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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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angerichtet war.
    »Also«, sagte Balthasar, »Ahmad erzählt mir, du hättest versucht, einen Banditen zu retten, und dabei einen seiner Männer geblendet, ohne ihn auch nur anzurühren. Höchst beeindruckend.«
    Josua ließ den Kopf hängen. »Es war ein Massaker.«
    »Gräme dich«, sagte Balthasar, »aber denk auch an die Worte des Meisters Lao-tse: >Waffen sind Werkzeuge des Unglücks. Wer von der Gewalt lebt, stirbt keines natürlichen Todes<.«
    »Ahmad«, sagte Josua, »was geschieht mit dem Wächter, dem ich ...«
    »Er nützt mir nichts mehr«, sagte Ahmad. »Was schade ist, denn er war der beste Schütze im ganzen Haufen. Ich lasse ihn in Kabul zurück. Er hat mich gebeten, seinen Lohn seiner Frau in Antiochia und seiner anderen Frau in Dunhuang zu geben. Er muss wohl betteln gehen.«
    »Wer ist Lao-tse?« fragte ich.
    »Du wirst noch reichlich Zeit haben, den Meister Lao-tse zu studieren«, sagte Balthasar. »Morgen will ich dir einen Lehrer zuweisen, der dich Qi, den Pfad des Drachenodems lehrt, doch vorerst iss und ruh dich aus.«
    »Könnt ihr glauben, dass ein Chinese so schwarz ist?«, lachte Ahmad. »Habt ihr so was schon gesehen?«
    »Ich habe das Leopardenfell des Schamanen schon getragen, als dein Vater noch ein Flimmern im großen Meer der Sterne war, Ahmad. Ich beherrschte den Tierzauber, bevor du laufen konntest, und habe sämtliche Geheimnisse der altägyptischen Magie erlernt, bevor dir ein Bart spross. Sollte in der Weisheit chinesischer Meister Unsterblichkeit zu finden sein, dann bin ich so lange Chinese, wie es mir gefällt, egal, welche Farbe meine Haut hat oder wo ich geboren bin.«
    Ich versuchte, Balthasars Alter zu schätzen. Nach allem, was er behauptete, musste er wirklich sehr alt sein, denn auch Ahmad war nicht mehr jung, doch bewegte er sich rüstig, und soweit ich sehen konnte, hatte er noch alle Zähne - und sie waren makellos. Er hatte nichts von dieser kläglichen Senilität an sich, die ich von unseren Alten im Dorf kannte.
    »Wie haltet Ihr Euch so gut bei Kräften, Balthasar?«, fragte ich.
    »Zauberei.« Er grinste.
    »Es gibt keine Zauberei, nur Wunder Gottes«, sagte Josua.
    Balthasar kratzte sich am Kinn und erwiderte leise: »Dann muss es wohl auch ohne seine Zustimmung gehen, was, Josua?«
    Josua ließ sich hängen und starrte zu Boden.
    Ahmad platzte vor Lachen. »Sein Zauber ist nicht so geheimnisvoll, Kinder. Balthasar hat acht Konkubinen, die ihm das Gift aus seinem welken Leib saugen. Damit hält er sich jung.«
    »Heiliger Strohsack! Acht?« Ich staunte. Erregt. Neidisch.
    »Hat dieses Zimmer mit der eisenbeschlagenen Tür etwas mit Eurer Zauberei zu tun?« fragte Josua feierlich.
    Balthasars Grinsen erstarb. Ahmad blickte von Josua zum Magier und zurück, verdutzt.
    »Ich zeige euch eure Quartiere«, sagte Balthasar. »Ihr solltet euch waschen und ausruhen. Morgen ist Unterricht. Sagt Ahmad Lebwohl, denn so bald seht ihr ihn nicht wieder.«
    Unsere Unterkunft war geräumig, größer als die Häuser, in denen wir aufgewachsen waren, mit Teppichen am Boden und Stühlen aus dunklem, exotischem Holz in der Form von Drachen und Löwen, und einem Tisch, auf dem Krug und Waschschüssel standen. Jedes unserer Zimmer besaß einen Schreibtisch und ein Schränkchen voller Schreib- und Malwerkzeuge, und dazu etwas, das wir beide noch nie gesehen hatten: ein Bett. Eine halb hohe Wand trennte Josuas Zimmer von meinem, so dass wir in den Betten liegen und miteinander reden konnten, ganz wie wir es in der Wüste getan hatten. Ich merkte, dass Josua in jener ersten Nacht schwere Sorgen plagten.
    »Du scheinst mir ... ich weiß nicht ... von schweren Sorgen geplagt, Josh.«
    »Es ist wegen der Banditen. Hätte ich sie auferstehen lassen können?«
    »Alle? Ich weiß nicht, hättest du?«
    »Ich habe daran gedacht. Ich hätte sie alle wieder herumlaufen und atmen lassen können. Sie hätten leben können. Aber ich habe es nicht einmal versucht.«
    »Wieso?«
    »Weil ich fürchtete, dass sie uns getötet und beraubt hätten. Ganz wie Balthasar gesagt hat: >Wer von der Gewalt lebt, stirbt keines natürlichen Todes.<«
    »In der Thora steht: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Es waren Banditen.«
    »Aber waren sie immer schon Banditen? Wären sie auch in den kommenden Jahren Banditen geblieben?«
    »Klar, einmal Bandit, immer Bandit. Sie legen einen Eid ab oder so was. Außerdem hast du sie nicht getötet.«
    »Aber ich habe sie nicht gerettet, und diesen Schützen habe ich geblendet.

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