Die Beziehungs-Trickkiste

toll, allerdings stellt sie sich vor, Klaus zu fesseln. Der lässt sich in der Erwartung darauf ein, dass sein Frau über ihn herfällt. Diese denkt aber gar nicht daran, vielmehr streichelt und liebkost sie ihn an allen möglichen Stellen, lässt die Erregung anschwellen und abklingen, und das über fast zwei Stunden. Klaus will zwischendurch abbrechen, hält sich aber an sein Versprechen. Danach sagt er: „Jetzt begreife ich erst, was du die ganze Zeit von mir wolltest.“ Er fand es nämlich „gar nicht so schlecht“, dass die sexuelle Begegnung dauerte und nicht ruck-zuck vorbei war.
    Auf den Punkt gebracht
    â€¢ Leidenschaft ist auf Spannung angewiesen, unter anderem auf die Spannung, die aus der Unterschiedlichkeit der sexuellen Vorlieben der Partner resultiert.
    â€¢ Wenn die Leidenschaft in einer Beziehung zurückgeht, liegt es oft daran, dass die Partner zu wenig Abstand zueinander haben, sie halten sich in vertrauten Gewohnheiten auf, statt sich einmal anders zu zeigen und etwas zu riskieren.
    â€¢ Leidenschaft lässt sich nicht „machen“ – allerdings lässt sich feststellen, ob und wie sie eingeschränkt oder verhindert wird. Dann lässt sich nach Wegen suchen, sie „freizulassen“.
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    Aus der Trickkiste
    Wenn Sie unter fehlender Leidenschaft leiden, dann haben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit schon zahllose Fantasien und Tagträume entwickelt, die voller Leidenschaft sind. Rufen Sie sich einige dieser Fantasien ins Bewusstsein. Betrachten Sie dann die Fantasien wie einen Film. Schauen Sie dem Hauptdarsteller bei seinen verwegenen Taten zu. Malen Sie diese Taten weiter aus. Geben Sie dem Hauptdarsteller (das sind Sie) einen Namen, der seinen Handlungen entspricht.
    Stellen Sie sich dann die Frage: Was würde dieser Mann/diese Frau in meinem Sexualleben anderes tun, als ich es tue? Welche ungewöhnlichen kleinen oder großen Dinge würde er/sie wagen? Halten Sie dann fest, welche Ängste und Befürchtungen sich augenblicklich bei Ihnen melden. Und entscheiden Sie sich: für die Angst oder für den Mut. Ein Stück mutiger geht immer!
Seitensprung
    Was ist nicht alles über den Seitensprung gesagt worden! Und wie ist er verteufelt worden! Dabei gibt es ihn, solange das Gebot zur ehelichen Treue existiert.
    Bei einem Seitensprung geht die Welt nicht unter, auch wenn es sich für den davon Betroffenen so anfühlt. Sicherlich platzen Träume und Illusionen, Versprechen werden gebrochen und es werden einander Verletzungen zugefügt – die Ereignisse können unbestritten dramatisch sein. Aber der Seitensprung hat auch positive Seiten, und wenn er schon passiert ist, dann sollte man die Chancen nutzen, die er bietet.
    Neue Klarheit
    Beispielsweise bringt ein Seitensprung Themen auf den Tisch, die darunter sicher verstaut zu sein schienen. So erklärte ein Mann, der eine Liebschaft hatte, seiner verblüfften Frau: „Es geht gar nicht in erster Linie um Sex, aber mit der anderen Frau kann ich reden. Von ihr fühle ich mich akzeptiert und mit meinen Gefühlen angenommen.“
    Eine Frau berichtete, durch eine Affäre habe sie sich ihr Selbstbewusstsein zurückerobert. „Seither kann mein Mann sagen, ich wäre zu alt, ohne dass ich an mir zweifle. Das ist sein Problem, dem anderen war ich nicht zu alt.“
    Der Seitensprung wirft Fragen auf, und das soll er auch tun. Die allgemein aufkommende Frage allerdings: „Was hat der/die andere, was ich nicht habe?“ ist wenig hilfreich, weil sie einen persönlichen Mangel unterstellt. Was man hier oder da erlebt, hängt aber nicht von einer einzelnen Person ab, sondern von der jeweiligen Beziehung zwischen zwei Menschen, und daher bringen Vergleiche nichts.
    Das Erleben zählt
    Eine andere Frage ist aufschlussreicher. Sie lautet: „Was erlebst du dort, was du hier nicht erlebst?“ Das könnte Akzeptanz sein, Nähe, Lebendigkeit oder sonst etwas Wichtiges, das in der Beziehung vermisst wird. Die Partner können sich dann damit befassen, ob ihnen das einmal miteinander möglich war, wann und wodurch es verschwand und ob eine Sehnsucht danach besteht, es miteinander zu haben, und die Bereitschaft, es zu versuchen. Daraus kann sich sogar eine Vertiefung der Beziehung ergeben.
    Im Nachhinein bezeichnen nicht wenige Paare einen Seitensprung und die damit einhergehende Beziehungsgefährdung als Weckruf. In solchen