Die Bibel - Wissen auf einen Blick
Versuchung), ak lau sei uns af þamma ubilin (sondern löse uns von dem Übel), unte þeina ïst þiudangardi (denn dein ist das Königreich) jah mahs (und die Macht) jah wulþus ïn aiwins (und die Herrlichkeit in Ewigkeit). Amen.
Der Pionier der deutschen Sprache
Bischof Wulfila machte sich daran, zuerst einmal ein gotisches Alphabet zu schaffen. Er veränderte 16 Runen so, dass man sie besser schreiben konnte, und ergänzte sie mit zehn Buchstaben aus dem Griechischen. Damit schuf er die erste germanische Schriftsprache. Bei seiner Übersetzung suchte er dann für die vielen unbekannten Begriffe gotische Entsprechungen. So übersetzte er „Erlösen“ mit „genasjan“ (genesen). Für das Verhältnis zwischen Gott und den Gläubigen griff er auf germanische Vorstellungen von Treue und gegenseitiger Verpflichtung zurück. Sprachforscher bescheinigen ihm eine kühne, aber psychologisch einfühlsame Übersetzung. Für viele Begriffe schuf er neue Wörter. So gehen zahlreiche der religiösen Begriffe im Deutschen auf Wulfila zurück und haben griechische Wurzeln, beispielsweise „Kirche“ (von griechisch: kyriake = dem Herrn gehörig) oder „Bischof“ (von griechisch: episcopos = Aufseher). Einige Teile des Alten Testamentes wie die Bücher der Könige übersetzte Wulfila übrigens nicht.
Die genaue Geschichte des Codex argenteus kennt man nicht. Kaiser Rudolf II. (1552–1612) bewahrte ihn jedenfalls in der Prager Burg auf, wo ihn im Dreißigjährigen Krieg die Schweden raubten. Deshalb befindet er sich heute in der Universitätsbibliothek von Uppsala.
(c) Interfoto München
Die Inseln der Gelehrsamkeit
(Eadwine-Psalter, Schreibender Mönch, um 1170)
Der Eadwine-Psalter aus Canterbury gehört zu den interessantesten Handschriften des Mittelalters. Dies liegt nicht nur daran, dass er Übersetzungen der Psalmen in Altenglisch und Altfranzösisch enthält, sondern auch 400 Illustrationen. Im Gegensatz zu anderen Handschriften ist er nicht nach seinem Auftraggeber benannt, sondern nach dem Schreiber.
Verbindung von Religion und Buch
Mit der Christianisierung gelangte die Bibel zu Völkern, für die Bücher bislang keine Rolle gespielt hatten, etwa zu den westeuropäischen Kelten und Germanen. Zwar benutzte der Frankenkönig Chlodwig im 5. Jahrhundert n. Chr. die noch verbliebenen Relikte der römischen Verwaltung für sein Reich, doch die Gelehrtentradition der untergegangenen Antike interessierte ihn nicht. Eine ganz andere Bedeutung maß er dagegen der Bibel zu. Etwa um 500 ließ sich Chlodwig taufen und förderte bewusst die Missionierung gerade der entlegenen Teile des Frankenreiches, weil er hoffte, diese Gebiete dadurch besser integrieren zu können. Das Christentum war seit seinen frühesten Ursprüngen eine „Schriftreligion“, die sich an Texten, nicht an mündlichen Überlieferungen orientierte. Auch die irischen und britischen Mönche, die – von Chlodwig ins Land gerufen – Westeuropa missionierten, hielten an dieser Tradition fest. Als Stützpunkte ihrer Missionsarbeit gründeten sie Klöster, zu denen unter anderem auch Schreibstuben gehörten. Da es bis ins Spätmittelalter kaum weltliche Schreibstuben gab, übernahmen diese Institutionen aber auch profane Schreibaufgaben und bildeten weltliche Schreiber aus. So wurde die antike Gelehrtentradition nicht von Laien, sondern von Mönchen wiederentdeckt.
Die karolingische Renaissance
Karl der Große (748–814) trägt seinen Beinamen auch deshalb, weil er als erster Frankenherrscher den Wert der Klöster und ihrer Schreibstuben erkannte. Er benötigte sie vor allem für eine neue einheitliche Verwaltung, die er in dem riesigen Frankenreich einführte. Obwohl er selbst, so die Überlieferung, erst in hohem Alter das Schreiben erlernte, versammelte er Gelehrte, wie den Angelsachsen Alkuin, aus ganz Europa um sich, und ließ für die damalige Zeit eine äußerst reichhaltige Bibliothek zusammentragen. Karls Bemühen ging sogar so weit, dass er Alkuin eine neue einheitliche und praktische, aber dennoch repräsentative Schreibschrift, die karolingische Minuskel, entwerfen ließ.
Ein neues Geschäftsfeld
Die Schreibstuben der Klöster dienten in erster Linie dazu, den eigenen Bedarf zu decken. Man kopierte Texte, die man für Andachten und Messen benötigte, oder Schriften, die einzelne Mönche studieren wollten. Die Klöster standen dabei in reger Verbindung und tauschten Schriften auch untereinander aus. Einige Schreibstuben begannen, sich mit
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