Die bezaubernde Arabella
lästig wäre der Jammer derer, die Sie enttäuschten!«
»Ja, das wäre wohl möglich.«
»Daran ist gar nicht zu zweifeln. Übrigens ist diese Formalität, beim Vater um die Erlaubnis nachzusuchen, seiner Tochter einen Antrag zu machen, völlig veraltet, und wir tun nur gut, wenn wir darüber hinweggehen. Und wenn in den Köpfen gewisser altmodischer Leute noch Bedenken dagegen bestehen, daß man Minderjährige kurzerhand heiratet, so brauchen wir uns wahrhaftig nicht darum zu kümmern.«
»N… nein«, bestätigte Arabella unsicher. »Glauben Sie, daß man…. daß man es sehr übel vermerken wird?«
»Keineswegs«, sagte Mr. Beaumaris, und es klang vollkommen echt. »Niemand wird den geringsten Anstoß daran nehmen. Und wann würde es Ihnen belieben, durchzubrennen?«
»Wäre Ihnen morgen zu früh?« fragte Arabella besorgt.
Mr. Beaumaris mochte wünschen, daß seine Geliebte ihm ihr Vertrauen schenkte; trotzdem ließ sich nicht ableugnen, daß ihn die Situation köstlich amüsierte. Gewiß würde das Leben mit Arabella kaum jemals langweilig werden; und obwohl die Einschätzung seiner Moral nicht gerade schmeichelhaft war, ja sogar verletzend genug, einen empfindlichen Mann abzustoßen, blieb er unbeirrt, denn er war sich durchaus darüber im klaren, daß ihre Bereitschaft, etwas so Unkorrektes von ihm zu erwarten, nur einer Unschuld entsprach, die ihn bezauberte. So antwortete er schlagfertig: »Nicht um einen Augenblick zu früh! Da wir aber nun gewisse Vorbereitungen zu treffen haben, möchte ich vorschlagen, daß wir sofort von hier weggehen.«
»Das wäre wohl nicht möglich«, sagte Arabella ernsthaft. »Ehrlich gesagt… ich verstehe mich nicht sehr auf solche Dinge… ich befürchte, daß es recht schwer für mich sein wird, unbemerkt aus der Park Street zu verschwinden! Ich muß doch mindestens einen Koffer mitnehmen, und wie soll ich das tun? Wenn ich mich nicht gerade bei Nacht fortschleiche, und das müßte zu sehr später Stunde geschehen, denn der Pförtner bleibt immer auf, bis Lord Bridlington heimkommt. Und dann würde ich wahrscheinlich vorher einnicken«, gestand sie offenherzig.
»Ich habe eine eingefleischte Abneigung dagegen, in tiefer Nacht durchzubrennen«, sagte Mr. Beaumaris mit Festigkeit. »Dazu gehören, wie mir glaubhaft versichert wird, Strickleitern, und der Gedanke, beim Hinaufklimmen von einer vorbeikommenden Polizeistreife beobachtet zu werden, ist enervierend.«
»Nichts könnte mich dazu bringen, eine Strickleiter hinabzusteigen«, erklärte Arabella. »Übrigens geht mein Schlafzimmerfenster in den Hof.«
»Dann wäre es vielleicht doch besser, Sie überließen mir die nötigen Arrangements.«
»Ach ja«, rief Arabella dankbar. »Sie wissen sicher genau, wie man etwas Derartiges tut.«
Auch diese Einschätzung seiner bisherigen Laufbahn ertrug Mr. Beaumaris mit unerschütterlicher Ruhe. »Gewiß, Miss Tallant«, sagte er ernst. »Mir fällt da eben ein, daß morgen Mittwoch ist – da ist doch der Galaempfang in den Vauxhall Gardens.«
»Ja, Lady Bridlington wollte mich ursprünglich hinbringen, aber sie hat sich dann erinnert, daß morgen Empfang im Uxbridge House ist.«
»Unzweifelhaft eine höchst langweilige Angelegenheit. Ich werde Lady Bridlington… und wohl auch Bridlington darum bitten, daß sie mir die Ehre erweisen, in Vauxhall zu meiner Gesellschaft zu zählen. Natürlich erstreckt sich diese Einladung auch auf Sie, und in einem passenden Augenblick schlüpfen wir einfach auf die Straße hinaus, wo mein Wagen uns bereits erwartet.« Arabella erwog diesen Vorschlag und entdeckte zwei Einwände. »Gut, aber müßte es Lady Bridlington nicht höchst merkwürdig erscheinen, wenn Sie inmitten des Empfanges Ihre eigene Gesellschaft verlassen?«
Die Erwägung, daß Lady Bridlington gerade an diesem exzentrischen Zug die geringste Absonderlichkeit in der ganzen Affäre finden würde, behielt Mr. Beaumaris für sich. Er sagte nur: »Sehr richtig. Man wird ihr nach unserem Abgang einen Brief überreichen.«
»Nun ja, das ist wenigstens etwas«, räumte Arabella ein. »Oh, wird sie mir ein solches Benehmen jemals verzeihen?« Dieser unwillkürliche Ausruf schien ihr gegen ihren Willen entschlüpft zu sein. So besann sie sich auf den anderen Einwand: »Das Ganze ist nicht gut, ich kann doch nicht mit einem Koffer nach Vauxhall kommen!«
»Überlassen Sie auch das mir.«
»Sie können doch nicht in die Park Street fahren, um ihn zu holen?« protestierte
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