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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Streifenwagen, der andere Widmanns roten Ford. Natürlich nahmen sie auch das Jagdgewehr mit.
    Gemächlich radelten die vier Freunde zurück.
    Bevor sie die Einmündung zur Landstraße erreichten, kam ihnen ein Kleinbus entgegen. Die Jünger aus Atlantis kehrten von ihrer Betteltour heim.
    Tarzan sah den Rücklichtern nach.
    »Diese Verbrecher!«, schimpfte er. »Jetzt habe ich mit eigenen Augen erlebt, wie sie mit der Wahrheit umgehen. Widmann tut mir Leid. Er hat nicht richtig gehandelt, aber ich kann ihn verstehen. Uwe, dieser Dummkopf! Wie konnte er nur! Aber ich finde, verdammt nochmal, wir können nicht tatenloszusehen, wie sich vor unseren Augen eine solche Tragödie abspielt.«
    Sie fuhren hintereinander. Alle hatten die Lampen eingeschaltet. Mücken kamen von irgendwoher und belästigten sie. Gaby wedelte mit flacher Hand.
    »O je«, rief Klößchen. Es klang, als hätte er mindestens eine Backe mit Schokolade gefüllt. »Wenn du so redest, ahne ich schon, was kommt. Dann willst du mal wieder Kopf und Kragen riskieren, um andern zu helfen.«
    »Um andern zu helfen!«, sagte Tarzan. »Ganz richtig. Und ich wüsste keinen besseren Grund.«
    »Aber wie?«, rief Gaby.
    »Darüber denke ich nach«, antwortete Tarzan, »wenn ich nachher nicht schlafen kann.«
    »Aber bitte«,meinte Klößchen, »sag mir erst morgen Früh, was du ausgebrütet hast. Ich kann nämlich schlafen. Und ich brauche den Schlaf, um mich geistig und körperlich in wünschenswerter Weise zu entwickeln. Aber leider hast du die verteufelte Eigenart, mich mitten in der Nacht zu wecken, um mir deine Pläne mitzuteilen.«
    »Du willst nur nicht, dass ich dich aus deinen Schokoladenträumen wecke.«
    Klößchen gab schnarchende Laute von sich. Gaby sagte, sie wüsste schon jetzt, dass sie später ganz gewiss keinen heiraten werde, der seine Nächte schnarchend verbringe. Aber Karl meinte, das würde sie ja doch erst merken, wenn sie schon verheiratet wäre.
    Als sie den Wald verließen, zog ein Jumbojet über sie hinweg. Am dunkelblauen Abendhimmel glühte das Buglicht. Die Maschine setzte zur Landung auf dem Großflughafen an, der östlich der Stadt liegt.
    Tarzan sah hinauf und fühlte Fernweh. Oft ging es ihm so – wenn er nahe einem Bahndamm stand und ein Expresszug vorbeirauschte; oder wenn ein Flugzeug in blaue Ferne flog. Reiselust erwachte dann in ihm.
    Wenn ich jetzt die Wahl hätte, mir ein Ziel auszusuchen, überlegte er, wohin? Hawaii, Australien, Südamerika? Dann fiel ihm Tunesien ein, obwohl er von dem Land nicht viel wusste. Aber... natürlich! Das war’s! Der aktuelle Bezug. Die Bettelmönche. Uwe Widmann. Zu gern wäre er gerade jetzt nach Tunesien gereist, wobei es keine Rolle gespielt hätte – ob per Flugzeug oder per Schiff.
    Warum eigentlich nicht, dachte er. So teuer kann das doch nicht sein. Außerdem habe ich ja enorm viel Geld auf meinem Sparkonto.
    Sicherlich – frei verfügen konnte er darüber nicht. Das Geld stammte aus dreistelligen Prämien: Belohnungen, die Behörden oder Polizei ausgesetzt hatten – für die Ergreifung von Gesetzesbrechern. Tarzan und mit ihm die TKKG-Bande hatte einige Male dabei Großartiges geleistet. Sie hatten sich die Prämien verdient, hatten sie gerecht untereinander aufgeteilt und die Verwaltung des Geldes den Eltern überlassen. Erst wenn die vier Freunde volljährig wurden, konnten sie dann die Früchte für ihren unermüdlichen Einsatz ernten.
    Aber, dachte Tarzan, ein kleiner Vorgriff müsste doch möglich sein.
    Doch weiter verfolgte er den Gedanken noch nicht.

6. Höllische Zahnschmerzen
    Jeli, der Bettelmönch, stand im Wege, als Salwa zur Küche eilte.
    Jeli erhielt einen Tritt, dass er gegen die Wand flog. Schmerzhaft stieß er sich die Schulter. Und sein Allerwertester, wo der Tritt ihn getroffen hatte, würde tagelang von einem blauen Fleck verziert sein.
    Dennoch murrte er nicht, geschweige denn, dass er sich diese demütigende Behandlung verbeten hätte.
    Salwa, der – wie Thibar – in der Rangordnung der Bettelmönche zu den so genannten Aufsehern gehörte, war berüchtigt wegen seiner Brutalität. Als Aufseher, was eine Art Titel war, hatte er außerdem Befehlsgewalt. Verliehen war ihm diese zweifelhafte Würde von Chedli Hamouda, dem »göttlichen Erlöser«, persönlich.
    Salwa rannte in die Küche. Sein Buckelgesicht spiegelte furchtbaren Zahnschmerz. Er nahm einen großen Schluck gekühlten Salbei-Tee. Er gurgelte, ging in eins der schmuddligen Badezimmer und

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