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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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vornübergebeugt und versuchte, Luft zu holen, aber er sah sich zu mir um und grinste.
    »Natürlich bin ich kein Sohn eines Pharisäers, aber ...«
    »Er ist mit der Schlange im Bunde!«, kreischte Jakan. »Er ist von Dämonen besessen!«
    »Dämonen!«, schrien die anderen Jungen und versuchten, sich hinter ihrem fetten Freund zu verstecken.
    »Ich werde es meinem Vater erzählen, und dann wirst du gesteinigt.«
    Hinter Jakan sagte eine Stimme: »Was hat das Geschrei hier zu bedeuten?« Wie süß die Stimme war!
    Sie kam aus dem Haus neben der Schmiede. Ihre Haut schimmerte wie Kupfer, und sie hatte die hellblauen Augen der Menschen aus der Wüste im Norden. Kleine Büschel von rötlich braunem Haar waren am Rand ihres roten Schals zu sehen. Sie konnte nicht älter als neun oder zehn sein, doch sprach etwas sehr Altes aus ihren Augen. Mir stockte der Atem, als ich sie sah.
    Jakan blies sich auf wie eine Kröte. »Bleib zurück. Die beiden hier paktieren mit einem Dämon. Ich sage es den Ältesten, und man wird sie dafür richten.«
    Sie spuckte ihm vor die Füße. Noch nie hatte ich ein Mädchen spucken gesehen. Es war reizend. »Sieht für mich aus wie eine Riesenkobra.«
    »Siehst du, sag ich doch.«
    Sie trat vor Sarah, als betrachtete sie einen Feigenbaum auf der Suche nach Früchten, ohne jede Angst, allein mit Interesse ...
    »Ihr glaubt, das sei ein Dämon?«, sagte sie, ohne Jakan anzusehen. »Wäre es euch nicht peinlich, wenn die Ältesten feststellen, dass ihr eine gewöhnliche Brillenschlange mit einem Dämonen verwechselt?«
    »Es ist ein Dämon.«
    Sie hob die Hand, und es schien, als wollte die Schlange angreifen, dann ließ sie den Kopf sinken, bis ihre gespaltene Zungen über die Finger des Mädchens strich. »Das ist zweifelsohne eine Kobra, Kleiner. Und die beiden hier waren wahrscheinlich eben dabei, sie aufs Feld zurückzubringen, damit sie den Bauern hilft, indem sie Ratten frisst.«
    »Ja genau, das wollten wir«, sagte ich.
    »Genau«, sagte Josua.
    Das Mädchen wandte sich Jakan und seinen Freunden zu.
    »Ein Dämon?«
    Jakan stampfte wie ein wütender Esel. »Du steckst mit ihnen unter einer Decke.«
    »Sei nicht albern. Meine Familie ist eben erst aus Magdala gekommen. Ich habe die beiden nie vorher gesehen, aber es ist doch offensichtlich, was sie tun. In Magdala machen wir es ständig so. Aber das hier ist wohl ein Provinzkaff.«
    »Wir machen es auch«, sagte Jakan. »Ich war ... na ja ... die beiden machen Ärger.«
    »Ärger«, sagten seine Freunde.
    »Lassen wir sie doch mit dem fortfahren, was sie eben noch vorhatten.«
    Jakan, dessen Blick vom Mädchen zur Schlange und wieder zu dem Mädchen zuckte, führte seine Freunde fort. »Um euch zwei kümmere ich mich ein anderes Mal.«
    Sobald sie um die Ecke waren, wich das Mädchen vor der Schlange zurück und lief eilig zum Hauseingang hinüber.
    »Warte«, rief Josua. »Ich muss gehen.« 
    »Wie heißt du?«
    »Ich bin Maria aus Magdala, Tochter des Isaak«, sagte sie.
    »Nennt mich Maggie.«
    »Komm mit uns, Maggie.«
    »Ich kann nicht, ich muss gehen.«
    »Warum?«
    »Weil ich mir in die Hosen gemacht habe.«
    Sie verschwand in der Tür.
    Wunder.
    Als wir wieder auf dem Weizenfeld waren, steuerte Sarah ihren Bau an. Wir sahen aus der Ferne, wie sie in das Loch glitt. »Josh, wie hast du das gemacht?« 
    »Ich habe keine Ahnung.« 
    »Kommt so was jetzt immer wieder vor?« 
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann werden wir noch reichlich Ärger kriegen, was?« 
    »Was bin ich, ein Prophet?« 
    »Ich hab zuerst gefragt.«
    »Hast du sie gesehen? Sie fürchtet sich vor nichts.«
    »Sie ist eine Riesenschlange. Wovor sollte sie sich fürchten?«
    Josua runzelte die Stirn. »Stell dich nicht so dumm, Biff. Wir wurden von einer Schlange und einem Mädchen gerettet. Ich weiß nicht, wie ich darüber denken soll.« »Wieso überhaupt daran denken? Es ist einfach passiert.«
    »Nichts geschieht ohne Gottes Willen«, sagte Josua. »Es entspricht nicht Moses' Testament.«
    »Vielleicht ist es ein neues Testament«, sagte ich.
    »Du tust nicht nur so, oder?«, sagte Josua. »Du bist wirklich ein schlichtes Gemüt.«
    »Ich glaube, sie mag dich lieber als mich«, sagte ich.
    »Die Schlange?«
    »Ja genau. Und ich bin das schlichte Gemüt.«
    Ich weiß nicht, ob ich jetzt, nachdem ich als Mensch gelebt habe und gestorben bin, über die Liebe kleiner Jungen schreiben kann, aber wenn ich heute daran denke, scheint sie mir der sauberste Schmerz zu sein,

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