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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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daß der fremde Herr nicht nur nach dem Weg fragte, sondern ihm zumutete, Pferd und Wagen in Obhut zu nehmen, trat die Vision eines enormen Trinkgeldes vor seine Augen, und er versprach dem vornehmen Gast seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Nun stieg Mr. Beaumaris aus dem Tilbury und trat in den Ausschank, wo sein Auftauchen einen Wasserer, einen unbeschäftigten Droschkenkutscher, zwei Ziegelschupfer, einen Straßenkehrer und den Wirt bewogen, ihr Gespräch mitten im Satz abzubrechen und ihn anzustarren.
    »Guten Tag«, sagte Mr. Beaumaris. »Hier wohnt ein Mr. Anstey, wenn ich nicht irre?«
    Als der Wirt sich von seiner Überraschung erholt hatte, trat er näher und verneigte sich mehrmals. »Jawohl, Euer Ehren, gewiß, Euer Ehren! Jag den Köter hinaus, Joe! Wenn Euer Ehren…«
    »Lassen Sie das bleiben, Joe«, unterbrach ihn Mister Beaumaris.
    »Ist das Ihrer, Sir?« fragte der Wirt verblüfft.
    »Gewiß ist es meiner. Eine seltene Kreuzung. Sein Stammbaum würde Sie in Erstaunen setzen! Ist Mr. Anstey zu Hause?«
    »Er ist wohl oben auf seinem Zimmer. Bleibt gern allein, sozusagen. Wenn Euer Ehren gütigst ins Extrazimmer treten wollen, lauf ich hinauf und hole ihn schneller als der Wind.«
    »Nein, führen Sie mich zu ihm hinauf. Ulysses, laß das Rattenjagen! Wir haben heute keine Zeit für Sportvergnügungen! Bei Fuß!«
    Ulysses hatte in einem Winkel ein vielversprechendes Loch aufgespürt und schnaubte auf eine Weise, die darauf berechnet war, den Bewohnern mindestens vierundzwanzig Stunden Angst einzujagen. Mit der Miene des Bedauerns gehorchte er dem Befehl und folgte Mr. Beaumaris die enge, steile Treppe hinauf. Der Wirt klopfte an eine der drei Türen im Obergeschoß, eine Stimme antwortete, Mr. Beaumaris nickte seinem Führer verabschiedend zu, trat ein, zog die Türe hinter sich zu und sagte freundlich: »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, daß mein Hund mitkommt.«
    Bertram, der an einem Tischchen saß und zum hundertstenmal eine Lösung seiner Probleme suchte, hob den Kopf, sprang auf und wurde weiß wie ein Laken. »Sir«, stammelte er, und seine Hand tastete nach der Stuhllehne.
    Ulysses mißbilligte diesen Ton und knurrte, wurde aber zur Ordnung gerufen. »Wie oft muß ich dir deinen völligen Mangel an Manieren vorwerfen, Ulysses?« sagte Mr. Beaumaris streng. »Man soll nie mit einem Mann einen Zank anfangen, wenn man unter seinem Dach ist. Leg dich! Sofort!« Er streifte die Handschuhe ab und warf sie auf das Bett. »Mit Ihnen hat man schon seine Plage, junger Freund«, wandte er sich freundlich an Bertram.
    Bertram, dessen Gesicht jetzt purpurrot geworden war, brachte mit erstickter Stimme hervor: »Ich gedachte, Sie Donnerstag aufzusuchen, wie Sie gesagt hatten.«
    »Natürlich wollten Sie das. Wenn Sie nicht so verrückt gewesen wären, den Roten Löwen so… überstürzt zu verlassen, dann hätten Sie sich diesen Landaufenthalt hier erspart. Sie selber hätten nicht den halben Weg bis Bedlam zurücklegen müssen, und ich hätte es nicht nötig gehabt, Ulysses in ein Haus zu bringen, das ihm offensichtlich mißfällt.«
    Bertram warf einen verstörten Blick auf Ulysses, der vielsagend an der Tür sitzengeblieben war, und antwortete: »Sie haben nicht verstanden, Sir. Ich… ich war ruiniert. Mir blieb einfach nichts anderes übrig. Ich mußte weg von dort… oder ins Gefängnis.«
    »Das dachte ich mir. Ich sandte Ihnen am nächsten Morgen eine Hundertpfundnote und die Zusicherung, daß es mir ganz fernliegt, die Summe zu fordern, die Sie an mich verloren haben. Natürlich hätte ich Ihnen das lieber gleich sagen sollen – und das allergescheiteste wäre es gewesen, Sie gar nicht erst in den Nonesuch hineinzulassen! Aber Sie müssen zugeben, daß die Lage ein wenig peinlich war.«
    »Mr. Beaumaris«, sagte Bertram, dem das Sprechen sichtlich schwerfiel, »ich kann meine Schuldscheine nicht sofort einlösen, aber ich verpfände Ihnen mein Wort, daß ich sie einlösen werde. Ich wollte Donnerstag zu Ihnen kommen, um Ihnen alles zu sagen und… und Geduld zu erbitten.«
    »Höchst korrekt«, bestätigte Mr. Beaumaris. »Es ist aber nicht meine Gepflogenheit, Schuljungen große Summen abzugewinnen, und Sie können nicht erwarten, daß ich meine Gewohnheiten ändere, nur um sie Ihrem empfindlichen Gewissen anzupassen. Wollen wir uns setzen, oder trauen Sie den Stühlen hier nicht?«
    »Bitte um Verzeihung«, stammelte Bertram errötend, »natürlich! Ich weiß gar nicht, woran ich gedacht

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