Die Bibliothek des Zaren
dem Versteck holen und sich auf den Weg machen.
Spätestens übermorgen. Jedenfalls bestimmt nicht später als in einer Woche. Er würde die Schweden irgendwo bei Torshok einholen.
Der Hauptmann seufzte und schüttelte den Kopf, um eine ungebetene Erinnerung loszuwerden: Saschenkas graue Augen, die ihn unverwandt ansahen, als sie beide so dicht beieinander standen, Nase an Nase. Mon amour impossible . . .
Er erinnerte sich an das Gleichnis, das der Mohr erzählt hatte. Doch, das Krokodil-Männchen hatte lange genug in seinem Sumpf gesessen und gewartet, bis die Sonne ihm – schwups – in die kralligen Pranken fiel.
Er könnte vielleicht sogar noch einen Monat in Moskau bleiben. Die schwedische Karawane war ja nicht die letzte, es würde ja noch andere geben. Mehr als einen Monat, das wäre natürlich gefährlich, aber einen Monat, das ginge. So schnell würden die Miloslawskis es nicht schaffen, den Bojaren in Stücke zu reißen. Solange die Trauer um den Zaren dauerte, gehörte sich das auch nicht.
Und mit den Büchern, das wäre so: Er würde sie sich unmittelbar vor der Abreise holen. Sollten sie doch ruhig in dem Versteck liegen, das war sicherer. Adam Walsers Leichnam würden die Leute in dem Keller nicht finden, zumal sie sowieso nicht besonders intensiv suchen würden. Sie würden sich denken, der teutonische Zauberer habe sich auf seinen Besen gesetzt und sei entweder zurück in seine Heimat, das Land der Ungläubigen, geflogen oder direkt zum Teufel und Satan.
In das leere Haus einzudringen, würde ein Kinderspiel sein. Und dann:
Die Steintafeln wegräumen und in das Versteck hinabsteigen. Die Nase kann ich mir mit einer Wäscheklammer zuhalten, um den Verwesungsgestank nicht zu riechen. Und dann ist es ganz einfach. Da ist ja schon die Liberey, unter einer Erdschicht, die einen Werschok dick ist.
Schiebe das garstige Buch beiseite und grabe.
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