ein paar

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