Die bezaubernde Arabella
sie.
»Lieber nicht!«
»Ich will aber nicht durchbrennen ohne ein Kleid zum Wechseln, ohne meine Bürsten und ohne mein Zahnpulver«, erklärte Arabella.
»Das wäre höchst unangemessen. All diese Dinge werden zur Stelle sein.«
»Sie können doch solche Dinge nicht für mich kaufen«, wehrte Arabella verletzt ab.
»Und ich würde es so gern tun.«
Sie starrte ihn an, dann sagte sie zerknirscht: »Wie schrecklich das alles ist! Nie hätte ich mir träumen lassen, daß es zu so etwas kommen würde! Für Sie ist das vermutlich etwas Alltägliches, aber für mich… Nun ja, es hat wohl keinen Sinn, jetzt Dinge zu bekritteln.«
Der verräterische Muskel in Mr. Beaumaris’ Mundwinkel bebte, wurde aber zur Ruhe gewiesen. »Nun, vielleicht nicht gerade etwas Alltägliches, ich bin eigentlich bisher noch nie mit jemandem durchgebrannt. Immerhin sollte eine solche Sache für einen Mann von normaler Intelligenz durchführbar sein. Da kommt Mrs. Penkridge die Ihren oder meinen Blick auf sich zu ziehen hofft. Wir wollen ihr das erlauben, und während sie Sie fragt, ob Sie Nollekens Büste da drüben nicht hübsch finden, mache ich mich auf die Suche nach Lady Bridlington, um sie dazu zu bringen, daß sie morgen abend nach Vauxhall kommt.«
»Oh, bitte, tun Sie das nicht! Mrs. Penkridge ist mir entsetzlich!« flüsterte sie.
»Ja, sie ist lästig, aber es wird schwer sein, ihr auszuweichen.«
Als Mrs. Penkridge ihn aufstehen sah, kam sie sofort, ihr säuerliches Lächeln auf den Lippen, näher. Mr. Beaumaris begrüßte sie mit glatter Höflichkeit, blieb etwa eine Minute bei ihr stehen, verneigte sich dann zu Arabellas Erbitterung und entschritt in der Richtung zum nächsten Saal.
Entweder war Lady Bridlington schwer zu finden, oder er wurde das Opfer ihrer Plauderhaftigkeit, denn es schien Arabella sehr lang, ehe er wieder auftauchte. Und als er kam, war Lady Bridlington, ganz Lächeln, an seiner Seite. Arabella verabschiedete sich von Mrs. Penkridge und trat zu ihrer Patin, die ihr die freudige Nachricht brachte, Mr. Beaumaris habe sich da etwas Entzückendes für einen Abend in Vauxhall ausgedacht. »Ich habe natürlich angenommen, dir ist es doch gewiß recht?«
»Ja«, sagte Arabella und empfand klar und deutlich, daß sie jetzt einen unwiderruflichen Schritt getan hatte, den sie den Rest ihres Lebens über zu bedauern haben würde. »Ich meine… ja, natürlich, sehr.«
16
NACHDEM Mr. Beaumaris Somerset House verlassen hatte, bestieg er eine Mietdroschke und fuhr zum Roten Löwen. Was er hier erfuhr, warf helles Licht auf Arabellas Verhalten. Da er gute Gründe hatte, überzeugt zu sein, daß er Arabellas Herz seit langem besaß, verletzte ihn die Entdeckung nicht, daß sie ihm die Ehe vorgeschlagen hatte, weil sie darin ein Mittel sah, ihren Bruder auszulösen; im Gegenteil, diese Vorstellung belustigte ihn. Er bezahlte also Bertrams Rechnung, bekam die Uhr ausgefolgt und fuhr in einer anderen Mietdroschke nach Hause.
Die gleiche Vorliebe für absurde Situationen, die ihn einmal bewogen hatte, drei Tage Löwenzahn im Knopfloch zu tragen, nur um seine mißleiteten Freunde und Nachahmer vergnüglich an der Nase herumzuführen, ließ ihn jetzt auch die Situation genießerisch auskosten, in die er da geraten war; und er verbrachte die lästige Fahrt nach der Mount Street mit Erwägungen darüber, ob die Eröffnung kurz nach der Heiratszeremonie, daß sie ohne weiteren Verzug eine größere Geldsumme von ihm benötige, seiner originellen Geliebten nicht doch einige Verlegenheit bereiten würde. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich diese Szene auszumalen, und lachte noch still in sich hinein, als er sein Haus betrat – ein Umstand, der den Kammerdiener beträchtlich in Erstaunen versetzte.
»Schicken Sie in den Stall um meinen Tilbury, ja, Brough? Und dann brauche ich Painswick! Ach, da ist er ja! Nein, über fehlende Hemden will ich nichts mehr hören! Ich sehe schon, daß Sie mich damit zu langweilen wünschen! Aber etwas sollen Sie mir sagen! Wo ist der Brief, den Sie im Roten Löwen einem Mr. Anstey zustellen sollten? Und warum haben Sie mir nicht gemeldet, daß er unbestellt geblieben ist?«
»Sie werden sich vielleicht entsinnen«, erwiderte Painswick vorwurfsvoll, »daß ich, als Sie frühstückten, erwähnte, ich hätte noch etwas zu melden. Sie haben darauf gesagt, Sir: nicht jetzt.«
»Hab ich das? Hätte nie gedacht, daß Sie so leicht zum Schweigen zu bringen sind. Wo ist der
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