Die Bibel - Wissen auf einen Blick
Millionen Euro geschätzt.
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Die Lutherbibel
(Lukas Cranach, Martin Luther, 1529)
Martin Luther ist ein vielfach porträtierter Mann. Dies ist unter anderem seiner Freundschaft zu dem sächsischen Hofmaler Lukas Cranach zu verdanken. Cranach bildete ihn gut ein dutzend Mal ab. Auf dem Porträt von 1529 ist Luther 46 Jahre alt, seit vier Jahren mit Katharina von Bora verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine wichtigsten Schriften waren bereits geschrieben, die Reformation hatte sich in Sachsen durchgesetzt und große Teile der Bibel hatte er schon übersetzt.
Auf der Wartburg
Acht Jahre zuvor war die Situation noch eine ganz andere gewesen. Am 17. April 1521 war Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms aufgefordert worden, seinen als ketzerisch erachteten Lehren abzuschwören. Er erklärte jedoch, er würde dies nur tun, wenn er durch die Heilige Schrift widerlegt werden würde. Eine Aufforderung, der seine Gegner nicht in der Lage waren, nachzukommen. Auf dem Heimweg nach Wittenberg wurde Luther schließlich regelrecht entführt. Hinter diesem Plan steckte sein Gönner, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Er ließ Luther zu seinem eigenen Schutz nach Eisenach auf die Wartburg bringen. Vier Tage später verhängte der Reichstag die Acht über den Reformator. Luther war nun vogelfrei und durfte von jedermann straflos getötet werden. Der Gejagte nutzte den Zwangsaufenthalt auf der Wartburg zu einem bedeutenden Werk: Er übersetzte die Bibel ins Deutsche.
Ein früher Bestseller
Der Vorschlag hierzu stammte wahrscheinlich von seinem Freund und Mitstreiter Philipp Melanchthon. Luther machte sich im Herbst ans Werk, und es gelang ihm in nur elf Wochen das gesamte Neue Testament zu übersetzen. Als Vorlage verwendete er nicht nur die traditionelle Vulgata, sondern auch eine griechische Version, die der Humanist Erasmus von Rotterdam erst einige Jahre zuvor textkritisch überarbeitet hatte. Als Luther Anfang 1522 mit seiner Arbeit fertig war, wurde seine Bibel sofort gedruckt und in großer Auflage verbreitet.
Die Sprache der Lutherbibel
Für den Erfolg seiner Bibel war ebenso ausschlaggebend, dass Luther bei seiner Übersetzung einen Ton traf, der die Menschen erreichte. Er formulierte kurz, prägnant und alltagsnah, aber dennoch rhetorisch und stilistisch ansprechend. Daneben versuchte Luther, Dialektausdrücke, die nicht allgemein verständlich waren, zu vermeiden – ein Unterfangen, das zu jener Zeit nicht gerade einfach war. Luthers Bibel hatte deshalb einen wesentlichen Anteil an der Entstehung einer gemeinsamen frühneuhochdeutschen Sprache.
Oft wird behauptet, Luther sei der Erste gewesen, der die Bibel ins Deutsche übersetzt habe. Doch das stimmt so nicht: Vor ihm gab es rund 70 verschiedene Übersetzungen, die jedoch nur in kleinem Rahmen benutzt wurden. Zwei grundlegende Aspekte trafen nun zusammen und trugen zum Erfolg der Lutherbibel bei: Luthers offene Rebellion gegen den Papst und dessen Anweisungen und die erst vor kurzem durch Gutenberg revolutionierte Drucktechnik, die erstmals eine massenhafte Verbreitung von Schriftstücken zuließ. Sie machte Martin Luther zum ersten Bestsellerautor der Geschichte. Man schätzt, dass seine Schriften, während er noch auf der Wartburg weilte, bereits in einer Auflage von einer halben Million Exemplaren zirkulierten. Seine Bibel wurde innerhalb weniger Jahre mehr als 100 000-mal gedruckt. 1534 hatte Luther auch alle Bücher des Alten Testaments übersetzt, woraufhin seine erste Gesamtausgabe der Bibel in sechs Bänden auf den Markt kam.
„In silentio et spe erit fortitudo vestra“ („Im Schweigen und Hoffen sei Eure Stärke“), wünscht Lukas Cranach seinem Freund Martin Luther auf dem Porträt, das heute in den Uffizien in Florenz hängt. Bei diesem Ausspruch handelt es sich um ein Zitat des Propheten Jesaja (30,15).
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Kanonisierung in Trient
(Speculum Romanae Magnifisentiae Tridentinium, Konzil von Trient, 16. Jh.)
Im Grunde genommen war die Kanonisierung der Bibel, d. h. die Festlegung ihres Inhalts, im 5. Jahrhundert bereits abgeschlossen. Aber man hielt es nicht für nötig, den Kanon offiziell festzuschreiben. Doch dann trat Martin Luther hinzu und überging schlichtweg einige Schriften aus dem Alten Testament.
Abgrenzung zum Protestantismus
Aus diesem Grund rief Papst Paul III. 1545 die katholischen Würdenträger zu einem Konzil zusammen. Solche Zusammenkünfte hat es in der katholischen Kirche
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