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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Das war nicht richtig.«
    »Du warst erzürnt.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Was soll das heißen, es ist keine Entschuldigung? Du bist Gottes Sohn. Gott hatte alle auf Erden mit einer Flut ausgelöscht, weil er erzürnt war.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das stimmt.« 
    »Bitte?«
    »Wir müssen nach Kabul. Ich muss dafür sorgen, dass dieser Mann wieder sehen kann.«
    »Josua, dieses Bett ist das bequemste, auf dem ich je gelegen habe. Können wir noch warten, bis wir nach Kabul gehen?«
    »Ich denke schon.«
    Josua schwieg lange, und ich dachte, er sei eingeschlafen. Ich wollte nicht schlafen, doch über tote Banditen wollte ich auch nicht reden.
    »He, Josh?«
    »Was?«
    »Was meinst du, was in diesem Zimmer mit der Eisentür ist? Wie hat er es genannt?«
    » Xiong zai«, sagte Josh.
    »Ja, genau, Xiong zai. Was glaubst du, was es ist?«
    »Ich weiß nicht, Biff. Vielleicht solltest du deinen Lehrer fragen.«

    »Xiong zai bedeutet im Sprachgebrauch des Feng Shui >Haus des Schicksals««, sagte Niedliche Füße im Göttlichen Tanz Wonniger Ekstase. Sie kniete vor einem flachen Steintisch, auf dem eine tönerne Teekanne samt Tassen stand. Sie trug einen roten Seidenrock mit goldenen Drachen darauf, geschnürt mit einer Schärpe. Ihr Haar war schwarz und glatt und so lang, dass sie es fest verknotet hatte, damit es nicht am Boden schleifte, wenn sie den Tee servierte. Ihr Gesicht war herzförmig, ihre Haut sanft wie polierter Alabaster, und sollte sie je in der Sonne gewesen sein, so war jeglicher Beweis dafür längst verblasst. Sie trug hölzerne, von Seidenbändern gehaltene Sandalen, und ihre Füße waren, wie man ihrem Namen unschwer entnehmen konnte, wirklich niedlich. Drei Tage Unterricht waren nötig gewesen, bis ich den Mut aufbrachte, sie nach der Kammer zu fragen.
    Anmutig, wenn auch ohne jedes Zeremoniell, schenkte sie den Tee ein, wie sie es auch an den drei Tagen jeweils vor meinem Unterricht getan hatte. Diesmal jedoch gab sie, bevor sie mir die Tasse reichte, einen Tropfen aus einem klitzekleinen Porzellan-fläschchen hinein, das um ihren Hals hing.
    »Was ist in dem Fläschchen, Wonne?« Ich nannte sie Wonne. Ihr ganzer Name war im Gespräch zu sperrig, und wenn ich es mit anderen Diminutiven versuchte (Niedliche Füße, Göttlicher Tanz und Ekstase), reagierte sie nicht eben freundlich.
    »Gift«, sagte Wonne lächelnd. Das Lächeln ihrer Lippen war scheu und mädchenhaft, doch aus den Augen sprach tausendjährige Verschmitztheit.
    »Ah«, sagte ich und probierte den Tee. Er war köstlich und duftete, ganz wie sonst auch, doch diesmal lag ein Hauch von Bitterkeit darin.
    »Biff, kannst du erraten, welche Lektion du heute lernen sollst?«, fragte Wonne.
    »Ich dachte, du würdest mir erzählen, was in diesem Haus des Schicksals los ist.«
    »Nein, das ist nicht deine heutige Lektion. Balthasar möchte nicht, dass du weißt, was in diesem Zimmer ist. Rate noch einmal.«
    In meinen Fingern und Zehen fing es an zu prickeln, und plötzlich merkte ich, dass meine Kopfhaut taub war. »Du bringst mir bei, wie man dieses Feuerpulver mischt, das Balthasar bei unserer Ankunft benutzt hat?«
    »Nein, Dummchen.« Wonnes Lachen klang lieblich wie ein klarer Bach, der über Felsen rinnt. Sie stieß sanft gegen meine Brust, und ich fiel um, vollkommen erstarrt. »Die heutige Lektion lautet ... bist du bereit?«
    Ich grunzte. Mehr konnte ich nicht tun. Mein Mund war wie gelähmt.
    »Die heutige Lektion lautet: Wenn jemand Gift in deinen Tee mischt, trink ihn nicht.«
    »Mh-hm«, nuschelte ich irgendwie hervor.

    »Also«, sagte Balthasar, »wie ich sehe, hat Niedliche Füße im Göttlichen Tanz Wonniger Ekstase preisgegeben, was sie in dem kleinen Fläschchen um ihren Hals trägt.« Der Magier lachte von Herzen und lehnte sich in ein paar Kissen.
    »Ist er tot?«, fragte Josua.
    Die Mädchen legten meinen gelähmten Körper auf die Kissen neben Josua, dann setzten sie mich auf, damit ich Balthasar ansehen konnte. Verheißungsvolle Pforte Himmlischer Feuchtigkeit Nummer Sechs, die ich eben erst kennen gelernt und für die ich noch keinen Spitznamen hatte, gab ein paar Tropfen in meine Augen, um sie feucht zu halten, denn anscheinend hatte ich meine Fähigkeit zu blinzeln eingebüßt. »Nein«, sagte Balthasar, »er ist nicht tot. Nur entspannt.«
    Verheißungsvolle Pforte Himmlischer Feuchtigkeit Nummer Sechs reichte Josua die Phiole mit den Augentropfen und entschuldigte sich. Sie und die anderen

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