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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gesehen hatte. Eigentlich war der Mund eine waagerechte Kerbe, die jegliche Nahrung sicherlich nur widerwillig aufnahm. Denn der Typ wirkte ausgezehrt. Er hatte blasse, sehr helle, fischige Augen.
    »Was meinst du, Salwa?«, fragte Fischauge.
    Die Frage galt Buckelgesicht.
    »Wir werden die Situation ein bisschen verschärfen«, sagte Salwa, »bevor wir die Polizei rufen. Damit dieser Hundskrüppel auch wirklich hinter Gitter kommt – wegen Gemeingefährlichkeit.«
    »Gute Idee!«, grinste Fischauge.
    Salwa bückte sich und hob das Gewehr auf.
    Vorsichtig linste Tarzan um die Ecke.Er war lautlos wie ein Schatten. Von den Bettelmönchen befanden sich offenbar nur diese drei im Haus. Jedenfalls drang aus den anderen Räumen kein Laut.
    Ein breites Grinsen lag auf Salwas Buckelgesicht, als er das Repetiergewehr in den Raum richtete. Er zielte auf die gegenüberliegende Wand.
    Aber als er den Finger krümmte, entstand nur ein metallisches Klicken.
    »Nanu?«
    Er setzte das Gewehr ab und öffnete die Patronenkammer.
    »Bei allen siebenköpfigen Läusen!«, schimpfte er. »Der hat seine Donnerbüchse nicht mal geladen. Leer! Keine Patrone drin. Der wollte uns nur Angst einjagen, dieser Saukerl!«
    »Hm!«, machte Fischauge. »Dann kommt er billig davon! Wollen wir ihm nicht doch noch eine verpassen? Mit dem Gummiknüppel.«
    Aber nur über meine Leiche!, dachte Tarzan. Einen Bewusstlosen schlagen – wäre wohl das Letzte! Aber die kriegen das fertig.
    Er war sprungbereit, sich vor Widmann zu stellen, zögerte aber noch.
    Denn Fischauge hatte sich neben den Bewusstlosen gekniet. Eilig tastete er die Taschen der Lodenjacke ab.
    »Was suchst du, Thibar?«, fragte Salwa.
    »Ich wette, er hat sein Gewehr vorhin erst entladen. Könnte doch sein, die Munition steckt in... Ah, da ist sie ja schon!«
    Thibar holte eine Handvoll Patronen aus Widmanns äußerer Rocktasche. Messingfarben glänzten die Hülsen. Die Geschosse sahen wie Kupfer aus.
    Während Thibar gesucht hatte, hielt Salwa das Gewehr in der linken Armbeuge. Die rechte Handfläche presste er sich gegen den Kiefer. Er stöhnte.
    »Geht’s wieder los?«, fragte der mit dem Gummiknüppel.
    »Diese verdammten Zahnschmerzen!«, murmelte Salwa. »Ich könnte die Wände hochgehen. Eigentlich wollte ich erst morgen zum Zahnarzt. Aber so lange halte ich’s nicht mehr aus.«
    Er nahm die Patronen, die Thibar ihm gab, lud das Gewehr, zielte abermals auf die Wand und drückte ab.
    Peitschend entlud sich der Schuss.
    Das Geschoss schlug in die Wand. Splitter lösten sich aus der Holztäfelung.
    Alle – auch Tarzan – waren versucht, sich die Ohren zuzuhalten. Besonders, als Salwa einen zweiten Schuss hinterher- jagte.
    Das Projektil riss ein noch größeres Loch in die Wand.
    »Er hat also auf uns geschossen«, sagte Salwa. »Nur weil ich den Gewehrlauf beiseite schlug, entgingen wir dem Anschlag. Dann hast du ihn von hinten niedergeschlagen, Jeli!«
    Jeli – das war der mit dem Gummiknüppel.
    Salwa legte das Gewehr neben Widmann.
    »Ruf jetzt die Polizei an, Jeli.«
    Das war das Stichwort für Tarzan. Wie ein Wiesel flitzte er durch die Halle zum Ausgang. Auf den Stufen blieb er stehen. Er reckte den Kopf und blickte scheinbar neugierig in die Halle.
    Dort brannte kein Licht.Alle Konturen zerflossen im Grau der Dämmerung. Nur Jelis himmelblaue Kutte leuchtete, alser zum Telefon ging. Er durchquerte die Halle, wollte in einen anderen Raum, entdeckte Tarzan und blieb stehen.
    »Heh!«, rief er. »Da ist ja noch einer.«
    »Irre ich mich? Oder wurde hier geschossen?«, fragte Tarzan.
    Salwa und Thibar kamen eiligst herbei. Während sie sich näherten, presste Salwa wieder die Hand an den Kiefer. Dann standen sie vor Tarzan.
    »Was willst du?«, fuhr Salwa ihn an.
     
    »Nichts!« Tarzan hob die Achseln. »Ich fahre mit meinen Freunden spazieren. Bin zufällig in die Straße dort eingebogen, um zu sehen, wohin sie führt. Na ja, und wie ich hier ankomme – krachen zwei Schüsse. Im Haus! Konnte ja sein, dass was Schreckliches vor sich geht. Ist aber wohl nicht, wie?«
    »Hau ab!«, sagte Salwa. »Dein Typ ist hier nicht gefragt.« Verwundert schüttelte Tarzan den Kopf. »Das ist aber keine nette Antwort auf Hilfsbereitschaft.«
    »Du sollst abhauen!« Salwa zischte durch den linken Mundwinkel. Rechts machte ihm der Zahn zu schaffen.
    »Sind das deine Freunde?«, fragte Thibar. Aus zusammengekniffenen Fischaugen starrte er über den Vorplatz.
    Tarzan blickte sich um.

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