Die Bibel - Wissen auf einen Blick
„Halte dich fern von unheiligen, leeren Redereien und den Widersprüchen, der fälschlich so genannten ‚Erkenntnis’“, endet zum Beispiel der erste Timotheus-Brief. Die gnostischen Geheim-Evangelien wurden von den frühen Christen als ketzerisch verdammt. Allerdings begannen die Kirchenväter im 3. und 4. Jahrhundert selbst, gnostischen Idealen wie Leibund Lustfeindlichkeit zu huldigen, um die Überlegenheit des Christentums zu beweisen. Einige gnostische Schriften wurden 1945 von Bauern im ägyptischen Nag Hammadi in Tonkrügen gefunden, darunter das Thomasevangelium, eine Sammlung von Jesus-Sprüchen, die teilweise aus den biblischen Evangelien schon bekannt waren, zu einem großen Teil aber bislang nicht überliefert waren.
Das Problem mit der Zuordnung
Niemand kann sagen, wie viele apokryphe Schriften es gibt. Denn die Unklarheiten fangen bereits mit der Frage an, was den Apokryphen zuzurechnen ist. Apokryphe Schriften haben immer einen näheren Bezug zur Bibel als andere religiöse Texte. Dies zeigt sich am Beispiel des Buches Judith, das von einer Kirche in die Bibel aufgenommen wurde, von einer anderen nicht. Ein weiteres Beispiel bilden die gnostischen Evangelien, die für sich den gleichen Status als göttliche Offenbarung beanspruchen wie die biblischen Schriften. Manchmal aber genügt schon der Titel. Das Evangelium des Pseudo-Matthäus beispielsweise aus dem frühen Mittelalter, würde man wahrscheinlich schlichtweg als Legendensammlung abtun, hätte es der Autor nicht selbst als „Evangelium“ tituliert.
Klatsch und Tratsch
Es gibt auch apokryphe Schriften anderer Art, nämlich jene, die sich insbesondere mit Maria und Jesu Kindheit befassen. Meist sind sie keineswegs rätselhaft, sondern in ihrer Thematik ziemlich alltäglich. Einige dieser apokryphen Evangelien lesen sich wie eine Mischung aus moderner Regenbogenpresse und Märchenbüchern, aus Wundergeschichten und Klatsch rund um biblische Protagonisten. Nicht nur Maria, sondern auch Adam und Eva sowie andere alttestamentarische Personen wurden zum Gegenstand jener Art von Erzählungen. Diese „Evangelien“ haben zwar den Volksglauben beeinflusst, wurden aber von Theologen nie wirklich ernst genommen.
Melancholisch, aber selbstbewusst lässt Sandro Botticelli (um 1445–1510) die schöne Witwe Judith mit dem Haupt des assyrischen Feldherren Holofernes in ihre Heimatstadt zurückkehren. Das Buch Judith ist ein wahres Loblied auf ihren Mut und ihre Tugend. Botticellis nur 31 cm hohes Gemälde (Öl auf Holz) hängt in den Uffizien in Florenz.
(c) Interfoto München
Die Karriere der Maria Magdalena
(Federigo Barocci, Christus und Magdalena, 1590)
Es gibt eine sehr anrührende Begegnung zwischen Jesus und Maria aus Magdala, die der italienische Maler Federigo Barocci auf seinem Gemälde darstellt. Der Evangelist Johannes (20,1 f.) erzählt, wie Maria Magdalena am Ostermorgen weinend vor dem leeren Grab gestanden habe. Da sah sie plötzlich einen Mann, den sie für den Gärtner hielt. Er habe sie gefragt: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“. Ob er Jesu Leichnam weggetragen habe, fragte sie zurück. „Sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen.“ Daraufhin habe der Mann sie mit „Maria“ angesprochen. Sie erkannte ihn, so Johannes weiter, und erwiderte „Rabbuni“ (aramäisch: Meister).
Die Lieblingsjüngerin
Auch wenn die Evangelisten wenig von Maria Magdalena erzählen, so lassen sie doch keinen Zweifel daran, dass sie unter den Frauen, die Jesus folgten, eine besondere Bedeutung gehabt hat. Auffallend ist auch, dass sie nach ihrem Heimatort benannt ist, der wohl am See Genezareth lag, und nicht als Frau, Mutter oder Tochter eines Mannes eingeführt wird. Doch weder in der Apostelgeschichte noch in den biblischen Briefen findet sie Erwähnung. Dafür haben sich die apokryphen Evangelien ihrer umso mehr angenommen. Im so genannten „Evangelium der Maria Magdalena“, einer gnostischen Schrift aus dem 2. Jahrhundert, bittet Petrus Maria: „Schwester, wir alle wissen, dass der Retter dich lieber hatte als die anderen Frauen. Sage du uns Worte des Retters (…), die du kennst, wir aber nicht“. Als Maria daraufhin kaum verständliche Visionen schildert, zeigt sich Petrus erzürnt darüber, dass Jesus einer Frau mehr erzählt habe als ihm. Im Philippusevangelium, ebenfalls einer gnostischen Sprüchesammlung, wird berichtet, dass drei Frauen stets bei Jesus gewesen seien: Maria, seine Mutter, deren (oder seine)
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