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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Gegenmittel genommen hatte. Balthasar hatte Josua geschickt, damit er mich suchte und in die Bibliothek brachte, vermutlich weil er sehen wollte, wie es mir erging.
    Josh hielt seine Hand an meine Stirn, doch statt der üblichen Ruhe, die mit dieser Geste einherging, fühlte es sich an, als drückte er mir ein heißes Brandeisen auf die Haut. Ich schlug seine Hand beiseite. »Danke, aber es nützt nichts.«
    »Ein Bad vielleicht?«, schlug Josua vor.
    »Schon versucht. Himmelarsch, es macht mich ganz verrückt!« Ich sprang im Kreis herum, anders wusste ich mir nicht zu helfen.
    »Vielleicht hat Balthasar etwas, das dir helfen könnte«, sagte Josua.
    »Geh voraus«, sagte ich. »Ich kann hier nicht so rumsitzen.«
    Wir machten uns auf den Weg den Gang entlang, auf dem Weg zur Bibliothek stiegen wir mehrere Stockwerke hinab. Als wir eine der spiralförmigen Rampen hinunterliefen, nahm ich Josuas Arm.
    »Josh, sieh dir diese Rampe an. Fällt dir was auf?«
    Er sah zu Boden und beugte sich vor, um den Rand genauer zu betrachten. »Nein. Sollte es?«
    »Was ist mit den Wänden und Decken, dem Boden, fällt dir da was auf?«
    Josua sah sich um. »Alles ist aus Felsgestein?«
    »Ja, aber was noch? Sieh genau hin. Denk an die Häuser, die wir in Sephoris gebaut haben. Fällt dir jetzt was auf?«
    »Keine Arbeitsspuren?«
    »Ganz genau«, sagte ich. »In den letzten beiden Wochen habe ich viel Zeit damit verbracht, Wände und Decken anzustarren, weil ich sonst nichts zu tun hatte. Es gibt nicht den leisesten Hinweis auf einen Meißel, eine Spitzhacke, einen Hammer, irgendwas. Als hätte der Wind diese Räume in tausend Jahren ausgehöhlt, und du weißt, dass das nicht sein kann.«
    »Aber worauf willst du hinaus?«, sagte Josua.
    »Ich will darauf hinaus, dass bei Balthasar und seinen Mädchen mehr im Busch ist, als er zugeben will.«
    »Wir sollten sie fragen.« 
    »Nein, das sollten wir nicht tun, Josh. Begreifst du denn nicht? Wir müssen rausfinden, was los ist, ohne dass sie erfahren, was wir wissen.«
    »Weswegen?«
    »Weswegen? Weswegen? Weil ich beim letzten Mal, als ich eine Frage gestellt habe, vergiftet wurde, deswegen. Und ich glaube, wenn Balthasar nicht davon ausginge, dass du etwas hast, was er gern hätte, wäre mir das Gegenmittel sicher nicht verabreicht worden.«
    »Aber ich habe nichts«, sagte Josua aufrichtig.
    »Du könntest etwas haben, von dem du gar nichts weißt, aber du kannst nicht einfach hingehen und fragen, was es ist. Wir müssen durchtrieben sein. Verschlagen. Raffiniert.«
    »So was kann ich aber nicht so gut.«
    Ich legte meinem Freund einen Arm um die Schulter. »Ist nicht immer so toll, Messias zu sein, hm?« 
    13

    »Ich könnte dem kleinen Punk in seinen nackten Punkarsch treten«, brüllte der Engel, sprang aufs Bett und drohte dem Fernseher mit der Faust.
    »Raziel«, sagte ich. »Du bist ein Engel des Herrn, er ist professioneller Wrestler. Ich glaube, es dürfte wohl keinen Zweifel daran geben, dass du ihm in den Arsch treten kannst.« Seit zwei Tagen ging es nun schon so. Der Engel hatte eine neue Leidenschaft entdeckt. Ein Dutzend Mal hat die Rezeption schon angerufen und einen Pagen heraufgeschickt, der den Engel aufforderte, leiser zu sein. »Außerdem tun sie nur so.«
    Raziel sah mich an, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. »Fang nicht wieder damit an. Das da sind keine Schauspieler.« Der Engel kippte rückwärts aufs Bett. »Oooh, oooh, hast du das gesehen? Die Schlampe hat ihm einen Stuhl übergebraten. Hau rein, Mädchen! Böse, böse!«
    So ist es jetzt. Talkshows mit kreischenden Hirnamputierten, Vorabendserien und Wrestling. Und der Engel hütet die Fernbedienung, als wäre sie die Bundeslade.
    »Genau das«, erklärte ich, »ist der Grund, wieso man Engeln nie einen freien Willen zugestanden hat. Genau das. Weil du deine Zeit damit vergeuden würdest, dir das da anzusehen.«
    »Wirklich?«, sagte Raziel, und er stellte den Fernseher stumm, wohl zum ersten Mal seit Tagen. »Dann sag mir, Levi, den man Biff nennt: Wenn es denn stimmt, dass ich mit dem Fernsehen das bisschen Freiheit, das man mir zur Ausübung meines Auftrags zugestanden hat, missbrauche ... was würdest du dann über dein eigenes Volk sagen?«
    »Mit meinem Volk meinst du die Menschen?« Ich wollte Zeit schinden. Ich konnte mich nicht erinnern, dass der Engel bisher je ein sinnvolles Argument geäußert hätte, und ich war darauf nicht vorbereitet.
    »He, das kannst du mir nicht anhängen.

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