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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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können. Der Plan war, dass ich, sobald ich mit diesen beiden alten Texten vertraut wäre, Balthasar bei seiner Suche nach Unsterblichkeit würde helfen können. Das war im Übrigen der Grund, weshalb wir dort waren, der Grund, weshalb Balthasar bei Josuas Geburt überhaupt dem Stern nach Bethlehem gefolgt war, und auch der Grund, Ahmad aufzutragen, dass er die Augen nach einem Juden offen hielt, der den weisen Mann aus Afrika suchte. Balthasar strebte nach Unsterblichkeit, und er dachte, Josua sei der Schlüssel dazu. Natürlich ahnten wir damals nichts davon.
    Ich war bei meinem Studium der Zeichen ganz besonders konzentriert, sicher auch, weil ich keinen Muskel rühren konnte. Jeden Morgen hoben mich Zwei Tempelhunde und Kissen (beide nach ihren üppigen Formen benannt, die offensichtlich einige Kraft mit sich brachten) aus dem Bett, drückten mich über der Latrine aus, badeten mich, flößten mir etwas Brühe ein, dann brachten sie mich in die Bibliothek und setzten mich auf einen Stuhl, während mich Wonne in chinesischen Schriftzeichen unterrichtete, indem sie diese mit nassem Pinsel auf große Schieferplatten malte, die auf Staffeleien standen. Manchmal blieben die Mädchen da und arrangierten meinen Körper in den unterschiedlichsten Stellungen, um sich zu amüsieren, und so sehr mich die Erniedrigung hätte verärgern sollen, muss ich doch der Wahrheit halber einräumen, dass es bald der Höhepunkt meiner gelähmten Tage wurde, mit anzusehen, wenn sich Kissen und Zwei Tempelhunde wie kleine Mädchen vor Lachen schüttelten.
    Gegen Mittag machte Wonne eine Pause, während mich zwei oder mehr der anderen Mädchen über die Latrine hielten, mir noch mehr Brühe einflößten und dann erbarmungslos ihren Schabernack mit mir trieben, bis Wonne wiederkam, in die Hände klatschte und sie mit einem Tadel hinausschickte. (Wonne war die Oberkonkubine von allen, trotz ihrer niedlichen, besonders kleinen Füße.)
    Während dieser Pausen verließ Josua seinen Unterricht und stattete der Bibliothek einen Besuch ab.
    »Wozu habt ihr ihn blau angemalt?«, fragte Josua.
    »Blau sieht er gut aus«, sagte Erbsenschote. Zwei Tempelhunde und Tunnel standen mit ihren Pinseln daneben und bewunderten ihr Werk.
    »Na, darüber wird er nicht glücklich sein, wenn er sein Gegenmittel bekommt, davon könnt ihr schon mal ausgehen.«
    Zu mir sagte Josua dann: »Weißt du, irgendwie siehst du blau ganz gut aus. Biff, ich wollte bei Wonne ein Wort für dich einlegen, aber sie meint, du hättest deine Lektion noch nicht gelernt. Aber du hast deine Lektion doch gelernt, oder? Halt einen Moment die Luft an, wenn die Antwort >Ja< ist.«
    Das tat ich.
    »Dachte ich mir.« Josua beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr. »Es geht um diese Kammer hinter der Eisentür. Das ist die Lektion, die du lernen sollst. Ich hab das Gefühl, wenn ich danach frage, liege ich gleich neben dir.« Er stand auf. »Ich muss jetzt gehen. Hab drei Juwelen zu lernen, wie du weißt. Ich bin gerade beim Erbarmen. Ist gar nicht so schwer, wie es sich anhört.«
    Zwei Tage später kam Wonne morgens mit einem Tee in mein Zimmer. Sie holte das Fläschchen aus ihrer Drachenrobe und hielt es mir direkt vor die Augen. »Siehst du die beiden kleinen Korken, den weißen auf der einen Seite der Phiole und den schwarzen auf der anderen? Der schwarze ist das Gift, das ich dir gegeben habe. Der weiße ist das Gegenmittel. Ich denke, du hast deine Lektion gelernt.«
    Ich sabberte als Antwort, wobei ich ehrlich hoffte, dass sie wusste, welcher Korken welcher war.
    Sie hielt das Fläschchen über eine Tasse, dann goss sie mir etwas Tee in die Kehle, wobei die Hälfte vorn über mein Hemd lief. »Es wird etwas dauern, bis das Gegenmittel wirkt. Und es könnte sich etwas unangenehm anfühlen, wenn die Wirkung des Gifts nachlässt.« Wonne versenkte die kleine Flasche in ihrem chinesischen Dekollete, dann gab sie mir einen Kuss auf die Stirn und ging hinaus. Hätte ich gekonnt, hätte ich leise über die blaue Farbe gelacht, die sie an ihren Lippen hatte, als sie ging. Ha!

    »Etwas unangenehm«, hatte sie gesagt. Fast zehn Tage hatte ich überhaupt kein Gefühl in meinem Körper gehabt, dann plötzlich fing alles wieder an zu arbeiten. Stellt euch vor, ihr rollt morgens aus eurem warmen Bett in - ach, ich weiß nicht - einen Teich aus brennendem Öl.
    »Heiliger Joschafat, Josua, ich fahr gleich aus der Haut.« Wir waren in unserem Schlafraum, etwa eine Stunde nachdem ich das

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